Alexander Militz betreut die Produktionen des hr-Sinfonieorchesters

Bad Soden (bs) – Wo Alexander Militz ist, spielt die Musik. Beim Hessischen Rundfunk ist der 29-Jährige mitverantwortlich für die Umsetzung von Konzertproduktionen des Sinfonieorchesters. Als Aufnahmeleiter koordiniert er die Gewerke im Hintergrund, damit das Publikum klangvolle Abende erleben kann. Bis zu seinem Traumjob war es kein Spaziergang. Im Anschluss an seine Schulzeit absolvierte er zunächst eine Ausbildung zum Veranstaltungskaufmann. Nach dem erfolgreichen Abschluss wuchs in ihm der Wunsch, doch noch zu studieren. Seinen Job wollte er dafür aber nicht kündigen. An der FOM Hochschule in Frankfurt konnte er mit der Unterstützung seines Arbeitgebers schließlich Beruf und Studium miteinander vereinbaren. Erst absolvierte er einen Bachelor in „Business Administration“, dann folgte ein Master in „Technologie- und Innovationsmanagement“. Er ist damit der erste Akademiker in seiner Familie.

Ohne Scheuklappen

Es beginnt ganz bescheiden, mit einer Blockflöte daheim im hessischen Bad Soden. Da sind noch keine Konzertsäle, kein Orchester – nur die eigenen Eltern und der kleine Bruder. „Meine Mutter hat Wert daraufgelegt, dass wir ein Instrument erlernen und ich fand es cool, musikalisch was zu machen“, erinnert sich Militz. Die Blockflöte tauscht er später gegen ein Klavier, nebenbei singt er im Chor. Die Musik ist in seinem Leben immer präsent, das Interesse geht jedoch schon in jungen Jahren über den reinen Spaß am Musizieren hinaus. Denn Alexander ist kein Mensch, der mit Scheuklappen durchs Leben geht. Bei Konzerten und Veranstaltungen fragt er sich beispielsweise schon früh: Wie funktioniert die Technik dahinter? Was ist nötig, damit am Ende alles reibungslos funktioniert? Diese Kombination aus musischen und wissenschaftlichen Interessen zeigt sich auch in der Schule: Als Leistungskurse am Gymnasium wählt er Musik und Mathe.

Rein in die Praxis

Wie die meisten aus seinem Jahrgang hätte er direkt nach dem Abi ein Studium aufnehmen können. Alexander Militz aber hat andere Pläne, möchte raus aus dem Klassenzimmer, rein in die Praxis: „Ein Punkt war für mich damals, dass ich sehr gerne etwas mit Menschen zu tun haben wollte. Ich wollte einen abwechslungsreichen Job, bei dem nicht immer das Gleiche passiert. Der Beruf des Veranstaltungskaufmanns war deshalb spannend für mich.“ Nach einem Auswahlverfahren beim Hessischen Rundfunk (hr) erhält er die Zusage und kann in den folgenden Jahren abwechslungsreiche Stationen durchlaufen: „Radio, Eventmanagement, Szenenbau – ich hab alles ein bisschen mitbekommen.“ Mit der Ausbildung in der Tasche und seinen Aufgabenbereichen im hr wäre er mit seinem Job gut ausgelastet gewesen. An seinen Tätigkeiten hat der heute 29-Jährige Spaß, die Arbeit ist fordernd, interessant und erfüllt ihn. Auf der anderen Seite ist da immer noch der Wunsch, sich weiterzubilden, links und rechts des Weges zu schauen, was es noch gibt, das ihn interessiert. Nach einigem Abwägen steht die Erkenntnis: „Ich hätte noch Lust zu studieren.“ Doch wie kann das gelingen? Denn seinen Job, den er weiter gerne und mit Leidenschaft ausübt, will er für ein Vollzeitstudium nicht aufgeben. Er recherchiert, welche Möglichkeiten bestehen und findet letztlich nur eine Hochschule, die seinen Vorstellungen entspricht: „Der große Vorteil der FOM Hochschule: Sie ist klar auf Berufstätige ausgerichtet. Flexibilität ist deshalb ein großes Thema. Wenn ich die nicht hätte, würde es nicht klappen.“ Dennoch hat er Zweifel, ob er mit dem Mehraufwand seinen eigenen Ansprüchen gerecht werden kann. Schon da arbeitet er oft, wenn andere auf der Couch – oder eben im Konzertsaal sitzen: „Im Eventbereich hat man sehr lange Arbeitszeiten.“ Neben dem Vollzeitjob ein Bachelor-Studium aufzunehmen, ist daher eine Entscheidung, die wohl überlegt getroffen werden sollte.

Schließlich wagt er den Schritt und meldet sich an der FOM Hochschule für „Business Administration“ an: „Die betriebswirtschaftlichen Zusammenhänge haben mich schon während der Ausbildung interessiert. Generell ist das eine sehr gute Grundlage.“ Zur selben Zeit, in der er sein Studium aufnimmt, erweitern sich seine Aufgabenbereiche und er wird Ansprechpartner für die Produktion der Konzerte. „Die Eigenmotivation ist intrinsisch. Ich habe Spaß an dem, was ich tue. Das würde ich auch jedem empfehlen. Man muss wirklich Lust haben, sonst weiß ich nicht, ob man das durchzieht.“ Alexander zieht durch. An der Frankfurter FOM wählt er das Tages-Studium, an drei Tagen pro Woche arbeitet er, an zwei Tagen besucht er das Hochschulzentrum in der Franklinstraße. „Mit der Zeit wächst die Verantwortung. Die steigenden Anforderungen im Beruf und das Studium miteinander zu vereinbaren, ist eine Herausforderung. Da gab es Situationen, in denen ich während eines Seminars vor der FOM in Frankfurt stand und telefonische Absprachen treffen musste, weil gleichzeitig ein Konzert stattfand. Die Unterstützung des hr spielte dabei ebenfalls eine tragende Rolle.“ Das Studium läuft besser, als er zunächst erwartet hatte. Sein Tipp, wie das gelingen kann: Klare Absprachen mit dem Arbeitgeber, klare zeitliche Strukturen und: „Es klingt wie eine Floskel, ist aber wahr: Wenn ich die Unterstützung meiner Frau und meiner Eltern nicht gehabt hätte, hätte ich das nicht geschafft.“ Im Anschluss an sein Studium beginnt der Bachelor-Absolvent an der FOM in Frankfurt einen Master in „Technologie- und Innovationsmanagement“, wechselt also in den Hochschulbereich Ingenieurwesen, um seine bestehenden Kenntnisse zu vertiefen. Wie im Bachelor kann er auch den Master mit Bestnoten abschließen. „In meiner Familie hat bisher noch niemand studiert, sodass ich echt stolz bin, das geschafft zu haben.“

300.000 Abonnenten

Im Job stehen ihm während seiner Zeit als Master-Student ungeahnte Herausforderungen bevor. Die Pandemie bringt den Konzertbetrieb fast zum Erliegen. Gefragt sind nun neue Ideen und Wege, um den Kontakt zum Publikum nicht zu verlieren. Dem digitalen Wandel wird ein ordentlicher Schub verliehen. Wenn die Menschen nicht zum Orchester kommen, kommt das Orchester zu den Menschen. Als Aufnahmeleiter für die digitalen Produktionen ist er für die Umsetzung der Streamings mitverantwortlich, um die Konzerte in die Wohnzimmer der Hörerschaft zu bringen. Während der Pandemie hat das hr-Sinfonieorchester die Zahl seiner Youtube-Abonnenten auf mittlerweile mehr als 300.000 gesteigert: eine Erfolgsgeschichte. Auf der Arbeit treibt der 29-Jährige Digitalisierungsprozesse weiter voran. Sein Master, sagt Alexander Militz, sei ihm dabei schon mehrfach hilfreich gewesen. Nun kann er Theorie und Praxis miteinander verbinden. „Ich bereue es auf keinen Fall, die Ausbildung gemacht zu haben. Dabei habe ich viel gelernt über den Umgang mit Menschen und ich bin eingetaucht in die Arbeitswelt. Das Tolle war, nach der praktischen Ausbildung hatte ich richtig Lust zu studieren, das hat mich extrem motiviert.“ Und durch das Studium habe er viel an Wissen hinzugewonnen, das er täglich in die praktische Arbeit einfließen lässt.

Wie klingt Zukunftsmusik?

Mit seiner jetzigen Situation ist Alexander Militz „happy“. Im Job läuft es gut und sein Studium hat er mit Bravour gemeistert. In Zukunft möchte er nun etwas mehr Zeit für Familie und Hobbys haben, im vergangenen Jahr hat er geheiratet. Die Blockflöte aus Kindertagen ist dagegen, wenig überraschend, kein Bestandteil seiner Freizeitgestaltung mehr.

Neben seiner Begeisterung für Musik ist das Kitesurfen eine seiner großen Leidenschaften, der er sich nach Abschluss des berufsbegleitenden Studiums mehr widmen möchte. Wäre das Promotionsprogramm an der FOM Hochschule also perspektivisch nichts für ihn? „Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich es mir noch nicht angesehen habe“, lässt Alexander Militz mögliche Zukunftspläne durchblicken.



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