Trickbetrügern und -dieben das Leben schwer machen

Peter Hoefler, Leiter der Bad Homburger Seniorensicherheitsberater, begrüßt eine Seniorin aus Friedrichsdorf-Köppern und informiert sie über das städtische Angebot. Foto: fch

Bad Homburg (fch). Die Versuche, Senioren um ihr Erspartes zu bringen, reißen nicht ab. Immer wieder lassen sich die Täter neue Tricks einfallen. Wie diese aussehen, berichten je eine Seniorin aus der Kurstadt und eine aus Friedrichdsdorf-Köppern Peter Hoefler, dem neuen Sprecher der Bad Homburger Seniorensicherheitsberater.

Die 84-Jährige aus Bad Homburg wurde abends um 21.30 Uhr von einem angeblichen Polizisten angerufen, der ihr Name und Dienstgrad nannte. Er informierte sie über einen Einbruch in der Nachbarschaft. Einer der beiden Einbrecher befinde sich auf der Flucht. Beim anderen habe man ihren Namen und ihre Anschrift im Notizbuch gefunden. Der Bürgerin kam der Anruf nicht geheuer vor, und sie rief bei der örtlichen Polizei an. „Die Beamten auf der Dienststelle wussten von nichts. Der Beamte gab mir eine Codenummer, falls er sich nochmals mit mir in Verbindung setzen würde“, berichtete die Seniorin. Wie sie später erfuhr, wurden 16 weitere Bürger vom angeblichen Polizisten angerufen und vorgewarnt. „Nach dem Vorfall habe ich meine Wohnung auf Schwachstellen überprüfen und eine Sicherheitstür einbauen lassen“, berichtet die Homburgerin.

Bei der Seniorin aus Köppern versuchten es zwei Trickbetrüger. Beim ersten Mal rief bei ihr eine Frau, beim zweiten Mal ein Mann an. Beide behaupteten, sich in einer prekären finanziellen Situation zu befinden. Sie wollten vorbeikommen, um sich Geld zu leihen. „Die Frau wollte Kuchen mitbringen und sich das Geld abholen, der Mann meldete sich mit ‚Tante Elke, du kennst mich doch‘“, schildert die Seniorin. In beiden Fällen habe sie sofort aufgelegt und die Polizei angerufen. „Seither wurde ich nicht mehr belästigt. Ich habe zusätzlich meinen Telefonbucheintrag abgeändert“, berichtet die 79-Jährige.

Unterstützung für die Polizei

Peter Hoefler lobte das Verhalten der beiden Seniorinnen. Der 62-Jährige Bad Homburger ist als Kaufmann in der Reisebranche tätig. Zusätzlich ist er seit 14 Jahren im Freiwilligen Polizeidienst aktiv, gehört zum ersten Ausbildungs-Lehrgang als Seniorensicherheitsberater. Ende der 1970er-Jahre war er einer der Mitinitiatoren des ersten Notarztwagens für den Hochtaunuskreis. Jetzt ist Peter Hoefler Leiter der derzeit 13 aktiven Seniorensicherheitsberater in der Kurstadt. „Die Berater wurden 2016 in Hessen flächendeckend eingeführt“, informiert Stadträtin Lucia Lewalter-Schoor bei der Vorstellung des Nachfolgers von Erwin Paske und Jürgen Stamm. „Die Arbeit der Seniorensicherheitsberater ist enorm wichtig und hat sich bereits bewährt“, betont die Stadträtin. Sie unterstützten die Arbeit der Polizei, stärkten die objektive Sicherheitslage wie das subjektive Sicherheitsgefühl der Senioren im öffentlichen Raum und zu Hause. Ein Infotag für Bankbedienstete ist bei Stadt und Polizei im Gespräch.

Suche nach „alten“ Vornamen

Die Ausbildungen zum Seniorensicherheitsberater finden immer am Wochenende statt. Ausgebildet werden diese gemeinsam von der Stadt und der Polizeidirektion Hochtaunus im Rahmen der Sicherheitsinitiative „Kompass“. Die Berater leisten kostenlose Aufklärungsarbeit über diverse, skrupellose Tricks der Diebe und Betrüger, informieren über unterschiedliche Aspekte der Kriminalität und wie man sich am besten vor diesen schützen kann. Zwar können aufmerksames Verhalten und gute Information nicht alle kriminellen Handlungen verhindern, doch die gezielte Aufklärung kann den Betrügern ihr Tun erschweren. Außer der Kriminal- gehört auch die Verkehrsunfallprävention zum Aufgabenbereich. An Telefonnummern der Senioren gelangen Täter über Telefonbücher und Interneteinträge. Sie filterten „alte“ Vornamen heraus. „Hier hilft es schon, wenn man statt des kompletten Vornamens nur den Anfangsbuchstaben eintragen lässt oder den Eintrag komplett aus dem Telefonbuch herausnimmt.“

Gefahren drohen am Telefon, im Internet, an der Haustür oder unterwegs. Um Trickbetrügereien an der Haustür zu verhindern, sollten grundsätzlich keine Fremden in die Wohnung gelassen werden – egal unter welchem Vorwand. Im Notfall bei zudringlichen Fremden vor der Tür sollten telefonisch Nachbarn oder Verwandte um Hilfe gebeten werden. Wichtig sei es, der Polizei eine Personalbeschreibung geben zu können.

Derzeit sucht die Stadt noch nach einem geeigneten Büro für die Seniorensicherheits-berater. Diese stellen sich und ihr Angebot am Samstag, 11. Mai, an einem Infostand in der Fußgängerzone zwischen Waisenhausplatz und Schwedenpfad vor. Erreichbar sind Peter Hoefler und sein Team jederzeit unter Telefon 0172-9762815 sowie Polizeioberkommissarin Nicole Meyer von der Beratungsstelle der Polizei im Hochtaunuskreis unter Telefon 06172-120250. Lucia Lewalter-Schoor informiert, dass in Bad Homburg derzeit rund 9000 Bürger zwischen 60 und 74 Jahre und 7200 Bürger 75 Jahre und älter sind.



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