Veränderte Vorzeichen für Kurhaus-Pläne

Das Bad Homburger Kurhaus mit Hotel und Kurtheater wird noch ein paar Weihnachtsmärkte mit leuchtendem Weihnachtswald rund um den Brunnen erleben. Foto: Archiv

Von Jürgen Streicher

Bad Homburg. Im Kurhaus-Projekt geht es in die nächste Planungsrunde, wieder einmal unter veränderten Vorzeichen. Denn nach der Taunus Sparkasse, die ihren Anteil am Gebäudekomplex im Frühjahr für einen zweistelligen Millionenbetrag an die städtische Kur- und Kongress-GmbH verkauft hat und nur noch Mieter in ihren jetzigen Räumen ist, hat auch die Maritim Hotelgesellschaft als Mitbewohner der verschachtelten Gebäudestruktur mit Besitzanteilen eine „strategische Entscheidung getroffen“, sagt Kurdirektor Holger Reuter. Das Unternehmen wird sich aus dem Bauvorhaben zurückziehen.

Der Anteil vom Hotel soll aber weiterhin in die überarbeiteten Pläne integriert werden. „Die Absage von Maritim stellt die Umbaupläne jedoch keineswegs in Frage“, beeilt sich der Kurdirektor zu versichern. Er ist überzeugt, dass man sich mit dem „wertvollen Partner“ einigt, wenn es um die „Vereinheitlichung des Areals geht“.

Der Kurdirektor und der Projektleiter des geplanten Kurhaus-Umbaus, Michael Guntersdorf, sehen die Stadt und ihre Kur durch die Maritim-Entscheidung keineswegs in eine prekäre Lage gekommen. „Wir sind mehr Herr des Verfahrens“, sagte Reuter bei der Vorstellung der neuen Marschroute, Architekt Guntersdorf, der den Aufbau der „Frankfurter Altstadt“ als Geschäftsführer der DomRömer GmbH verantwortet hat und seit einem Jahr das Projektteam führt, legt den Fokus auf die gestalterische und technische Umsetzung des Projekts. Die Architekten, die noch im Wettbewerb sind, müssten nun mit einem „reduzierten Raumbuch arbeiten“, alles werde „anders, ansehnlicher, filigraner“.

Kosten „eine unbekannte Größe“

Die Gebäude- und Haustechnikplanung muss umgearbeitet werden, damit der Maritim-Anteil technisch unabhängig vom Rest ist, und es gehe um die Erarbeitung einer neuen detaillierten Kostenschätzung. „Eine völlig unbekannte Größe“, so Guntersdorf, sie dürfte aber geringer ausfallen als bisher angenommen. Schätzungen bewegen sich zwischen 90 und 120 Millionen Euro.

„Ein Preisschild muss dran sein“, so Reuter, wenn im kommenden Frühjahr, voraussichtlich im April, die aktuelle Planungsrunde abgeschlossen werden soll. Das ist Vorgabe des Verwaltungsrats der Kur an das Projektteam vor dem finalen Schritt bei der Entscheidungsfindung.

Immer wieder wird bei Neu- oder Umbau des Kurhauses vom „wichtigsten Projekt des 21. Jahrhunderts“ gesprochen, vor allem für die Innenstadt, für die Zugkraft nach außen und für die Sogwirkung auf Handel und Gastronomie. Das wichtigste Projekt für die nächsten 50 bis 60 Jahre, das aktuelle Kurhaus mit dem äußeren und inneren Charme der frühen 80er-Jahre hat jetzt fast 40 Jahre auf dem Buckel. Das „Herz der Stadt“, wie das Kurhaus gern genannt wird, braucht dringend Auffrischung für die Nutzung als Multifunktionskomplex.

Die Frischzellenkur wird das Leben in der inneren City auf Jahre in Zwangsjacken stecken, bei der Entscheidung über die Schicksalsfrage will sich niemand Fehler erlauben, die fatale Folgen haben könnten.

Eine größere Zeitverzögerung soll sich aus dem Rückzug der Hotelgesellschaft nicht ergeben. Im April 2023 also steht die Vorlage der überarbeiteten drei Varianten an, die im ersten Auswahlverfahren das Rennen gemacht haben. Zwei Neubau-Varianten, die eine mit historisierender Fassade, die andere modern, dazu eine Sanierungsvariante, erarbeitet von drei renommierten Architektenbüros aus Berlin, Frankfurt und Kronberg. Dazu geht es um Konkretisierung von Fragen zu Verkehr, Umfeld, Platzgestaltung, Zukunftsfähigkeit, Nachhaltigkeitskonzept, eine „hohe Vergleichbarkeit“ wird erwartet, damit die Politik voraussichtlich im Sommer seriös entscheiden kann und die Bürgerschaft bei einer „Trendumfrage“ die Meinung des Volkes zum Jahrhundertprojekt artikulieren kann.

Projektleiter Guntersdorf sagt: „Die Leute müssen drei Äpfel vergleichen können, nicht Apfel, Pfirsich und Birne.“ Danach dürften noch einmal anderthalb Jahre für Detailplanungen ins Land gehen, „vor 2025 gibt es hier keine Baustelle“.

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