„Farbenfrohe“ Krimikomödie in s/w

Bad Soden (Sc). War es wirklich ein Theaterstück oder doch ein Schwarz-Weiß-Film? Einen Theaterabend der ganz besonderen Art präsentierte das Ensemble des „Filmtheater Lange & Leder“ aus Köln den Gästen und Bewohnern der Seniorenresidenz Augustinum. Mit dem Gastspiel ihrer neuesten Inszenierung von Oscar Wildes Krimi-Satire „Lord Savil´s Verbrechen“ im hauseigenen Theatersaal begeisterten die Schauspieler ihr Publikum und zauberten den Besuchern an diesem Abend ein erstauntes Lächeln ins Gesicht. Oscar Wilde, irischer Dichter der neuen Moderne und bekannt für seine geistreichen Gesellschaftskomödien, war vielen Anwesenden durchaus bekannt und so freute man sich allenthalben auf einen vergnüglichen Abend. Unter der Regie von Saskia Leder, die auch als Lady Sybill Savil auf der Bühne stand, spielte Dirk Volpert ihren gutgläubigen Ehemann Lord Philipp Savil, der sich einem fast unlösbaren Problem gegenübersieht.

Als Anhänger allerlei windigen Hokuspokus‘ und übersinnlichen Brimboriums hatte er sich zu einem Wahrsager begeben, der ihm unglücklicherweise prophezeite, innerhalb kurzer Zeit einen Mord zu begehen – an wem und zu welchen Zeitpunkt war bedauerlicherweise nicht in Erfahrung bringen. Lord Savil, ein äußerst pragmatischer Vertreter des britischen Hochadels, war nun bestrebt, dem „unabwendbaren“ Schicksal etwas Nachdruck zu verleihen und die Tat möglichst schnell hinter sich zu bringen.

Seine Frau Sybill, zwangsläufig eingeweiht, stand ihm mit Rat und Tat zur Seite, um eine möglichst unliebsame Person mittels heimischen Adressbuch ausfindig zu machen um anschließend aktiv zur „Untat“ schreiten zu können.

Ob nervtötende Tante, langweiliger Parlamentsfreund oder gieriger Wahrsager – sie alle werden für einen Giftmord in Betracht gezogen, um mit einer „geheimen“ Pille um die Ecke gebracht zu werden. Aber wie die Pille verabreichen und wie wird man die Leiche los? Und warum stand auf einmal Scotland Yard vor der Tür? Verwicklungen, Charaden und Beinahe-Tote, witzige Dialoge und herrlich skurrile Charaktere unterhielten die Zuschauer auf das Feinste, sodass die Zeit wie im Flug verging.

Die charmante Erzählweise von Oscar Wilde, die amüsanten Dialoge und das herrlich altmodische Ambiente entführten die Besucher in eine Zeit, in der es ganz sicher noch kein Farbfernsehen gab. Die Theateraufführung entwickelte ihren ganz besonderen Retro-Charme vor allem dadurch, dass sie ganz in schwarz-weiß gehalten war. Eigentlich ist es kaum vorstellbar, ein Live-Theaterstück ohne Farbe anzusehen, aber – es geht und die Wirkung ist einfach fabelhaft! Sowohl das Bühnenbild – Judith Bayer, als auch die Gesichter und die Kleidung der Schauspieler wirkten, als würde der Zuschauer in einen Schwarz-weiß-Fernseher gucken und weil darüberhinaus das Stück im Stile der 50er Jahre – Filmkomödien inszeniert war, versetzte diese romantische Krimikomödie die Zuschauer in eben diese Zeit zurück. Eine ganz außergewöhnliche Atmosphäre, die die Zuschauer verblüffte und in Staunen versetzte.

War es wirklich ein Theaterstück, oder doch ein Schwarz-Weiß-Film? Die Schauspieler wirkten zwar „unwirklich“ aber doch auch unglaublich lebendig und ganz und gar nicht farblos. Mit ihrer Mimik und Gestik unterstrichen sie gekonnt die flotten Dialoge und erfüllten die Bühne mit einer ganz persönlichen Farbigkeit, die ihr schauspielerisches Talent voll zur Geltung brachte. Heitere Wortwechsel, näselnde Untertöne und schrille Monologe brachten die Zuschauer zum Lachen und bescherten den Anwesenden ein – nicht nur optisch – einmaliges Theatererlebnis, das sie so schnell wohl nicht vergessen werden.



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