Mit Vollgas zur Klimaneutralität

Goldener Herbsttag im Kurpark, der Schwanenteich mit seiner Fontäne ist eine Augenweide und mit seiner Wasseroberfläche ein wichtiger Faktor im Klimahaushalt der Stadt. Foto: js

Bad Homburg (js). Corona stimmt die Stadtpolitik friedlicher, das ist im Parlament deutlich zu spüren. Inzwischen wohl auch das Thema Klimawandel mit den einhergehenden Anforderungen. Es ist den Akteuren so nah auf den schon fast brennenden Pelz gerückt, dass jetzt auch die CDU/SPD-Koalition ein „Handlungskonzept für eine integrierte kommunale Energie- und Umweltpolitik“ fordert. Schon im nächsten Jahr sollen damit die Weichen für die Zukunft der Stadt als „klimaneutrale Kommune“ gestellt werden. Mit einer deutlichen Mehrheit wurde ein entsprechender Antrag im Stadtparlament verabschiedet, nachdem die Koalition zuvor Änderungsanträge von FDP und BLB abgelehnt hatte. CDU-Fraktionschef Dr. Oliver Jedynak nannte 2050 als Zieljahr für Klimaneutralität in der Kurstadt, ambitionierter wollte die Bürgerliste Bad Homburg (BLB) das Jahr 2030 anstreben.

„Klimaschutz beginnt bei jedem Einzelnen“, sagte Jedynak, in diese Richtung müsse auch das Handlungskonzept formuliert und jetzt in die Wege geleitet werden, um wie von der Landesregierung angestrebt, das große Ziel bis 2050 zu erreichen. „Wir könnten schon viel weiter sein“, sagte Daniela Kraft (Grüne), gleichwohl seien die Worte des Christdemokraten wie Öl an ihr herabgetropft. „Lasst uns Taten sehen, wir sind für Tempo 150 in dieser Sache.“ Noch schneller will sich die SPD an die Arbeit machen. „Wir sollten uns kein Tempolimit setzen“, so ihr Sprecher Tobias Ottaviani. Es gehe auch um „Standortattraktivität mit Symbolkraft“, um die klimaneutrale „Musterstadt Bad Homburg“. Nüchtern sachlich Armin Johnert (BLB) in Richtung Koalition: „Wir unterstützen das, Sie hätten das auch schneller haben können.“ Mehrfach schon sei die BLB in dieser Sache abgeblitzt, zuletzt vor den Augen und Ohren der gesamten Bürgerschaft bei der Erarbeitung des „Integrierten Stadtentwicklungskonzepts“ ISEK 2030 etwa. Da wollte die BLB Klimaschutz und das Ziel Klimaneutralität in der Präambel für das „Regiebuch“ festschreiben lassen, die Koalition habe das abgelehnt.

Die Zeit drängt, nun sollen Mut und konkrete Pläne das Handeln bestimmen. „Ein Riesenschritt mit ambitioniertem Zeitfenster“, sagte Armin Johnert. Da war er noch der Hoffnung, dass die Parlamentarier der Festlegung auf das Jahr 2030 zum Erreichen der Klimaneutralität zustimmen. Das ginge der Bad Homburger Koalition dann doch zu schnell, sie wollte „flexibel“ bleiben. In die Planung für das Handlungskonzept sollen alle Fachbereiche und der künftige Klimaschutzbeauftragte einbezogen werden. Oberursel hatte Anfang des Jahres einen „Klimaschutzmanager“ installiert. Beschlossen wurde am Donnerstag ohne Aussprache außerdem, die Erstellung und Verwendung einer Klimakarte zur Vermeidung von Hitzeinseln in der Stadt zu prüfen, gleiches gilt für die Aufstellung so genannter Solarbänke, nutzbar etwa für das Aufladen von Smartphones und anderen Geräten. Und dass sich die Stadt auf den Weg zum „plastikfreien Wochenmarkt“ machen soll.



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