Der Mütterkreis von damals feiert heute seinen 60. Geburtstag

Glaubensstärkung und Kunstgenuss in einem: Mitglieder des evangelischen Frauenkreises der Kirchengemeinde Bad Homburg-Gonzenheim im Mai 1989 gemeinsam mit Pfarrer Günter Mosebach (r.) beim Besuch der Chagall-Fenster in der Stephanskirche Mainz – dieses Jahr feiert der Frauenkreis 60-jähriges Bestehen. Repro: Bergner

Bad Homburg (a.ber). „Wir waren damals alle junge Muttis – Frau Rühl, Frau Maus, Frau Wesner, Frau Westerfeld, Frau Vögler und die anderen.“ Wenn sich die 80-jährige Erika Kaiser an die Anfänge des Frauenkreises der Evangelischen Kirchengemeinde Gonzenheim erinnert, fallen ihr sofort viele Namen ein. Im Jahr 1961 trafen sich junge Frauen zum ersten Mal abends zum Austausch im damaligen Pfarrhaus an der Frankfurter Landstraße bei Pfarrvikar Hees. Was vor 60 Jahren noch „Mütterkreis“ hieß, wurde bald ein fester Kreis der Kirchengemeinde, der bis heute Bestand hat.

Andachten und Gespräche über biblische Texte und das Christenleben prägten die wöchentlichen Abende ebenso wie Geselligkeit und Gemeinschaft. „Es wurde über Kindererziehung und alltägliche Probleme diskutiert, über gelesene Bücher gesprochen, Dia-Vorträge angesehen, gebastelt und gehandarbeitet“, sagt Gründungsmitglied Erika Kaiser. Gerne erzählt sie von den liebevoll vorbereiteten Advents-Basaren des Frauenkreises, die viele Jahre lang am ersten Advent „im knallvollen Gemeindesaal“ stattfanden – der Erlös der mit Hilfe von Küsterin Binder gebastelten Werke wurde jeweils für einen Zweck der Missionsarbeit gespendet. Auch als Heide Mosebach, die Frau von Pfarrer Günter Mosebach, die Leitung des Frauenkreises übernahm, sorgte der gute Geist der Gemeinschaft für schöne Erlebnisse: Spaziergänge und Wanderungen, Theater- und Museumsbesuche waren Höhepunkte im Alltagsleben der Frauen, deren Zahl in den 1980er-Jahren auf über 20 Teilnehmerinnen anstieg. 1995 gründete der Frauenkreis den Baby-Kinderkleider-Basar. „Und im November 2001 haben wir dagesessen und die Bezüge für die neuen Sitzkissen der Kirchenbänke in der frisch renovierten Gonzenheimer Kirche genäht.“

Die Gründung evangelischer Frauenverbände und -kreise der hessen-nassauischen Kirche geht auf die Jahre 1900 bis 1914 zurück. Bereits am 1. Januar 1899 war unter dem Protektorat der Kaiserin Auguste Viktoria, die in Bad Homburg lebte, die Evangelische Frauenhilfe in Deutschland gegründet worden. Frauen mischten sich fortan in örtliche soziale und wohlfahrtspflegerische Belange ein. Kleiderbasar, Besuche im Diakonissenhaus Frankfurt und Unterstützung von missionarischen Projekten, Hilfe untereinander am Ort: Lang ist die Liste der Aktionen des Gonzenheimer Frauenkreises.

Der evangelische Frauenkreis war immer Motor und Ideengeber für die Kirchengemeinde – und einfach eine fröhliche Gemeinschaft, in der sich alle umeinander kümmerten. Als Heide Mosebach gemeinsam mit ihrem Mann in den Ruhestand ging, sagten Erika Kaiser und andere kämpferisch: „Der Frauenkreis wird nicht aufgegeben!“ Noch heute besteht der evangelische Frauenkreis aus zehn Mitgliedern. „Mittlerweile sind wir alle zwischen 70 und 80 Jahre alt“, so Erika Kaiser. Dass die 14-tägigen Treffen mittwochs um 19.30 Uhr im Gemeindehaus allen Teilnehmerinnen nach wie vor gut tun, betont auch Walpurga Hoffmann. „Ich möchte diesen lockeren, vertrauten und freundlichen Gesprächskreis nicht missen!“ Die Abende seien strukturiert, jedes Mitglied des Frauenkreises komme zu Wort, und man pflege weiter eine verständnisvolle Gesprächskultur. „Dieser Kreis ist kein Kaffee-Klatsch, denn zu essen und zu trinken gibt es nichts – dafür aber immer einen religiösen Gedanken im Gespräch“, schmunzelt sie. Wenn die derzeitigen Einschränkungen aufgrund der Pandemie lockerer sind, wird sich der Frauenkreis der Gemeinde wieder treffen. Durchhaltevermögen sei gefragt, meinen die Teilnehmerinnen. „Vielleicht erstmal Begegnungen im Freien, aber wir machen weiter. Bis dahin telefonieren wir untereinander“, sagt Erika Kaiser. Und neue Teilnehmerinnen seien jederzeit willkommen.



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