Hinter zugezogenen Vorhängen

Scherenschnitte von Frauenköpfen sollen zeigen, dass es jeden treffen kann. Foto: ny

Bad Homburg (ny). Häusliche Gewalt geschieht meist im Verborgenen, und die Öffentlichkeit nimmt wenig Notiz davon. Im Jahre 2017 waren es etwa 138 000 „Fälle“, und von den Opfern waren 80 Prozent Frauen. 147 überlebten nicht. Die Beratungsstellen der Arbeiterwohlfahrt (Awo) und der Diakonie in Bad Homburg führten jetzt eine Aktion durch, die die Gewalt im sozialen Nahraum zeigte und über Handlungsmöglichkeiten informierte.

In einem Pavillon am Waisenhausplatz konnten Passanten „einmal einen Blick hinter den Vorhang werfen“. Dort stand ein großer Spiegel, auf dem stand: „Häusliche Gewalt kann jeden treffen – auch dich.“ Am Dach des Pavillons und in der Nähe vor einer Hauswand hingen kleine Plakate mit Frauenköpfen im Profil als Scherenschnitt mit verschiedenenTextzeilen. Die dort angegebenen Zitate fallen immer wieder bei Gewalttaten: „Ohne mich bist du nichts“, „Du bist doch selber Schuld“, „Du hast es nicht anders verdient“, „Dir glaubt eh keiner“ und „Du gehörst mir!“.

Die Mitarbeiter der Beratungsstellen gaben interessierten Bürgern Auskunft und Hinweise, wo Hilfe zu finden ist. Erst zögernd, dann doch direkt auf den Vorhang zugehend, wagten es einige Frauen, einen Blick dahinter zu riskieren. Das war ein Anfang, um ins Gespräch zu kommen. Auch der Berater für Männer mit Gewaltproblemen, Sebastian Göbel, informierte, wie durch Beratung und Training gewalttätige Männer lernen können, ihr eigenes Verhalten zu verstehen, Konflikte gewaltfrei zu lösen und Verantwortung zu übernehmen. Göbel erklärte: „Es geht dabei immer um die Tat, nicht um den Täter!“



X