Leiden und Freude am Kirdorfer „Engelsberg“

Bad Homburg (js). „Engelsberg“ nennen sie in Kirdorf das vom Parkplatz am Ortsbrunnen ansteigende Gelände hinauf zum alten schön sanierten Schwesternhaus. Ein Stück des grünen Hügels soll für Parkplätze der Nutzer des Hauses, den Parknöten im Ort und für die Erweiterung der Feierfläche in zentraler Ortsmitte geopfert werden. Die Initiativgruppe „Erhalt des Schwesterngartens“ – die meisten sind Anwohner im direkten Umfeld“ – kritisieren das Vorhaben als „Stadtplanungsschnapsidee“. Die von der Stadt geplante Erweiterung des Parkplatzes aber wird kommen.

Zu den bisher zwei Reihen mit je zehn Parkplätzen und einer Zu- und Abfahrt soll eine dritte Reihe kommen, mit Ladestationen für Elektroautos und zusätzlichen Fahrradabstellplätzen. Die Stadt wird das benötigte Gelände anpachten und entsprechend umbauen. Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen, weil das Bauantragsverfahren noch läuft. Aber wie es lauten wird, scheint klar. Daran ließ Oberbürgermeister Alexander Hetjes (CDU) im Stadtparlament bei der Beantwortung einer Anfrage der Bürgerliste Bad Homburg (BLB) keinen Zweifel. Die Kirchengemeinde als Eigentümerin des Geländes, Stadtplanung und eine Mehrheit im Vereinsring sind sich einig, dass alle Seiten von einer Erweiterung des bestehenden Parkplatz-Geländes profitieren werden. Der Oberbürgermeister verkündete es wie einen letzten Trumpf: „Es gibt auch eine BI für das Projekt“, rief er den Kritikern der Initiativgruppe und dem Parlament entgegen. Auch dort kursierten Unterschriftslisten pro Parkplatz-Initiative. Der Parkdruck in Alt-Kirdorf sei enorm, Kirchengemeinde und Vereine hätten im Grund das Parkplatz-Thema angestoßen.

Die Hausherren im Schwesternhaus müssen, so steht es im Vertrag mit der Stadt, die an der Sanierung mit 200 000 Euro beteiligt war, „auch für weltliche Gruppen, die die Räume nutzen“, so Hetjes, sechs Parkplätze zur Verfügung stellen. Im Hof sei das aufgrund des darunterliegenden Gewölbekellers nicht möglich. Dieser gehöre sehr wohl zum denkmalgeschützten Bereich, nicht aber der Garten zwischen Haus und Parkplatz. Auch ein „Ensembleschutz“ sei nicht gegeben. Haus, Garten und Parkplatz seien deutlich zu trennen, dies sei bei der nach Einwänden erfolgten Freiflächenüberarbeitung berücksichtigt worden. Auf die BLB-Frage, ob die Pläne vom Landesamt für Denkmalschutz (LfD) in Wiesbaden positiv beschieden worden sei, erläuterte Hetjes, dass das LfD aufgrund der genannten Denkmalschutzlage innerhalb des Verfahrens lediglich Stellung nehme. An welcher Stelle und in welcher Form beim Parkplatz-Umbau denkmalgerechte Materialien eingebaut werden, sei ein Aspekt der detaillierten Ausarbeitung. Die dann positiv zu bescheiden sei.

„Die Befürchtungen der Initiative haben sich leider bewahrheitet“, konstatiert indessen die Gruppe um Anwohner Uwe Fitz nach einem Ortstermin mit dem OB und Stadtplanern. Sie sieht die vorgesehene Erweiterung des Parkplatzes von 20 auf 29 Stellplätze „auf Kosten des für Kirdorf prägenden historischen Gartens“ nicht als Lösung für das Parkproblem im Dorfkern, sondern als „völlig falsches verkehrspolitisches Signal“. In einem Schreiben an die örtliche Presse spricht die Gruppe von der bewussten „Zerstörung des seit 1874 untrennbar mit dem Kulturdenkmal Schwesternhaus verbundenen Gartens“. Jener Garten sieht nicht wirklich gut aus, vor allem ganz unten. Vom Parkplatz getrennt nur durch einen maroden Zaun, dahinter folgt eine bereits geschotterte Fläche, abgezwacktes Gartengelände für temporäre Nutzung bei Aufstellen eines größeren Festzeltes als in früheren Jahren.

Ja, auch der Vereinsring hätte gerne mehr Platz, bestätigt Stadtpressesprecher Marc Kolbe. „Für gelegentliche Feiern“, so Kolbe, auf dem bisherigen Platz werde es da eng. Einige Vereine hätten den Wunsch unterschrieben, so Hetjes im Stadtparlament, die Interessengemeinschaft Kirdorfer Feld (IKF) sei allerdings nicht darunter. Die Apfelwein-Kelterer um Ex-OB Michael Korwisi dürfen den Gewölbekeller unter dem Schwesternhaus für die Lagerung ihres wertvollen „Stöffchens“ nutzen, das Kelterfest im Herbst gehört zu den beliebten Ereignissen im feierfreudigen Ortsteil.

Im hübsch mit Blumen dekorierten Hof des Kirdorfer Schwesternhauses ist kein Platz für weitere Parkplätze. Foto: js



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