Ein „weicher“ Start mit Beethoven in der Schlosskirche

Bad Homburg (ks). Es war ein besonderes Konzert, und es was eine besondere Huldigung für Ludwig van Beethoven, mit dem die Saison 2019/20 in der Schlosskirche eröffnet wurde. Im Vorgriff auf den 250. Geburtstag des Komponisten im nächsten Jahr spielte die „Compagnia di Punto“ seine Sinfonien Nummer 1 und 2 in der Bearbeitung für dieses „Ensemble im Taschenformat“.

Mit Querflöte, Naturhörnern und mit Darmsaiten bespannten Saiteninstrumenten kann es mit einer ganz speziellen Klangfarbe aufwarten. Diese ist „weicher“ und „verwobener“ als man das gemeinhin gewöhnt ist. Solche zeitgenössischen Bearbeitungen wie die von Karl Friedrich Ebers ermöglichten es, Beethovens Musik auch in kleineren Salons zu spielen und bekannt zu machen. Sie ist 1809 beim Verleger Johann André in Offenbach erschienen, in dessen Archiven Karl-Werner Joerg schon andere unbekanntere oder vergessene Werke „ausgraben“ konnte.

In der ersten Sinfonie ist noch die Nähe zu Joseph Haydn spürbar, mit leichten und charmanten Passagen vor allem im zweiten Satz. Die zweite Sinfonie ist schwermütiger und „zerrissener“, denn Beethoven machte bereits seine beginnende Taubheit zu schaffen. Dennoch war der Musiker gewillt, „dem Schicksal in den Rachen zu greifen“ und die Hoffnung auf Heilung nicht aufzugeben. So erklang auch dieses Werk im Grundton heiter und gelassen. „Puristen“ hatten etwas Mühe mit dieser „lockeren Art“ im Umgang mit Beethoven, aber den weitaus meisten Zuhörern hat der Auftritt des großartigen Ensembles gefallen. In ihm haben sich geniale Solisten zusammengefunden, die als Künstler und Pädagogen, Kammermusiker, Dirigenten, Professoren und Dozenten in Europa und Übersee tätig sind.

Eine besser „Legitimation“ für diese Aufführung konnte es kaum geben, die mit anhaltendem Beifall belohnt wurde. Aber das war noch nicht der einzige Höhepunkt bei diesem ersten Orchesterkonzerts der Saison. Tobias Koch am Hammerflügel brillierte zwischen den Sinfonien mit dem Klavierkonzert in A-Dur von Wolfgang Amadeus Mozart, in dem dieser erstmals Klarinetten statt Oboen einsetzte. Er hatte das Werk dem Fürsten zu Donaueschingen angeboten und dessen Kammerdiener Sebastian Winter empfohlen, einen Kopisten mit der Umschreibung auf Violine und Bratsche zu beauftragen, falls keine Klarinetten vorhanden wären. Aber es gab welche, und so kam der Kauf zustande.

Die Bläser sind sparsam besetzt, das Klavier konnte sich markant aber freundlich behaupten. Im Adagio, das anrührend melancholisch und liedhaft erklang, kam die Klarinette besonders wirksam zum Einsatz, ehe das Werk wiederum lebhaft und „vergnügt“ ausklang. Tobias Koch bedankte sich für den anhaltenden Beifall mit einem besonders zärtlichen Gruß „für Elise“.



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