Zeitkapseln aus Edelstahl für die Sanierung des Kirchendachs

Eine von 123 Zeitkapseln, die samt Inhalt in einer Box die nächsten 70 bis 80 Jahre unter dem Kirchendach die Zeit überdauern soll, präsentieren (v. l.) Pfarrerin Astrid Bender, Zeitkapsel-Spendenprojekt-Ideengeberin Irmgard Hochweller, Kirchenvorstandsvorsitzende Petra Kühl und die Ideengeberinnen Christine Zekorn und Heide Fuhrmann.Foto: fch

 

Bad Homburg (fch). Die im neuromantischen Stil in fünf Jahren Bauzeit errichtete Erlöserkirche wurde am 17. Mai 1908 in feierlichem Rahmen ihrer Bestimmung übergeben. Seit 99 Jahren bietet ihr Dach den Protestanten in der Stadt Schutz. Im kommenden Jahr sollen die Feiern für das 100-jährige Bestehen der evangelischen Gemeinde Bad Homburg begangen werden. Bis es soweit ist, haben Gerüstbauer, Zimmerleute, Dachdecker und andere Handwerker unter Leitung von Architekt Heinrich das Sagen im Gotteshaus. Derzeit wird rund um die Kirche bereits das Gerüst aufgestellt.

Zu den anstehenden Arbeiten gehören die Neueindeckung des Dachs in altdeutscher Schieferdeckung – zuletzt wurde es in den 1960er-Jahren erneuert – samt Zimmer- und Holzbauarbeiten zur Beseitigung von Feuchte- und Fäulnisschäden, Natursteinarbeiten im Bereich der Dachanschlüsse, Elektroinstallation der Beleuchtung im Dachinnenraum, die Erneuerung der Blitzschutzanlage, Klempnerarbeiten an Dachrinnen und Kehlblechen, die Erneuerung der Gaubenfenster und die Instandsetzung der Kirchenfenster. Wie die Aufstellung von Architekt und Bauausschussmitgliedern vermuten lässt, sind die Kosten für die Dach- und Fenstersanierung enorm. „Die Kostenberechnung ergibt eine Gesamtsumme von 1,2 Millionen Euro“, informierte Pfarrerin Astrid Bender. Die Landeskirche übernimmt zwar 80 Prozent der Kosten, doch die Gemeinde muss ihrerseits 240 000 Euro aufbringen.

Konzert „Unter einem Dach“

„Unsere Rücklagen reichen bei weitem nicht aus. Wir sind auf Spenden von Gemeindemitgliedern, Firmen und Institutionen angewiesen“, fügte Kirchenvorstandsvorsitzende Petra Kühl hinzu. Der Kirchenvorstand hat Mittel bei der Stiftung KIBA beantragt und die Stadt angeschrieben. Die drei Chöre der Erlöserkirche – Bachchor und Kammerchor (Leiterin jeweils Susanne Rohn) und der Gospelchor „PraiSing“ (Leiterin Heidi Steiner) – laden zum Benefizkonzert „Unter einem Dach“ für Sonntag, 31. März, um 17 Uhr (Eintritt 18 Euro, ermäßigt 15 Euro) ein. Dafür wird die bis dahin eingerüstete Kirche noch einmal geöffnet.

Die Erlöserkirche ist seit dem 6. März für Besichtigungen geschlossen, wird nur für Gottesdienste geöffnet. Nach Ostern wird aus Sicherheitsgründen das Kirchenschiff für ungefähr drei Monate gesperrt. Die Gottesdienste und kleinere Konzerte finden dann bis voraussichtlich Ende August in der Unterkirche, der St.-Marien-Kirche oder der Schlosskirche statt. Zum Ende des Kirchenjahrs hofft die Gemeinde wieder auf eine uneingeschränkte Nutzung ihrer Kirche. Drei Ehepaare aus der Gemeinde machten sich ihrerseits Gedanken darüber, wie sie die Gemeinde beim Aufbringen ihres Sanierungskosteneigenanteils unterstützen könnten. Getreu des Gemeinde-Mottos „Sanieren. Erhalten. Zukunft gestalten“ hatten Christine und Christoph Zekorn, Heide und Gero Fuhrmann sowie Irmgard und Jürgen Hochweller eine blendende Idee. Ihr mit und für die Erlöserkirchengemeinde organisiertes Projekt trägt den Titel „Per Zeitkapsel in die Zukunft“.

Die 123 aus Edelstahl hergestellten Zeitkapseln (25 Zentimeter hoch, acht Zentimeter Durchmesser) können die Spender nach Belieben – ausgenommen sind Flüssigkeiten und Verderbliches – befüllen. Zur Verfügung gestellt wird die Kapsel samt mindestens 100 Jahre überdauerndes Papier nach Eingang der Spende in Höhe von 900 Euro pro Kapsel. Abgabetermin ist der 6. September. „Alle verschweißten Kapseln werden bei Fertigstellung des Daches an Erntedank mit einem Buch, in dem die Inhalte der Kapseln samt Projektdokumentation notiert sind, in eine Box gelegt. Diese wird luft- und wasserdicht verschweißt“, informierten die drei Ideengeberinnen. Gelagert wird die Box mit den Zeitkapseln unterm Kirchendach. Dort kann sie immer am „Tag des Denkmals“ besichtigt werden.

Geöffnet wird sie erst wieder in 70 bis 80 Jahren, wenn die nächste Dachsanierung ansteht. „Dann werden die Zeitkapseln geöffnet, ihr Inhalt im Rahmen einer Ausstellung präsentiert.“ Die Zeitkapseln könnten dann von den Bürgern erneut für die teilweise Finanzierung der Sanierung befüllt werden, wünschen sich Pfarrerin und Gemeindemitglieder. Gespannt sind alle auf die Ideen der Spender. Was werden diese zur Information über unsere Zeit für unsere Nachkommen in die Zeitkapseln stecken? Spender können Einzelpersonen, Familien, Freundeskreise, Vereine und Unternehmen sein.

!Ab sofort nimmt das Gemeindebüro Reservierungen für eine Zeitkapsel unter Telefon 06172-21089 entgegen. Beworben wird das Projekt mit einem großen Kirchenbanner an der Erlöserkirche samt QR-Code und unter anderem in der Zeitschrift „Chrismon“. Hier kann die Gemeinde bis zu 3000 Euro gewinnen, wenn die Bürger fleißig für sie und ihr Projekt voten.

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