Wunschbäume, Herrenjacketts und Bälle in den Baumkronen

Bad Homburg (hw). Von Yoko Ono bis William Forsythe – bereits zum zwölften Mal richtet die Skulpturenbiennale „Blickachsen“ den Fokus auf das Zusammenspiel von Kunst, Natur und öffentlichem Raum. Auch diesmal verspricht die Ausstellung „open-air und ohne Zäune“ eine hochinteressante Schau zu werden und internationale Beachtung zu finden. Rund 30 Künstler aus verschiedenen Kontinenten werden vertreten sein und ein breites Spektrum zeitgenössischer Monumentalkunst zeigen. Eröffnet werden „Blickachsen 12“ am Sonntag, 26. Mai, um 11.30 Uhr auf dem Schmuckplatz des Kurparks an der Kaiser-Friedrich-Promenade (gegenüber der Wicker-Klinik). Die Kunstwerke können bis zum 6. Oktober besichtigt werden.

Natur erleben, gleichzeitig Kunst wahrnehmen und beide in Beziehung zueinander bringen, lautet das Konzept des Bad Homburger Galeristen Christian Scheffel. „Blickachsen“ nannte er es. Die Sichtwege, die der große Gartenkünstler Peter Joseph Lenné im Kurpark Mitte des 19. Jahrhunderts geschaffen hatte, dienten als Namenspaten und Ausstellungsorte. In den mehr als 20 Jahren ihres Bestehens haben sich die Blickachsen rasant ausgedehnt: Längst erstrecken sie sich von ihrem Hauptstandort Bad Homburg aus bis ins Zentrum Frankfurts und an weitere Orte in der Rhein-Main-Region und ziehen hunderttausende Besucher an.

In diesem Jahr lässt die Skulpturenbiennale zeitgenössische Plastik an sechs Standorten in den Dialog mit Natur und Kulturdenkmälern der Metropolregion treten: Hauptbühne ist Bad Homburg mit seinem Kurpark und seinem Schlosspark. Weiterhin stehen Kunstwerke in Bad Vilbel an der mittelalterlichen Burg, im Skulpturenpark Niederhöchstadt, auf dem Campus Westend der Goethe-Universität in Frankfurt, im Zisterzienserkloster Eberbach im Rheingau sowie im Park von Schloss Friedrichshof in Kronberg.

Von Beginn an richtete Christian Scheffel sein Augenmerk nicht nur auf die arrivierten und renommierten Bildhauer, sondern gab auch den jungen, vielversprechenden Talenten eine Chance. In diesem Jahr liegt der Schwerpunkt auf schwedischen Künstlern, denn mit dem in der Nähe von Kristianstad im Süden Schwedens liegenden Skulpturenpark Wanås Konst hat Scheffel wiederum ein renommiertes Partnermuseum gewinnen können. Der Gründer und Kurator der Blickachsen-Biennale präsentiert die Kunstwerke gemeinsam mit dessen beiden Direktoren Elisabeth Millqvist und Mattias Givell. Yoko Ono wird für die Blickachsen 12 ihre berühmten „Wish Trees“ nach Bad Homburg bringen. Bei dem Projekt sind Besucher aufgerufen, Wünsche auf Zettel zu schreiben und diese in eigens für den Ausstellungsort gewählte Bäumchen zu hängen. Nach und nach bedecken die Wunschzettel dann das Blattwerk wie weiße Blüten. Sobald die Ausstellung vorbei ist, archiviert die Künstlerin die Wünsche im „Imagine Peace Tower“, zusammen mit Wünschen aus der ganzen Welt. Erst ein Blick nach oben offenbart die überraschenden Arbeiten der Schwedin Anne Thulin: Riesige rote Bälle scheinen sich hüpfend in die Baumkronen gesetzt zu haben und rücken damit den Fokus auf das grüne Blätterdach als vitalen Teil des Parks. Die Finnin Kaarina Kaikkonen plant für die Brunnenallee im Kurpark eine etwa 100 Meter lange, den Weg überspannende Installation aus Herrenjacketts.

Getränkekisten als Kunst

Die Skulpturen des in Israel geborenen Arik Levy sind von natürlichen Formen inspiriert und spiegeln die Landschaft in immer neuen Bildern. Nandipha Mntambo aus Südafrika erkundet in ihren stolzen Figuren Gemeinsamkeiten jenseits von Herkunft, Land und Zeit. Speziell für die Blickachsen fertigen Wolfgang Winter und Berthold Hörbelt aus Deutschland, die sich als Künstler-Duo einen Namen gemacht haben, ein großformatiges begehbares Werk. Ihr Markenzeichen sind Getränkekisten. Nicht zuletzt arbeitet auch der US-Amerikaner William Forsythe, weltweit bekannt für seine „choreographischen Objekte“, an zwei ortsspezifischen Werken für die diesjährige Ausstellung.

Gruppenführungen für Erwachsene oder Kinder, auch Kitas und Schulklassen können gebucht werden per E-Mail an fuehrungen[at]blickachsen[dot]de oder unter Telefon 06172-6811946.

Um auch Kinder und Jugendliche an Kunst heranzuführen, veranstalten die Kinderkunstschule Bad Homburg und die Stadt nun schon zum fünften Mal die Kinder-Blickachsen. Die Kinder sind am gesamten Prozess, vom Entwurf des Projekts bis zur Ausstellungseröffnung, beteiligt: Gemeinsam wird eine Projektidee entwickelt, skizziert, auf einen größeren Maßstab übertragen und anschließend in groß ausgeführt. Die Werke werden an den Ausstellungsort gebracht, dort aufgebaut und einem großen Publikum vorgestellt. Mehr als 100 Kinder haben in den vergangenen Monaten Großplastiken entworfen und ihre Ideen in die Tat umgesetzt. Sie werden vom 22. Juni bis 13. Juli an zwei Orten gezeigt: in der Stadtbibliothek in der Dorotheenstraße 24 und in der Orangerie im Schlosspark.

Blickachse der besonderen Art: Durch ein Kunstwerk aus Getränkekisten von Wolfgang Winter und Berthold Hörbelt fällt der Blick auf die Rückseite des Kurhauses. Foto: Landwehr



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