Ein verblüffender Kuss und die Kraft der Liebe

Der siegessichere Chef Charles (Michel Guillaume, l.) ist wütend auf den unscheinbaren Markus (Peter Kremer). Foto: Staffel

Bad Homburg (ks). Auch Trauer braucht Zeit. Das hat Nathalie (Ursula Buschhorn) nach dem Unfalltod ihres geliebten Ehemannes François erfahren. Bis dahin in Liebe und Fürsorge eingebettet, hatte sie sich vollkommen zurückgezogen und niemanden mehr an sich herangelassen. Darüber sind drei Jahre vergangen, als sie eines Tages dem neuen schwedischen Kollegen Markus (Peter Kremer) spontan einen Kuss gibt.

Der ist ebenso verblüfft wie sie selbst und reagiert zunächst nicht. Aber dieser Kuss ist wie ein Signal, wie eine Botschaft für Nathalie, die Trauerzeit zu beenden und sich wieder dem Leben und vielleicht auch einer neuen Liebe zuzuwenden. Sie hat das große Glück, mit Markus auf einen Mann zu treffen, der diese neue Beziehung behutsam angeht, sie ganz allmählich wachsen lässt, ganz im Gegenteil zu Charles, dem Chef (Michel Guillaume), der von seinem Erfolg bei Frauen überzeugt ist und glaubt, dass er Nathalie im Sturm erobern kann. Doch sie lässt ihn abblitzen. Charles ist wütend und möchte Markus am liebsten wieder nach Schweden zurückschicken. Doch es gibt ja noch die unbeschwerte junge Kollegin Chloé (Alisa Riccobene), mit der er sich trösten kann.

Die Zuschauer im Kurtheater sind nach diesem ersten Kuss von Nathalie nun Zeuge, wie aus der Begegnung von zwei Menschen allmählich Zuneigung und Liebe entsteht, gestützt auf das Vertrauen zueinander. Die Dialoge sind spritzig, ein bisschen skurril und humorvoll und mit manchem Bonmot gewürzt, und vor allem Peter Kremer begeistert mit seiner zurückhaltenden und feinfühligen Komik. Man kennt diesen Schauspieler als markanten, eher draufgängerischen TV-Darsteller und darf ihn nun einmal ganz anders als etwas verschrobenen, aber liebenswerten und feinsinnigen Schauspieler erleben.

Es habe ihm selbst viel Freude gemacht, einmal eine solche Rolle zu spielen, kann man im Programmheft lesen. Und das ist ihm überzeugend gelungen. Ungewohnt in dieser „romantischen Komödie“, die Anna Bechstein und Maxi Herz für die Bühne eingerichtet haben, ist die Figur das Monsieur Bonivent, dem Musikus, gespielt von Michael Stark. Zwischen den Szenen intoniert er mit seiner Gitarre bekannte Weisen und Songs, darunter von John Lennon, den Beatles, Edith Piaf, Alain Souchon und Frank Sinatra. Außerdem ist er auch als Postbote und Kellner im Spiel.

Weiße Vorhänge, von den Schauspielern selbst betätigt, genügen für den Szenenwechsel in diesem heiter-besinnlichen Spiel nach dem Erfolgsroman von David Foenkinos, in dem alles stimmte und in dem wieder einmal bewiesen wird, wie groß die Kraft der Liebe sein kann.

Es gab viel Gelächter und am Ende noch einmal herzlichen Beifall für diese gelungene Aufführung der a.gon Theater GmbH München.



X