Vielleicht bald Hochzeiten im „Dorischen Tempel“

Bad Homburg (js). Klein ist er, fein ist er auch, ein smartes Glanzstück in Sichtweite der Villa Wertheimber. Jetzt jedenfalls wieder, nach Investitionen von rund 700 000 Euro in seine Sanierung. Er hat nur ein Handicap, er ist mit seinen knappen 44,2 Quadratmetern Fläche abzüglich des früheren Altarbereichs so klein, dass er für öffentliche Veranstaltungen kaum nutzbar ist. Zudem gibt es außer Vorgaben des Denkmalschutzes noch einige Hindernisse mehr, die nicht gerade dafür sprechen, den so genannten „Dorischen Tempel“ im Gustavsgarten ein bisschen mehr als bisher für Besucher zu öffnen. Es gibt aber auch Ideen für kleine und feine Nutzung, die zumindest noch einmal diskutiert werden sollen. Im rührigen Ortsbeirat Berliner Siedlung/Gartenfeld etwa, so hat es das Stadtparlament in der jüngsten Sitzung am vergangenen Donnerstag beschlossen, in der es um ein Nutzungskonzept für das Schmuckstück im Park ging.

Der Ortsbeirat und die AG Gustavsgarten sind die treibenden Kräfte im Hintergrund, die ihre Hände nach dem Kleinod ausstrecken. Ziel dabei immer, dass die Menschen im Umfeld und in der Stadt den Park und seine sich bietenden Möglichkeiten besser nutzen können. Oberbürgermeister Alexander Hetjes (CDU) nutzte ein gängiges Wort, die ehrenamtlich aktiven Bürger, die „tolle Veranstaltungen“ organisierten, wollten auch den Tempel und etwa den Bereich um den noch nicht sanierten großen Springbrunnen davor „bespielen“. Mit einem kleinen Café im dazu passenden Sitzbereich vielleicht, die notwendigen Dinge für den Betrieb könnten im Innern gelagert werden. Schließlich sei der Tempel in früheren Zeiten auch als Teehaus genutzt worden. Landgraf Gustav und seine Gemahlin Louise Friederike hatten ihn um 1830 in Auftrag gegeben. Ein Zuckerl zumindest hatte der OB noch mitgebracht, zusätzlich zu den bisher ins Gespräch gebrachten kargen Nutzungsmöglichkeiten. Das Standesamt ziehe in Erwägung, den schlichten Raum als Trausaal zu nutzen, das könne man sich auch vorstellen. Kleinere Lesungen, Musikdarbietungen mit einem oder zwei Instrumenten und kleinere Ausstellungen an mobilen Stellwänden, da endet dann auch schon die vom Magistrat abgenickte kurze Liste der potenziellen Nutzungsmöglichkeiten. Bettina Gentzcke, Fachbereichsleiterin Kultur im Rathaus, erläutert bei einer zufälligen Begegnung am Ort die Schwierigkeiten der Nutzung des so hell leuchtenden Kleinods am Rande des Parks. Sie hat einen Schlüssel für die Eingangstür, die grundsätzlich verschlossen ist. Ein kleines Problem also: Für jede Veranstaltung bedürfe es einer Person, die den Raum und die Fensterläden öffnet und nach der Veranstaltung wieder verschließt. Am Nachmittag könnte das der Hausmeister der Villa Wertheimber übernehmen, heißt es im Magistratsbericht, für externe Hausmeisterdienste gibt es kein Budget. Sofort nach dem Eintritt wird das nächste kleine Problem sicht- und hörbar. Der Hall der Stimmen im kleinen Raum ist überraschend laut, für musikalische Darbietungen müssten die akustischen Gegebenheiten durch mobile Elemente verbessert werden. Die Stellwände für die Ausstellung zu „400 Jahre Landgrafschaft“ nehmen viel Platz ein, die Wände können nicht genutzt werden. Die Klappläden müssen stets geschlossen bleiben, man kommt von innen wegen der Stellwände nicht mehr dran.

Maximal 48 Stühle

Die Nutzung als Trausaal und für kleinere Lesungen, eventuell auch mit Musik, findet die Kulturbeauftragte Bettina Gentzcke stimmig, dann bräuchte sie aber einen Etat für die Anschaffung des passenden Mobiliars. Maximal 48 Stühle, Ausstellungswände und mobile Akustikelemente müssten besorgt werden. Ohne Bestuhlung wären sogar knapp 60 Personen vor dem Altarbereich mit Weihwasserbecken und der fein herausgearbeiteten Putzintarsie, die den Erzengel Michael aus Sichtweise der 50er-Jahre zeigt, in der einstigen Kapelle möglich.

Mehr geht nicht, so hat es der Denkmalschutz verfügt, bei Rekonstruktionen bezieht er sich auf die letzte Nutzung, dies war die Kapelle für die Klinikpatienten und das Personal des früheren „Hirnverletztenheimes“ und später der neurologischen Klinik. Vor zehn Jahren hat die Stadt Villa und Parkanlage erworben, der „Dorische Tempel“ führte stets nur ein bescheidenes Schattendasein.

Bettina Gentzcke, Fachbereichsleiterin Kultur im Rathaus, vor dem „Dorischen Tempel“ im Gustavsgarten. Foto: js



X