Das Leben von Menschen zum Besseren wenden: Michael Behrle macht’s möglich

Auf diesem „gedeckten Gabentisch“ stecken unglaublich viele Stunden voller Ideen, Vorbereitung und Hingabe – aber vor allem Kreativität und Herzblut. Fotos: Mirjam Kuschel

Bad Soden
(mk) – Michael Behrle steht bereits an seiner Haustür und kann es kaum erwarten, seine mühevoll handwerklich hergestellten Meisterstücke zu präsentieren. Von den kleinen „Walnuss-Krippen“, die dem einen oder anderen bekannt sein dürften, fertigt Behrle Miniatur-Krippen und vor allem gelaserte Dekorationsartikel aus dünnem Holz, in Form von Wichteln, Tannenbäumen, Fensterschmuck und vielem mehr. Und wofür das Ganze? Wofür die mühevolle, stunden- und monatelange Filigranarbeit? Für die Christoffel Blindenmission (kurz: CBM Deutschland e.V.), die in Bensheim sitzt.

Wie alles begann (Quelle: CBM)

Türkei, 1904: Blinde Kinder kauern bettelnd auf der Straße. Pastor Ernst Jakob Christoffel kann nicht vorübergehen. Er handelt. Und löst eine Bewegung aus, die um die Welt geht. Finanziell unterstützt von Freunden in Deutschland, nimmt sich Christoffel der behinderten Kinder und Erwachsenen an. Seine Vision: Kein Mensch soll im Elend leben müssen, nur weil er behindert ist. Heute, über 100 Jahre später, wird Christoffels Vision für behinderte Menschen wahr – Tag für Tag, überall auf der Welt. Dank vieler Freundinnen und Freunde. Wie Michael Behrle in Bad Soden.

Sein Antrieb dahinter?

Schon früh begeisterte sich der Rentner, der vorher bei der Rhein-Main-Deponie in der Öffentlichkeitsarbeit tätig war, für filigrane, handwerkliche Tätigkeiten. Historische Eisenbahnmodelle, gut geschützt vor Staub in Vitrinen, schmücken den Flur. Vor rund sieben Jahren kam ihm beim Anblick eines mit Konfekt und Walnüssen gefüllten Weihnachtstellers der Gedanke: „Was könnte man daraus machen?“, und er erinnerte sich an die Blindenmission. Das eine führte zum anderen, und so wurde die Idee geboren, das Weihnachtswunder in Form einer Walnuss zu gestalten. Nach langem Herumprobieren und Tüfteln war schnell klar: Deutsche Walnüsse sind viel zu klein – es mussten andere, größere Nüsse gefunden werden. Michael Behrle stieß auf chilenische Walnüsse und konnte so seine kleinen Figuren, naturbelassen oder bemalt, „zur Nuss bringen“. Das war der Anfang seiner kreativen Reise, die bis heute anhält.

Seine ganze Familie ist sozial engagiert und beim Main-Taunus-Kreis tätig. Er selbst wurde katholisch erzogen, und man spürt seinen unerschöpflichen Elan dahinter. Mittlerweile hat der 73-Jährige eine „6-Tage-Woche“ und arbeitet unaufhaltsam über 80 Stunden/Woche an neuen Ideen und technischen Möglichkeiten. „Jetzt, wo ich Rentner bin, habe ich mir immer gesagt, kann ich mir meine Zeit selbst einteilen, und das mache ich auch“, berichtet Behrle stolz mit einem Lächeln im Gesicht. Seine Frau steht ihm zur Seite und unterstützt ihn bei Konfektionierungen. „Anfangs waren es 150 Krippen, dann wurden es schnell 300, und dieses Jahr liegen wir schon bei rund 740 Krippen“, erzählt sie am Tisch. Michael Behrle macht alles in Eigenregie – vom Einkauf der Materialien bis zur Verpackung und dem Versand. Da wird das heimische Wohnzimmer schon mal zum Vertrieb genutzt, und auch das ursprüngliche „Büro“ gleicht einer Werkstatt. Renate Behrle nimmt es mit Humor und sieht den eigentlichen Nutzen dahinter.

Wo die Hilfe landet

Michael Behrle geht mit all seinen Werkzeugen und Materialien in Vorleistung, damit er die gefertigten Werkstücke, die dann an Freunde und Förderer der Christoffel Blindenmission zum Verkauf stehen, präsentieren kann. Die hölzernen, feinen Teile stammen von der Pappel und Birke und werden meist in mühevoller Kleinstarbeit auf drei Schichten geklebt, damit eine gewisse Stabilität gewährleistet ist. Die Figuren bezieht er aus Niederbayern. Islandmoos und Bio-Stroh runden die kleinen, aber feinen Krippen ab. Den Verschnitt oder „Überbleibsel“ bekommt der langjährige Freund „Klaus Peter“, der das unbrauchbare Material als Anmachholz nutzt und auch so immer hilfsbereit bei technischen Dingen aushilft. Als Anlage erhalten potenzielle Käuferinnen und Käufer von Michael Behrle nämlich immer auch eine Anlage mit einer Datei von Bildern und Bestellnummern. Gleichzeitig sendet er eine Excel-Liste mit den Preisen und den jeweiligen Beträgen sowie den Summen, die nach Verkauf an die CBM übergeben werden. Transparenz ist ihm wichtig, damit „Sie sehen können, wieviel Geld von Ihrem Kauf an die CBM gehen wird“, so heißt es in seiner Broschüre.

Auch in diesem Jahr wird der Erlös wieder für die zahlreichen Aufgaben der Christoffel Blindenmission gespendet. Unter anderem zur Bekämpfung der hochansteckenden bakteriellen Augeninfektion Trachom. Diese wird auch als „ägyptische Körnerkrankheit“ bezeichnet und trifft vor allem arme Menschen in heißem Klima, wenn die hygienischen Verhältnisse extrem schlecht sind. Unbehandelt führt Trachom zur Erblindung. Des Weiteren werden die Spenden auch für Operationen am grauen Star benötigt. Grauer Star ist die weltweit häufigste Ursache für Blindheit. Nur ein paar wichtige Fakten: Eine einfache Operation heilt die Erblindeten, aber der Eingriff ist für arme Menschen unbezahlbar in manchen Ländern. Seit 1966 hat die CBM schon über 14 Millionen Kindern und Erwachsenen das Sehen geschenkt – unbezahlbar! Allein im Jahr 2018 verhalfen Spenderinnen und Spender zu
605.443 Grauen-Star-OPs.
Und das ist nur ein Puzzleteil der Hilfe.

Vielleicht ist das der Antrieb von Michael Behrle, und sicherlich spielen viele Gegebenheiten eine Rolle. Seine Mutter erblindete nahezu komplett an einer Augenkrankheit. Die kreativen Ideen werden ihm jedenfalls nicht so schnell ausgehen dafür. So hat er bereits die nächste: einen 33 Zentimeter großen „Weihnachtsmarkt“ in einer Käseglocke... Wer sich für die Schmuckstücke interessiert, Fragen zu Angebot und Bestellung hat, kann Michael Behrle persönlich und seriös kontaktieren über seine E-Mail: michael.behrle[at]googlemail[dot]com. Weitere Informationen gibt es hier: Christoffel Blindenmission/ CBM Deutschland e.V., E-Mail: info[at]cbm[dot]de, Web: www.cbm.de.

Natürlich kann der Verkauf nur zum Erfolg führen, wenn diese Schätze selbst gekauft oder als Geschenk für Freunde und Verwandte genutzt werden. Gleichzeitig gilt es für Michael Behrle als Bestätigung und Wertschätzung seiner Arbeit über mehr als ein dreiviertel des Jahres!

Die liebevoll gestalteten „Miniatur-Krippen“ – sogar mit sparsamer LED-Beleuchtung

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