Ein zweiter Versuch für die Seidenraupenzucht

Schlossgärtner Volker Hegemann und Robert Jacob beim Wegeaushub. Foto: VSG

Bad Homburg (hw). Die Gärtner des Schlossparks haben eine weitere Grundlage für die Fortführung der einst höfischen Seidenraupenzucht gelegt: So wurde eine Reihe von Maulbeerbäumen gepflanzt, deren Blätter die einzige Nahrung des „Seidenspinner“ genannten Schmetterlings sind. Die Reihe steht nun am herrschaftlichen Obstgarten. Gartenmeister Peter Vornholt sagte: „Wir fanden den Standort passend, da wir in unseren Archiven nachlesen konnten, welche Plätze im 18. Jahrhundert dafür ausgesucht worden waren. So empfahl Landgräfin Elizabeth, sie an ‚Bäche und Raine im Gemüsegarten‘ zu setzen.“

Ein erster Versuch im vergangenen Jahr, die für die Landgrafschaft Hessen-Homburg nachgewiesene Seidenraupenzucht wiederaufzunehmen, war gescheitert. Vögel fraßen etwa 60 von Vornholts Team mit viel Einsatz aufgezogene Raupen bis auf eine einzige auf. Sie verpuppte sich in den arttypischen Seidenkokon und dieser diente leider nur noch als Demonstrationsobjekt. Eine einzige Verpuppungshülse ergibt rund 900 Meter Seidenfaden.

In der Geschichte Hessen-Homburgs sind mehrere Phasen belegt, in denen der wirtschaftlich einträgliche Seidenbau unternommen wurde, allerdings oft mit mäßigem Erfolg. So erhoffte sich Landgraf Friedrich II. von französischen Hugenotten Unterstützung, die er als Flüchtlinge in seinem Land willkommen hieß, und ließ 1703 einen „Seidenwürmerkessel“ in der landgräflichen Meierei einmauern. Offensichtlich gab es damals einen größeren Bestand an Seidenraupen. Der Kessel sollte dem Kochen der Kokons dienen, bevor die Schmetterlinge schlüpfen, um die Fäden zu gewinnen. Weitere Quellen dokumentieren den Standort im herrschaftlichen Küchengarten nahe der Stadtmauer um die Mitte des 18. Jahrhunderts, auf die sich die Neupflanzung bezieht, sowie einen hinter dem Platzenberger Wäldchen, wo sich heute der Kleine Tannenwald befindet. Später sorgten Kriege und Vernachlässigungen dafür, dass die Seidenproduktion abebbte. Mit Heinrich Daniel Trütschler aus Neuwied kam um 1770 ein Unternehmer nach Homburg, der auf eigene Rechnung das einträgliche Geschäft mit den Seidenspinnern in den landgräflichen Gartenanlagen betreiben durfte.

Vornholt teilte weiter mit, dass er einen Stufenweg, der vom Obergarten hinunter zum Teich führt, verlängern ließ. Damit wurde das abrupte Ende am Hauptweg des Bosketts aufgehoben. Ansonsten werden seit Frühjahrsbeginn die Parkwege mit Lahnkies abgestreut und erhalten damit eine bräunliche Farbe. Besucher sollen die Wege kaum wahrnehmen. Außerdem pflanzten die Gärtner am westlichen Ufer des Teichs, gegenüber dem Eingang zur Fantasie, als Ersatz für eine beim letzten Sturm umgerissene Flatterulme eine Dreiergruppe derselben Art. Ebenfalls am westlichen Ufer bekam auch eine ungarische Eiche einen Platz.

Im Park würden von Pilz beschädigte, in der Krone eingekürzte Bäume nicht gefällt, sondern stehen gelassen. „Diese Habitatbäume dienen dem Artenerhalt, beispielsweise als Horst für viele Vogelarten wie Greifvögel, Eulen, Kraniche, Raben, Reiher und Störche.“ Sie bieten Tieren auch Höhlen. In einer Buche habe man im vergangenen Jahr einen Siebenschläfer entdeckt.



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