Im Notfall ist für 96 Stunden autarkes Leben möglich

Das neue Feuerwehrhaus in Dornholzhausen, in das bisher 6,1 Millionen Euro investiert wurden, soll im Februar in Betrieb genommen werden. Foto: js

Bad Homburg (js). Mit dem neuen Feuerwehrhaus im Ortsteil Dornholzhausen wächst die „kritische Infrastruktur“ in der Kurstadt um einen weiteren „Meilenstein“. Das neue Gebäude in zweigeschossiger Riegelbauweise mit drei Baukörpern an der Dornholzhäuser Straße mit direktem Anschluss an die Bundesstraße wird auf höherer Feuerwehrebene zu dieser kritischen Infrastruktur gezählt. Ein Meilenstein soll es ob seiner vielfältigen Nutzungsmöglichkeit sein. Denn es ist mehr als ein herkömmliches Feuerwehrhaus, mehr als nur für den Brandschutz zuständig, und das in vielen Teilbereichen. Mit Baukosten von rund 6,1 Millionen Euro bisher läuft alles nach Plan, es ist exakt die Summe, die bei Beginn der Arbeiten im März 2020 veranschlagt wurden. Die offizielle Inbetriebnahme des neuen Standorts wird voraussichtlich im Februar erfolgen, hieß es bei einer Ortsbegehung am Dienstag.

Natürlich wird das Zentrum mit der prägenden Fahrzeughalle in Feuerwehrfarben Stützpunkt aller Feuerwehrleute aus dem Ortsteil sein, von wo aus sie im Brandfall und bei anderen Einsätzen ausrücken werden. Mit Sanitärräumen nach modernsten Standards inklusive Schwarz-Weiß-Trennung, mit Schulungsräumen auch für die Jugendfeuerwehr, mit einem „Konditionsraum“, in dem sich die Wehrleute fit halten können und im Falle eines Einsatzes schnell wie sonst nie am Ort sind. Es ist aber auch Teil eines strategischen Standort- und Einsatzkonzepts und wird daher nach einem standardisierten Raum- und Betriebskonzept realisiert. „Durch harmonisierte Verfahren werden übergreifende Personalressourcen nutz- und einsetzbar“, erläutert Branddirektor Daniel Guischard. Komplett vernetzt mit der Schaltzentrale an der Dietigheimer Straße wird Dornholzhausen in Zukunft einer der Satelliten sein, wenn im Katastrophenfall ein Rad ins andere greifen muss. Wenn die „kritische Infrastruktur“ funktionieren muss.

Die Grundstruktur von Halle und Nebengebäuden, technischer Ausstattung bis ins kleinste Detail und in alle flexiblen Funktionsmodule steht, alles ist prinzipiell bereit. „Es passiert schon ganz viel“, erklärt Daniel Guischard. Denn all dies werde jetzt ausgiebig getestet, auch unter „Schwarzfallbedingungen“, wenn also etwa die Stromversorgung in einem Netz vollständig zusammengebrochen ist.

Guischard und der stellvertretende Leiter der Feuerwehr, Frank Juli, arbeiten täglich daran. Dann nämlich soll das Gebäude unabhängig von externen Energiequellen mindestens 96 Stunden betrieben werden können. Eine für den Katastrophenschutz ausgestattete Küche zur Versorgung der Bevölkerung im Notfall wurde ebenfalls eingerichtet. Durch Einbau von Pelletheizung und leistungsfähigem Notstromaggregat mit fettem Motor soll der zukünftige Standort „autark im Inselbetrieb“ sein. Den Besprechungsraum 014 mit eigener Richtfunkverbindung unabhängig von anderen Anbietern haben sie dem Zeitgeist entsprechend „Brain-Lab“ genannt.

„Das ist Champions League“

Das „Herz des sozialen Miteinanders“ aber hat einen vertrauten Namen bekommen, es wird die „Florianstube“ sein, ein modern gestalteter Aufenthaltsraum mit Gaststätten-Flair. Für Begegnungen der Kameraden vor und nach dem Einsatz, für Nachbesprechungen, für das Leben der individuellen Identität am Standort Dornholzhausen ohne Vorgabe durch ein standardisiertes Konzept. Ein Stützpunkt im Stützpunkt für den Bevölkerungsschutz, der über eine entsprechende Ausstattung auch bei länger andauernden Krisenlagen funktionsfähig bleibt. Mit Netzersatzanlage, Heizanlage mit leistungsunabhängiger Brennstoffversorgung, Küche und Notfalllager eben. Speziell ertüchtigte und über das Stadtgebiet verteilte Notunterkünfte sollen das Konzept im Krisenfall stützen. „Wir setzen hier Maßstäbe“, sagt Bürgermeister und Feuerwehrdezernent Oliver Jedynak, „energetisch ist das Champions League“. Mit Photovoltaik auf dem Dach, Zisternenanlage und Dachbegrünung.

Im versiegelten Außenbereich gibt es ausreichend Flächen für Feuerwehrübungen, der Raum kann auch für Dekontaminations-, Entseuchungs- und Entgiftungseinsätze genutzt werden. Die Kurstadt will für alle Fälle gerüstet sein.



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