Samentütchen zum Tag der Nachhaltigkeit

Bad Homburg (hw). Die Stadt beteiligt sich wieder am Hessischen Nachhaltigkeitstag, der am 10. September stattfindet. Der Aktionstag, der alle zwei Jahre begangen wird, steht diesmal unter dem Motto „Lebendig – Vielfältig – Nachhaltig: Unser Hessen in Stadt und Land“. Aufgrund der Corona-Pandemie gibt es in Bad Homburg in diesem Jahr nur eine kleine städtische Aktion: Es werden wieder Blühsamentütchen mit regionalem, insektenfreundlichen Saatgut verteilt. In der Mischung sind 90 unterschiedliche Pflanzensamen für zum Teil mehrjährige Pflanzen enthalten. Die Tütchen werden allerdings nicht am 10., sondern am 12. September von 10 bis 13 Uhr am Infostand der Stadt auf dem Waisenhausplatz unters Volk gebracht.

Große Aktivitäten zur Nachhaltigkeit hat hingegen der Ökoprofit-Klub Hochtaunus durchgeführt: Die Erhöhung der Biodiversität ist eine Initiative von 17 Unternehmen, die im Ökoprofit-Klub zusammengeschlossen sind. Das Projekt zielt darauf ab, betrieblichen Umweltschutz mit Gewinn zu vereinbaren. Über den Zeitraum von einem Jahr werden interessierte Betriebe jedweder Größe und Branchenzugehörigkeit von externen Fachleuten geschult und darin beraten, wie Betriebsabläufe umweltfreundlicher und zugleich kostengünstiger gestaltet werden können. Dabei wird Wert daraufgelegt, lokale Netzwerke zu bilden, von denen alle teilnehmenden Akteure profitieren können.

Im Hochtaunuskreis gibt es Ökoprofit seit 2004. Von der Stadt Bad Homburg initiiert, stießen in den folgenden Jahren noch Friedrichsdorf und Oberursel hinzu. Bisher haben mehr als 50 Betriebe an dem Projekt teilgenommen und die verschiedensten Maßnahmen zur Verbesserung ihrer Umweltleistung umgesetzt. Mit beeindruckendem Erfolg: Insgesamt sind jährliche Einsparungen von mehr als 1,5 Millionen Euro, über fünf Millionen Tonnen CO2-Emmissionen und etwa 40 Millionen Liter Wasser zustandegekommen.

Allein in der letzten Runde schafften es die teilnehmenden Betriebe zusammen über 100 Maßnahmen im Bereich Energieeffizienz, Abfall, Wasser und Nachhaltigkeit umzusetzen. Dabei sparten die Unternehmen im Jahr über eine halbe Millionen Kilowattstunden Energie, mindestens 600 000 Liter Wasser und über 350 000 Kilogramm CO2 ein. Der diesjährige Schwerpunkt liegt auf der Erhöhung der Biodiversität an den Betriebsstandorten und in den Kommunen. Heimische Pflanzen sind die Lebensgrundlage der Insekten. Diese wiederum sorgen für die Verbreitung und den Erhalt der Pflanzen und sind Lebensgrundlage für die heimischen Vögel. Darauf konzipierten die Betrieben ihre Aktion.

Bei der Aktion greifen viele kleine Rädchen ineinander. So achten die Unternehmen im Einkauf auf regionale und insektenfreundliche Pflanzen- sowie Rasenmischungen. Sie vermeiden eine nur ästhetischen Gesichtspunkten dienende Bepflanzungen und bevorzugen auf ihren Unternehmensflächen einheimische Saatgutmischungen. Statt kurzgeschnittenem Rasen entstehen Wiesenflächen, die nicht nur eine Insekten-, sondern auch eine Augenweide sind. Statt wöchentlichem Mähen bevorzugen die Unternehmen eine angepasste Mahd. Außerdem bleibt ein Teil der Wiesen stehen, was die Insekten schont und ihre Ansiedlung und Fortpflanzung sichert.

Größere Artenvielfalt

Hochgewachsene Wiesen, die länger stehen bleiben, bieten vielen Arten ein Refugium. Schon nach wenigen Jahren ist eine größere Artenvielfalt zu beobachten. Außerdem sind hochgewachsene Wiesen ein Beitrag zum Stadtklima. Gerade in heißen Sommern sind sie vorteilhafter als kurz geschnittener Rasen. Eine weitere Maßnahme ist die Aufstellung von „Insektenhotels“, also besonders ausgestattete Holzkonstruktionen, die Brut und Nistplätze für Wildbienen, Hummeln und viele andere Insekten bieten. Alle diese kleinen Maßnahmen sind wertvolle Schritte zum nachhaltigen Schutz der Flora und Fauna.

Die Firma Gopa aus Bad Homburg hat im Juni insektenfreundliches Saatgut vor ihrem Hauptgebäude ausgesät – mit großem Erfolg: Es ist viel gewachsen, Wildkräuter wie Schafgarbe und wilde Möhre. Diese Saatmischung wurde auch auf einer mehrere hundert Quadratmeter großen Fläche an der Klinik Hohe Mark in Oberursel ausgebracht. Zudem hat die Firma Hydrodata (Oberursel) auf ihrem Firmengelände ein großes Insektenhotel „eröffnet“, das inzwischen regen Besuch erhält.



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