Die Stadt ist stolz auf ihre Vorzeige-Athleten

Die Footballmannschaft der Bad Homburg Sentinels kommt zum Abschluss der Sportlerehrung mit der größten Gruppe auf die Bühne des Landgraf-Ludwig-Saals. Foto: gw

Von Gerhard Strohmann

Bad Homburg. Sie kam mit reichlich Verspätung, weil der Flieger aus Amsterdam in Köln einen unerwarteten Zwischen-Stopp hatte einlegen müssen. Aber dennoch traf Weltmeisterin Carolin Landesfeind von der Homburger Schützengesellschaft 1390 noch rechtzeitig genug im Kurhaus ein, um der Sportlerehrung der Stadt einen ganz besonderen Glanz zu verleihen.

Erst gegen 20.30 Uhr hatte die beste Bogenschützin der Welt den Festsaal erreicht, nachdem ihre Vereinskollegen von der HSG längst ihre Auszeichnungen erhalten hatten. Das waren in diesem Jahr Kissen mit Sprüchen zum Ehrungs-Motto „Tanzen“ sowie Urkunden, Halstücher und das Buch „Kaiser, Kuren und Casino“ von Eva Schweiblmeier.

„Verdient“ hatte sich Carolin Landesfeind diese Präsente aus der Hand von Oberbürgermeister Alexander Hetjes durch den Gewinn der Weltmeisterschaft mit der deutschen Frauen-Nationalmannschaft im September vergangenen Jahres in Cortina d’Ampezzo. In der Team-Wertung war sie mit dem Compoundbogen angetreten und hatte zusammen mit Lisa Unruh (Berlin) und Martina Boscher (Münster) für das dritte Weltmeisterschafts-Gold nach 1994 und 2010 gesorgt.

Bei der WM in Italien sicherte sich die 31-Jährige, die bis zum vergangenen Jahr noch in Oberursel gewohnt hatte, darüber hinaus mit 801 Ringen auch noch die Bronzemedaille im Einzel-Wettbewerb und konnte damit ihren Erfolg von 2016 bei der WM in Cardiff wiederholen. Außer für die HSG startet die amtierende Weltmeisterin auch noch für ihren Stammverein SV Böddiger (südwestlich von Kassel), für den sie zusammen mit ihrer Mutter Dorith schon etliche deutsche Meistertitel gesammelt hat.

OB Hetjes betonte bei seiner Begrüßungsansprache den Stolz, den die Kurstadt auf ihre Vorzeige-Athleten habe, und Bürgermeister Meinhard Matern – in Personalunion auch Sportdezernent – wies auf die guten Rahmenbedingungen und die Infrastruktur hin, die die Stadt zur Verfügung stelle. „Aber ohne Trainingsfleiß und das ehrenamtliche Engagement der vielen Vereinsfunktionäre sind derartige Erfolge nicht zu erreichen“, lobte er die Basis-Arbeit in den Sportvereinen.

Nur acht Hessentitel?

Sportjournalist Werner Damm führte bei der Ehrungs-Gala gewohnt souverän durch das Programm und stellte Schwimm-Oldie Konrad Meyn die provozierende Frage: „2018 nur acht Hessenmeister-Titel, Konnie – was war da los?“ Serien-Sieger Meyn konterte trocken: „Ich bin ja auch nur achtmal gestartet!“

Für schallendes Lachen sorgte auch Anita Kück, die Grande Dame des Tischtennissports in Bad Homburg. „Ich wechsele halt gerne mal meine Partner“, beantwortete sie mit einem Lächeln im Gesicht Damms Frage, wieso die inzwischen 83 Jahre alte Vorzeige-Sportlerin von der SGK Bad Homburg bei den deutschen Senioren-Meisterschaften 2018 im bayerischen Dillingen mit Margret Tepper vom Weseler TV mit einer anderen Spielerin an ihrer Seite als im Jahr zuvor Medaillen-Gewinnerin geworden ist.

Bewundernden Beifall erhielt Harald Lange. Der 38-jährige Ausdauersportler, der für Spiridon Frankfurt startet, wurde mit einer Sehnervathropie geboren, ist auf dem rechten Auge komplett blind und hat links noch einen Sehrest von fünf Prozent mit einem Sichtfeld von zwölf Grad. Trotz dieser Einschränkung ist er berufstätig, Musiker und Extremsportler. Als solcher hat er sich dem Berglaufen verschrieben und ist im September 2018 erstmals beim 246-Kilometer-Lauf von Athen nach Sparta gestartet. Nach 220 Kilometern musste er passen, weil der Akku leer war. Auf der Bühne des Landgraf-Ludwig-Saals hat er aber allen versprochen: „Das war’s für mich noch nicht. In diesem Jahr bin ich in Griechenland wieder am Start – und diesmal werde ich das Ziel erreichen!“ Langes Grundsätze: „Erstens: Erfreue Dich Deiner Gesundheit, denn ohne Gesundheit ist alles nichts. Zweitens: Lebe Dein Leben jetzt, nicht in der Rente, nicht später, nicht morgen!“

Das Thema Tanzen zog sich – wie schon zwei Wochen zuvor bei der Jugend-Sportlerehrung in Ober-Erlenbach – wie ein roter Faden durch den Abend, und so durften sich die Teilnehmer an der Ehrungsfeier im Rahmenprogramm außer über Einlagen der Ninja Warriors der HTG Bad Homburg auch über Auftritte der Breakdance-Gruppe sowie der MTV-Moves der HTG und drei Einlagen von Sylwia Kuta und Sören Tiegel freuen. Die zeigten Cha-Cha-Cha, Rumba und Jive in atemberaubender Perfektion, und jedermann im Saal konnte nachvollziehen, dass das Duo von der Tanzschule Karabey mit derartigen Leistungen 2018 Hessen-Champion sowie deutscher Vizemeister in der Sonderklasse Latein geworden ist.

Wer Tanzsport auf höchstem Niveau live erleben möchte, dem sei der 6. April empfohlen: Am Samstag in einer Woche findet ab 19.30 Uhr im Kurhaus das Gala-Standard-Turnier „Bad Homburg International 2019“ statt, das vom TC „Der Frankfurter Kreis“ ausgerichtet wird. Restkarten für diese Veranstaltung gibt es noch bei der Tanzschule Karabey, Telefon 06172-23011, oder per E-Mail an kartenbestellungen.dfk[at]gmail[dot]com.

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