Schmuckstücke auf vier Rädern trotzen der Pandemie

Blick auf den Start, an dem Bernardo Cescon aus Steinbach und Bernhard-Hugo Ehmer aus Kronberg im Jaguar MK IV, Baujahr 1947, auf das Startzeichen warten. Die Flagge hisst Norbert Seezer, Präsident des Automobilclubs Wiesbaden. Foto: fch

Bad Homburg (fch). Die Königsklasse im Motorsport startete am Sonntag um 15.10 Uhr mit dem Großen Preis von Österreich in Spielberg in die 71. Formel-1-Saison. In Bad Homburg kamen Automobilfans bereits sechs Stunden zuvor auf ihre Kosten. Der Start zur ersten Etappe der 34. Internationalen Rallye Bad Homburg Historic in der Brunnenallee erfolgte bereits um neun Uhr. Da hatten das Team um Veranstalter Manfred Hahn vom „Automania Racing Team“ und die Unterstützer aus den Reihen der Kur- und Kongress-GmbH sowie alle Fahrer und Beifahrer bereits in der Orangerie gefrühstückt. Und die 45 Teams hatten erfolgreich die Abnahme ihrer Oldtimer gemeistert.

Auch bei der Zielsetzung unterscheiden sich die beiden Wettbewerbe erheblich voneinander. Steht bei der Formel 1 Schnelligkeit und Höchstleistung im Vordergrund, so sind es bei der traditionsreichen Rallye Bad Homburg Historic die Zuverlässigkeit der Fahrzeuge und die Fahrzeugbeherrschung. Manfred Hahn bringt den Unterschied zwischen beiden Veranstaltungen auf den Punkt: „Die Rallye Bad Homburg Historic ist kein Motorsport. Bei uns stehen die Freude am Fahren und gemeinsamen Erleben und Genießen im Vordergrund.“ Die Kult-Rallye mit Fahrzeugen von 30 Jahren und mehr knüpft an die bis 1969 ausgetragene Rallye Bad Homburg an.

Die Coronavirus-Pandemie hat mit einem verspäteten Saisonstart auf die Formel 1 wie auch mit Hygiene- und Sicherheitsvorkehrungen bei der Rallye Historic Spuren hinterlassen. Das fing bei der Begrüßung und Registrierung der Teilnehmer an, die „berührungsfrei“ erfolgte, und endete ohne Siegerehrung beim Zieleinlauf ab 16 Uhr im Mercedes Benz Autohaus Senger. Auch auf die Teilnehmerzahl hatte die Pandemie Auswirkungen. Anstelle von um die 100 Teilnehmer wie in den Vorjahren hatten sich dieses Mal 48 Teams angemeldet. Für 45 Teams schwenkte Norbert Seezer, Präsident des Automobilclubs Wiesbaden, die Startflagge. „Alle Oldtimer-Motorsportveranstaltungen sind wegen Corona bisher ausgefallen. Die Rallye Bad Homburg Historic ist die erste, die offiziell wieder läuft“, freute sich der Heidelberger Achim Kowalski. Er ist in Bad Homburg von Anfang an dabei. Zuerst war er als Fahrer in einem seiner Oldtimer auf der Strecke, dann kürte er jahrelang als Vertreter von Manfred Hahn die Sieger und gehört bis heute dem Organisationsteam an. Wie Manfred Hahn informierte, wurde das Konzept gegenüber den Vorjahren nicht verändert. Beibehalten wurde die vor einigen Jahren eingeführte Sonderwertung Maxi 1200 für Autos bis maximal 1200 ccm.

Bei der bis zu 200 Kilometer langen Orientierungsfahrt passieren die Teilnehmer zahlreiche Kontrollpunkte. An diesen müssen die Teams Fragen beantworten und unterwegs knifflige Aufgaben aus dem Bordbuch lösen sowie zwei Gleichmäßigkeitswertungsprüfungen bestehen. Geführt wurden die Teams mit Karten-, Strich-Punkt- und Wurmskizzen sowie Chinesenzeichen. „Wir haben uns darauf konzentriert, Inhalte und Abläufe zu optimieren und die von uns geforderten Corona-Schutzmaßnahmen zu erfüllen.“

Nach der ersten Etappe trafen sich die 45 Teams bei der Mittagspause im Gasthof Schaaf in Weinähr wieder. Die Zuschauer erfreuten sich am Anblick der Schmuckstücke auf vier Rädern. Deren Bandbreite reichte von Limousinen über Cabrios bis hin zu Klassikern und Design-Ikonen. Je nach Modell teils mit oder ohne Dach. Vom Band gerollt sind die Modelle in den Jahren 1947 bis 1993. Der älteste Wagen in diesem Jahr war ein Jaguar MK IV, Baujahr 1947. Zu den extrem selten zu sehenden Autos auf Deutschlands Straßen gehörte ein BMW-Cabriolet V8 aus den 1950er-Jahren mit einer Sonderkarosserieanfertigung als Zweisitzer. Ebenfalls auf die Strecke ging ein Porsche 356 pre A, Baujahr 1952. „Dieses Coupé ist ein besonderes rares Knick-Scheiben-Modell“, berichtete Achim Kowalski. Früher nur auf der Pan Americana zu sehen war ein Renntourenwaren im nostalgischen Stil auf Basis eines 1936er Chevrolets. Auf dem Rücksitz eines original Rechtslenker-Jaguar Type S3.4, Baujahr 1964, Platz genommen hatten zwei Kinder.

Oberbürgermeister Alexander Hetjes saß als Beifahrer in einem Mercedes Benz 230 SL, Baujahr 1966, und allein auf der Stecke war wie immer Rolf Pellini. Der Frankfurter hatte sich eine Holzlatte an den Kühler seines MG C GT, Baujahr 1968, montiert, damit er die Lichtschranke bei den Prüfungen sieht. Das einzige Damenteam bildeten die Bad Homburgerin Ellen Söhngen und ihre Beifahrerin Sabine Veit aus Wetzlar. Das Duo war in einem superschnellen Tourenwagen der Marke Fiat 125 S, 1970, mit 100 PS unterwegs.

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