Buchtipp des Monats: „Hey guten Morgen, wie geht es dir?“ von M. Hefter

Auszuleihen ist der packende Roman von Martina Hefter in der Stadtbücherei im Kulturzentrum Badehaus.Foto: Stadt Bad Soden

Bad Soden (bs) – In regelmäßigen Abständen gibt der Leiter der Bad Sodener Stadtbücherei, Chris Becker, einen Buchtipp für interessierte Leserinnen und Leser. Im Monat November empfiehlt er den diesjährigen Gewinner des Buchpreises: „Hey guten Morgen wie geht es dir?“ von Autorin Martina Hefter.

Sensibler Roman über die weiblichen Gedankenwelten

Die Autorin und Kunsttänzerin Martina Hefter landete in diesem Jahr mit ihrem Roman „Hey guten Morgen wie geht es dir?“ einen überwältigenden Erfolg. In ihrem jüngsten Werk folgt der Leser dem Alltagsleben der Tänzerin Juno, die ihren schwerkranken Mann Jupiter pflegt und abends ihre Zeit am Smartphone verbringt. Dort wird sie bald auf Instagram von sogenannten „Love-Scammern“ kontaktiert.

Das Phänomen ist der Autorin gut bekannt, denn sie hat auch solche Nachrichten erhalten: Betrüger behelligen gezielt ältere Frauen, um über Komplimente und geheuchelte Liebe ihr Vertrauen zu erhaschen. Sie bauen sich falsche Profile auf Sozialen Medien auf und geben sich dort als wohlhabende Männer aus. Über ständigen Kontakt und viel Manipulation bauen sie eine Liebesbeziehung auf und sprechen schnell das Thema Heirat an. Irgendwann gibt der Schwindler vor, einen Unfall erlitten zu haben und verlangt Geld von seinem Opfer.

In ihrem Roman geht Juno auf die Betrüger ein, wechselt unzählige Nachrichten mit mehreren Männern, um ihnen schließlich allen zu offenbaren, dass sie weiß, welches Spiel gespielt wird.

Alle brechen den Kontakt ab, beleidigen sie sogar. Nur einer bleibt: Benu aus Nigeria. Aus dieser seltsamen Ausgangslage entwickelt sich zwischen Juno und Benu sogar eine Freundschaft, Juno teilt ihm nachts über das Internet persönliche Sorgen und Gedanken mit während sie tagsüber ihren Mann Jupiter pflegt.

„Hey guten Morgen“ ist ein hervorragend aufgebauter und spannender Roman, der gleichzeitig nichts an Sensibilität und Feinheit verliert. Er taucht auf angenehme Weise in die Gedankenwelten der Erzählerin ein und erzählt von der Sehnsucht nach Nähe und Verbindung. Juno ist dabei eine erfrischend sympathische Erzählerin. Sie lässt die oberflächlichen Betrüger mit immer neuen Geschichten auflaufen, verirrt sich im Chat in philosophischen Gedanken und entlarvt sie mit immer kreativeren Methoden. Überraschend ist: Obwohl sie die Betrüger durch absurde Geschichten (z.B. „In Deutschland rauchen wir 200 Euro Scheine“) abschrecken möchte, lassen diese nicht locker. Einen Anteil des trivialen Wortwechsels zwischen ihr und den einfach gestrickten Betrügern hat Frau Hefter bereits in ihrem Titel übernommen.

Der autofiktionale Roman „Hey guten Morgen, wie geht es dir?“ erscheint bereits in seiner 6. Druckauflage und trug dazu bei, dass Martina Hefter im Jahr 2024 den Großen Preis des Deutschen Literaturfonds, den Literaturpreis der Landeshauptstadt Wiesbaden und den Deutschen Buchpreis erhielt.



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