„Wer Veränderung will, braucht Courage“

Senga (Tanja Wedhorn) und Evers (Oliver Mommsen) haben Probleme, die nur die Liebe überwinden konnte. Foto: Staffel

Bad Homburg (ks). Tanja Wedhorn und Oliver Mommsen sind ein gut harmonierendes Bühnenpaar, das sich die Pointen so gut zuspielt, dass beide davon profitieren. Das hat sich beim Stück „Die Tanzstunde“ gezeigt, wo der Applaus schon in den ersten Szenen nicht auf sich warten ließ. Der Kontakt von der Bühne in den Saal war im Nu hergestellt und riss bis zum Ende nicht mehr ab. Kleine Kompensation für die dem Virus geschuldeten etwas gelichteten Reihen im Kurtheater.

„Gut, dass wir gekommen sind“, sagte ein Besucher am Ende, zufrieden mit dem Spiel und einer willkommenen Ablenkung von den Problemen „da draußen“. Es ist eigentlich eine einfache Geschichte, die der amerikanische Autor Mark St. Germain erzählt. Aber sie hat ihre Besonderheiten. Der Geowissenschaftler Ever Montgomery hat einen Preis gewonnen, sollte aber bis zur Preisverleihung tanzen können. Das ist für ihn ein großes Problem, denn er ist Autist und scheut sich vor jeder Berührung. Ever befolgt den Rat, seine Nachbarin, die Tänzerin Senga Quinn, ins Vertrauen zu ziehen. Der geht es nicht besonders gut, denn sie hat sich am Bein verletzt und trägt eine Schiene. Ob sie je wieder richtig tanzen kann, ist fraglich. Zunächst lehnt sie Evers Angebot ab, ihm das Tanzen beizubringen. Sie weist auch die Summe von 2153 Dollar brüsk zurück, die ihr Ever dafür bezahlen will. Wie andere Autisten hat er eine spezielle analytische und rechnerische Begabung, und dieser eigenartige Betrag ist das Ergebnis eines komplizierten Rechenvorgangs. Doch dann besinnt sich Senga, denn nur eine Operation kann ihr Bein retten, und die ist sehr teuer. Sie geht auf den „Deal“ ein, und nun erleben die Zuschauer in mancher heiter-komischen Szene, wie die beiden Vertrauen zueinander fassen und sich langsam näher kommen.

Behutsam und einfühlsam

Oliver Mommsen hat sich gut in die Rolle des berührunsgsscheuen Wissenschaftlers hineingefunden. Seine Bewegungen sind eckig, fast marionettenhaft, und seine Angst vor den ersten unvermeidlichen Berührungen beim Tanzen wirkt so echt, dass man ihm am liebsten gut zureden möchte. Tanja Wedhorn überzeugt mit ihren behutsamen, einfühlsamen Reaktionen. Um möglichst authentisch zu wirken, hatten die Schauspieler fachlichen Rat beim Verein Autismus Rhein-Wupper eingeholt. Und das hat sich ausgezahlt. Ever stellt am Ende fest: „Wer Veränderung will, braucht Courage“, und dieser Erkenntnis sind die beiden gefolgt. Ever hat tanzen gelernt, und die beiden haben am Ende zugelassen, dass die Liebe über alle Schwierigkeiten hinweg siegen konnte.

Das Publikum dankte ihnen für das gute engagierte Spiel mit anhaltendem Applaus. Es wurde von der Komödie am Kurfürstendamm unter der Regie von Martin Woelffer in Szene gesetzt und mit flotter Musiker und schönen Tanzeinlagen garniert.



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