Ein überdimensionaler Fuß oder Palmen aus Edelstahl

Kulturamtsleiter Dr. Matthias Setzer erläutert das Werk „Pietro (Italian Bunny 6)“ der Schweizerin Claudia Comte, das zur Auswahl steht. Foto: Bergner

Bad Homburg (a.ber). Bad Homburg ist eine der Städte im Rhein-Main-Gebiet, die die meiste Kunst im öffentlichen Raum aufweisen. Auch die 12. Blickachsen-Ausstellung gibt den Bürgern und Besuchern wieder einen Einblick in die Arbeit zeitgenössischer Bildhauer. Und so ist es schon Tradition, dass die Kurstadt eine der ausgestellten Skulpturen kauft und im Stadtgebiet aufstellt.

Die Bürger sollen mitentscheiden: Wie vor zwei Jahren schon gibt es eine Vorauswahl von vier Skulpturen, die zur Wahl stehen. Über die Internetseite www.bad-homburg.de/blickachsen kann jeder Bürger seine Stimme für ein Kunstwerk abgeben. Wie schon 2017, als Bad Homburg für Ewert Hilgemanns „Quader“ votiert hatte, der heute am Hessenring steht und neugierige Blicke auf sich zieht, hoffen die Stadtverordneten und Oberbürgermeister Alexander Hetjes auf eine rege Bürgerbeteiligung. OB Hetjes und Kulturamtsleiter Dr. Matthias Setzer stellten nun die vier in Frage kommenden Objekte bei einem Rundgang durch den Kurpark vor.

Leunora Salihus „Bogen“ aus Aluminiumguss hat seinen Standort derzeit gegenüber der Spielbank: Die 1977 geborene Künstlerin aus dem Kosovo, die an der Universität Gießen Bildhauerei lehrt, bemüht sich in ihrem Werk, architektonische Formprinzipien und die Ausdrucksmöglichkeit verschiedener Materialien zusammenzubringen. „Ich suche etwas Überzeitliches in Form und Material, gepaart mit Aspekten der Bewegung“, sagt Salihu über ihr Kunstwerk. Ihr eleganter „Bogen“ scheint aus einer Vielzahl von versetzt aneinandergefügten kleinen Scheiben zu bestehen. „Der Bogen hält Statisches in bewegter Weise fest“, sagte Kulturamtsleiter Setzer über das etwa zwei Meter hohe Objekt.

David Zink Yi, 1973 in Lima/Peru geboren, ist mit einer seiner zwei „Washingtonia“-Palmen aus Edelstahl im Rennen – das Kunstwerk steht östlich der Tennisplätze im Kurpark an der Kisseleffstraße. „Die Rindenstruktur erinnert an antike phrygische Säulen. Der Künstler liebt Anklänge an andere Kulturen“, sagt Setzer zu der mehr als fünf Meter hohen Skulptur aus Edelstahl. Die Palme ist ein im verkleinerten Maßstab nachgebildetes Exemplar der bis zu 35 Meter hoch aufragenden Fächerpalme „Washingtonia robusta“, des Wahrzeichens kalifornischer Metropolen, und gleichzeitig weckt sie Assoziationen an die Religion der afrikanischen Yoruba, die diese Palmenart als Sitz des Donnergottes ansehen. Zink Yi, der in München und Berlin studierte, kontrastiert die Natürlichkeit der Form mit der kühlen Künstlichkeit des Materials.

„Big Half Foot“ heißt der Bronzeguss eines 2,40 Meter großen Fußes von Fredrik Wretman. Der 1953 in Stockholm geborene schwedische Künstler verarbeitet in seinen Skulpturen häufig Versatzstücke aus verschiedenen Kulturen, Mythologien und Religionen. So erinnert der große Fuß an den Götterboten Hermes und an das Fragment eines antiken Bronzefundes. „Fredrik Wretmans Werke stehen stets im Spannungsfeld zwischen Ernst und Spaß“, sagt Setzer – der skalierte Abguss seines eigenen Fußes, ebenso ehern wie zerbrechlich, regt den Betrachter an, vor dem Hintergrund der Antike selbst Bedeutungen in das Werk hineinzulegen. „Big Half Foot“ steht unterhalb des Schmuckplatzes im Kurpark auf der Wiese zur Kisseleffstraße hin.

Claudia Comte, die 1983 geborene Künstlerin aus der Schweiz, die mit ihren Werken bereits im Museum of Modern Art in New York vertreten ist, steht mit ihrer Skulptur „Pietro (Italian Bunny 6) zur Auswahl. Diese ist auf der Wiese oberhalb des Schwanenteiches zu finden. „Ein nachhaltiges und dauerhaftes Kunstwerk“, wie Setzer bemerkte. Die 1,46 Meter hohe Skulptur aus weißem poliertem Marmor erinnert an die italienische Renaissancekunst und ist gleichzeitig ein Symbol des Wohlbefindens – handelt es sich um Hasenohren? Die Arbeit ist Teil der Gruppe von Werken, die in ihren Titeln Namen wie Leonardo, Michelangelo oder Donatello tragen und erweist hier wohl Pietro Perugino eine augenzwinkernde Referenz.

Die Bad Homburger Stadtverordneten hatten vor kurzem ein Budget von 100 000 Euro bereitgestellt, um eine der vier Skulpturen anzukaufen. Abstimmen können alle Bad Homburger Bürger unter oben genannter Internet-Adresse bis zum 22. September, 24 Uhr. Der Magistrat der Stadt verlost unter allen, die ihre Stimme abgeben, Preise. 1. Preis: Katz im Sack (Gutschein für sechs beliebige städtische Veranstaltungen in der Englischen Kirche); 2. Preis: zwei Karten für das Neujahrskonzert am 1. Januar 2020 mit Flautando; 3.-10. Preis: je eine Eintrittskarte für eine städtische Veranstaltung in der Englischen Kirche.

Wo die ausgesuchte Skulptur ihren Standort haben wird, werden die Stadtverordneten dann gemeinsam mit einer fachkundigen Jury entscheiden.

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