Bad Homburg (hw). „Er lief einfach allen davon“, so urteilten die Verantwortlichen bei der Leichtathletikabteilung der Turn- und Sportgemeinde Ober-Eschbach über die sportlichen Leistungen von Gebeyehu Filfil. Doch nicht nur das sportliche Können des Zwölfährigen ist beeindruckend. Seine Geschichte ist es auch.
Gebeyehu stammt aus Äthiopien. Im Alter von sieben Jahren kam er als „unbegleiteter minderjähriger Flüchtling“ nach Deutschland. Da er hier keine Verwandten hat, wurde er in der Landgräflichen Stiftung von 1721 in Bad Homburg untergebracht. Ohne ein Wort Deutsch zu sprechen, wurde er in die erste Klasse der Hölderlin-Grundschule eingeschult. Seine sportliche und schulische Entwicklung verlief rasant. Bereits kurz nach seinem Einzug in die Landgräfliche Stiftung stellte die Leitung dort fest, dass Gebeyehu über ein außergewöhnliches sportliches Talent verfügt: „Er war mit dem allgemeinen Sportangebot deutlich unterfordert“, sagte Leiterin Bettina Patzel. „Wir haben Gebeyehu daher zur Leichtathletikabteilung der TSG Ober-Eschbach angemeldet.“ Der Junge kam dort gut an – und lief bei Wettkämpfen allen davon. Es wurde deutlich, dass er ein gezielteres Training und eine größere Konkurrenz brauchte. So wechselte Gebeyehu zur Leichtathletikabteilung der Eintracht Frankfurt.
Parallel zu diesem Wechsel bewarb er sich nach Abschluss der Grundschule an der Carl-von-Weinberg-Schule in Frankfurt, eine auf die Förderung von Sportlern spezialisierten Schule. Nach einem mehrstufigen Auswahlverfahren, das Gebeyehu durch sportliches Können und soziales Verhalten erfolgreich bestehen konnte, besucht er seit August die fünfte Klasse dieser Sportschule – ein toller Erfolg!
Und dennoch fehlt etwas: Zwar kann die Landgräfliche Stiftung den hohen logistischen Aufwand stemmen, der mit Gebeyehus Training und Wettkämpfen verbunden ist, für weitere Investitionen in die sportliche Ausrüstung des Jungen fehlen aber die Mittel.
Matthias Böhm vom Rotary Club Bad Homburg-Schloss erfuhr von dieser Situation: „Ich habe Gebeyehu beim Jahresempfang der Landgräflichen Stiftung kennengelernt“, erwähnt Böhm. Über Bettina Patzel sei er über die Entwicklung des Jungen informiert worden. „Als ich dann hörte, dass er unsere Hilfe gebrauchen kann, war ich sofort bereit, auf unsere Clubmitglieder zuzugehen. Nachdem diese von den sportlichen und schulischen Erfolgen Gebeyehus gehört hatten – und ich ihnen glaubhaft versichern konnte, dass er nebenbei auch ein ganz toller Junge ist –, war die Bereitschaft, ihn zu unterstützen sofort da“, sagt Böhm. „Wir haben also 2000 Euro gesammelt, um Gebeyehus Trainingskleidung und -ausrüstung finanzieren zu können – und einen kleinen Beitrag zur Fortsetzung seiner Erfolgsgeschichte zu leisten.“