Vom heiteren Siegesfest zum Carnevalverein Heiterkeit

Nach dem ökumenischen Gottesdienst, noch vor dem Umzug, stellen sich die Vereinsmitglieder des Carnevalvereins Heiterkeit auf der Treppe am Kirdorfer Dom auf.Foto: Klein

Bad Homburg (hrk). Es war einmal… So beginnen Märchen, manchmal aber auch Geschichten, die das Leben schreibt. Aus der Siegesfeier bei einem Sportfest entstand eine Gemeinschaft. „Zur Stadt Friedberg“ hieß die Wirtschaft, bei der August Wilhelm einst als 17-Jähriger den ersten Platz mit Freunden feierte. Er war es auch, der dieser Gemeinschaft einen Leitfaden mitgab: „Immer heiter und so weiter, bis das Lebenslicht erlischt, woll’n wir’s treiben, so soll’s bleiben, ärgern kann uns keiner nicht!“

Die Heiterkeit als Club war geboren. Das war im August 1919. Zwölf Gründer hatte der Club, der sich mit heiteren Treffen die Zeit vertrieb. Sogar eine Vereinsnadel gab es, und unentschuldigtes Fehlen wurde mit einer Geldstrafe geahndet. Gemeinschaftlich heitere Zeit verbringen hieß auch, einen Ball zu veranstalten, gemeinsame Fahrten zu unternehmen und Theaterstücke aufzuführen. Der „Club Heiterkeit, Bad Homburg Kirdorf 1919“ (CVH) erfreute sich großer Beliebtheit. Gerade auch in der Fastnachtszeit war die Heiterkeit aktiv: Der erste Maskenball und die erste Kappensitzung fanden 1925/1926 statt. Auch die Teilnahme am Oberurseler Karnevalsumzug war obligatorisch, und mit „Prinz Jumbo“ wurde 1928 die erste Tollität gestellt. Der Verein hatte Fahrt aufgenommen, und so war die Beteiligung am ersten Bad Homburger Laternenfest keine Frage. 1937 benannte sich der Club in „Carnevalclub Heiterkeit“ um. 1939 musste die Vereinstätigkeit wegen des Zweiten Weltkriegs eingestellt werden.

Erst 1946 ging es wieder los – mit neuem Namen „Carnevalverein Heiterkeit“. Das Motto: „Drum seid fröhlich Kinner, lacht, hoch lebe die Kirdorfer Fassenacht!“ Prägend waren die Vorträge und die „Familie Schnorzel“. Fester Bestandteil des Vereins wurde der 1950 gegründete Spielmannszug. Erster Spielführer war Karl Debus. 1950 entstand auch das neue Vereinswappen, das bis heute seine Gültigkeit hat.

1958 wurde der Narrenrat Bad Homburg gegründet, der die Prinzenfrage in einem festen Turnus regelte. Der erste Narrenrats-Präsident wurde vom CVH gestellt: Kurt Schenkelberg. Er leitete 20 Jahre die Geschicke des Narrenrats in Bad Homburg. Das Interesse an den Fremdensitzungen der Heiterkeit stieg stetig, und so waren die Räume der Wirtschaft bald zu klein. Die Sitzungen wurden dann in der Stadthalle am Untertor abgehalten. Das Vereinsleben wurde aktiver und neue Kontakte geknüpft, darunter auch die Verbindung zu St. Goarshausen. 1970 beteiligten sich Spielmannszug, Vortragende und die Garde an den dortigen Sitzungen. 1976 waren die „Ruuden Husaren“ aus Bensberg zu Gast bei der Heiterkeit. Wegen des Abrisses der Stadthalle zog der Verein von 1972 bis 1977 mit seinen Sitzungen in das Bad Homburger Kurhaus um. 1976 wurde das Kirdorfer Bürgerhaus eingeweiht, und 1977 fand jeweils eine Sitzung im Bürgerhaus und eine im Kurhaus statt.

Vom Männerclub zur Pionierin

Die Geschicke des Vereins leiteten Franz Braun von 1919 bis 1924 sowie von 1930 bis 1936, Valentin Weber 1924 bis 1930 und von 1936 bis 1951. 1978 übergab Kurt Schenkelberg sein Amt als Vorsitzender, das er seit 1951 innehatte, an Karl-Heinz Kaucher. Im selben Jahr übernahm Hans-Peter Wilhelm vom Homburger Carnevalverein das Amt des Narrenratspräsidenten. 1986 bis 2004 war es Rudolf Schaller, der der Heiterkeit vorsaß. Ihm folgte Klaus Stabel. Hans-Georg Zettlitzer ist seit 2004 Sitzungspräsident des Vereins und war Vorsitzender von 2010 bis 2018. Zettlitzer wurde für sein Engagement gerade mit dem Ehrenbrief des Landes Hessen ausgezeichnet. Seit vergangenem Jahr liegen die Geschicke der Heiterkeit in den Händen von Cornelia Henrizi-Freund. Und wenn man bedenkt, dass bis 1980 keine Frau dem Verein beitreten durfte, dann ist man heute bei der Heiterkeit für eine gute Zukunft bestens gerüstet.

Zum Laternenfest 1979 beteiligte sich die Heiterkeit erstmals mit einem großen Festzelt „uff de Bach“. Auch die Kontaktpflege trug Früchte, und so reiste das große Ballett in die Partnerstadt Terracina und präsentierte seinen Tanz „Rom“. 1986 folgte Rudolf Schaller Ex-Prinz Karl-Heinz Kaucher (1954) auf den Stuhl des Vorsitzenden des Vereins. Kaucher war allerdings noch bis 1991 Sitzungspräsident der Heiterkeit. 1989 wurde das eigene Vereinshaus in der Friedenstraße zum Jubiläum „70 Jahre Heiterkeit“ eingeweiht. 1999 zog der Verein in die neuen Vereinsräume in der Kirdorfer Straße.

2005 öffnete das Kirdorfer Heimatmuseum seine Pforten mit einer Ausstellung über die örtlichen Vereine, und die Heiterkeit beteiligte sich mit Kostümen, Orden und Urkunden.

Es gab Tanzpaare wie Jens Wagner mit Anita Faulhaber oder Marc Hett mit Denise Kunzelmann und auch Laternenköniginnen, die aus den Reihen der Heiterkeit kamen. 2010 fand die erste Fastnachtseröffnung im Vereinsheim in der Kirdorfer Straße statt. Seitdem ist es beliebter Treffpunkt für Feierlichkeiten und Vereinsaktivitäten. Ende des Jahres ist allerdings Schluss, dann das Gelände wurde verkauft. Wo nun in den nächsten Jahren Weiberfastnacht, Fastnachtsabschluss und Ordensfeste stattfinden, muss noch geklärt werden.

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