Zentimetergenaue Arbeit im Nebel

Spannung im Morgennebel: Von der „Kommandobrücke“ auf der Baustelle beobachten Bauleiter, Statiker und Enzo Spadano vom städtischen Gebäudemanagement (mit gelber Weste) die Himmelfahrt des 28 Tonnen schweren Stahlverbundträgers. Foto: js

Bad Homburg (js). Richtig was los auf der Baustelle am Massenheimer Weg an diesem Freitagmorgen, kaum dass es wenigstens ein bisschen hell wird und die Morgennebel sich langsam verziehen. Das Team vom Bau und die Zulieferer, die in der Nacht aus Zwickau angereist sind, stehen bereit. Jeder weiß, was er zu tun hat, Geschäftssprache ist heute Rumänisch. Zentimetergenaue Arbeit ist angesagt und das in ziemlich luftiger Höhe mit sehr schwerem Material.

Jeder Stahlverbundträger, der hier zur Himmelfahrt vorbereitet wird, wiegt fast 28 Tonnen, ist auch ungefähr 28 Meter lang und knapp 60 Zentimeter breit und muss absolut exakt eingeparkt werden, damit das was wird mit der ersten Zwischendecke der Doppel-Dreifeld-Sporthalle, die hier entsteht. Zwei große Sporthallen direkt übereinander, das neue Sportzentrum ist eine Herausforderung für Statiker Wolfgang Rimbach, der im Morgennebel ganz gelassen auf der Kommandobrücke steht und sich auf das Einschweben der monströsen Träger freut. Weil er weiß, dass es funktioniert.

Unfallfrei funktioniert hat die Anlieferung der schweren Teile über rund 400 Kilometer mit speziellen Schwerlasttransportern, so genannte Tele-Sattelzüge, ausgefahren auf 28 Meter Länge. Muss man erst mal um eine Kurve fahren können. Die Jungs der schweren Fahrzeuge können das, auf genau ausgetüftelter und genehmigter Strecke sind sie mit Begleitfahrzeugen durch die Nacht gerauscht. Bis 6 Uhr dürfen sie unterwegs sein, seitdem haben sie auf dem Parkplatz am Massenheimer Weg gestanden, schön nebeneinander aufgereiht. Wer dran ist, fährt auf die andere Straßenseite, dort wird die Last an Eisenketten gehängt, der große Spezialkran mit seinem 60-Meter-Ausleger schafft im besten Fall 500 Tonnen. Im Kran sitzt an der Basis der wohl wichtigste Mann, wenn das Einschweben über der noch dachlosen unteren Sporthalle beginnt. Auf Sicht kann er nicht arbeiten, wie ein Operateur sucht er sich Ziel und Weg mit Kamera und Bildschirm. Mit gaaanz langsamer Annäherung am Ende.

In den dicken Unterzügen aus Beton für das Abfangen der Last sind im Abstand von 15 Metern Aussparungen eingekerbt, da muss er rein der Träger, da gibt es nicht viel Spielraum, ein paar Zentimeter nur. Darin liegen flache Neoprenmatten zum Abfedern, man muss sich das vorstellen wie eine Dehnungsfuge. Eine knappe halbe Stunde pro Träger sind das ungefähre Zeitmaß, „ab dem zweiten geht es ein bisschen schneller“, weiß Oberbauleiter Felix Spörer aus Erfahrung. Bis der Träger passt, sitzt, wackelt und noch ein bisschen Luft hat, wie man so schön sagt.

Holzdecke für die zweite Halle

Der Einbau der Stahlverbundträger ist ein wichtiger Moment beim Bau des neuen Sportzentrums im Ortsteil Ober-Eschbach. Da kommt dann die Zwischendecke drauf, der untere Teil, in dem sportliche Wettkämpfe in unterschiedlichen Sportarten ausgetragen werden sollen, offenbart sein späteres Innen- und Höhenmaß. Die Zwischendecke wird dann zum Boden der draufgesetzten Trainingshalle, natürlich noch ausgerüstet mit mehreren Schichten Bodenbelägen.

Bis Ende Januar soll die zweite Halle im Rohbau stehen, heißt es von der Bauleitung. Denn dann kommen die nächsten Dachträger, die aus Holz sein werden. Die zweite Halle bekommt eine komplette Holzdecke, die Fertigstellung des Gesamtprojekts Doppel-Dreifeld-Sporthalle wird für Mitte 2024 angestrebt. Rund 26 Millionen Euro wird der Sport-Spaß voraussichtlich kosten.

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