„Onleihe“ – Per Mausklick ins digitale Bücherregal

„Onleihen“ leicht gemacht – Elisabeth Monigatti, Leiterin Stadtbibliothek Bad Soden, hilft gerne, wenn die erste Hürde überwunden werden muss. Foto: Scholl

Bad Soden (Sc). Ob „Bibliothek to Go“ oder Schritt in die moderne Lesekultur – bereits seit dem Jahr 2012 beteiligt sich die Stadtbibliothek an dem erfolgreichen Projekt „Onleihe“, das in diesem Jahr sein 10jähriges Jubiläum feiern kann.

Hinter der griffigen Wort-Neuschöpfung „Onleihe“ verbirgt sich eine Kombination aus „Online“ und „Ausleihe“, welche an sich schon kurz und knapp beschreiben, was sich hinter dem Begriff verbirgt. Es ist jedoch nicht einfach „nur“ die Möglichkeit, Bücher online auszuleihen, sondern es handelt sich um die Ausleihe von E-Books und Hörbüchern aus der Bibliothek. Seit mehr als zehn Jahren haben sich deutschlandweit mehr als 108 Bibliotheken zusammengeschlossen, um gemeinsam unter der Leitung der „Fachstelle öffentlicher Bibliotheken“ Onlinemedien in ihren Ausleihbestand zu übernehmen und damit ihren Nutzern ein noch breiteres und moderneres Leseerlebnis zu ermöglichen. Finanziert werden die digitalen Neuerwerbungen aus den Etats der angeschlossenen Bibliotheken, die aktuell zehn Prozent ihrer Gelder in einen Gemeinschaftstopf einzahlen. Ein gewähltes Gremium der Mitglieder entscheidet anschließend über die Mittelverwendung. Im Bestand der Onleihe befinden sich E-Books, Hörbücher sowie Musik, Zeitschriften und Zeitungen in digitaler Form. Darunter sind sowohl klassische wie auch belletristische Werke, literarische Hörspiele, Kinder- und Jugendliteratur sowie Lernhilfen. Darüber hinaus gehören e-Paper wie die FAZ, Süddeutsche Zeitung, Der Spiegel oder die Wirtschaftswoche – um nur einige zu nennen – zum täglich aktuellen Angebot.

Blickt man auf das Jahr 2019 zurück, so weiß Elisabeth Monigatti, Leiterin der Stadtbibliothek Bad Soden, zu berichten, dass von den insgesamt mehr als 90 Tausend Ausleihen bereits annähernd 17 Tausend auf die Onleihe entfielen, was einem Anteil von circa 19 Prozent an den Gesamtausleihen entsprach. Bei einem Budgeteinsatz von derzeit zehn Prozent und einer weiterhin steigenden Nachfrage kann man damit guten Gewissens von sinnvoll eingesetzten Geldern sprechen.

Zu jeder Zeit – an jedem Ort: Für den Nutzer ist die Onleihe kostenfrei, sofern er einen Mitgliedsausweis der Bibliothek besitzt. Der Ausleihvorgang ähnelt dabei dem Einkauf in einem Onlineshop. Der Leser meldet sich auf dem Internetportal oder via Onleihe-App mit den Zugangsdaten seines Bibliotheksausweises an und hat damit direkten Zugriff auf den gesamten Online-Medienbestand. Die gewünschten Medien einfach in den „Warenkorb“ legen, auf „Ausleihe“ klicken und die Dateien herunterladen – fertig! Die Ausleihfristen variieren dabei je nach Medium und liegen zwischen 14 Tagen (e-Books) und 1 Stunde (Tageszeitungen). Da die Onlinemedien, wie auch die „echten“ Bücher nur in begrenzter Anzahl zur Ausleihe zur Verfügung stehen, kann es passieren, dass das Gewünschte gerade nicht verfügbar ist. „In diesem Fall kann das Medium vorbestellt und zu einem späteren Zeitpunkt ausgeliehen werden“, beschreibt Elisabeth Monigatti das Prozedere. Nur auswählen, einloggen, herunterladen – so einfach funktioniert die digitale Ausleihe.

Der größte Vorteil der Onleihe ist, dass jeder Bibliothekskunde zu jeder Uhrzeit und überall auf der Welt auf seine gewünschten Bücher oder Zeitungen zugreifen kann. Es bedarf nur eines geeigneten Lesegerätes und einer Onlineverbindung. „Aus diesem Grund steigen die Ausleihzahlen zu Urlaubszeiten auch merklich an“, weiß Monigatti mit einem Lächeln zu berichten. Wer „onleihen“ will, der benötigt eine bestimmte Software, die kostenfrei zur Verfügung steht, einmalig heruntergeladen werden muss und die Ausleihzeiten verwaltet. Denn ist die Ausleihfrist abgelaufen, so lassen sich e-Book oder e-Paper nicht mehr öffnen und müssen neu ausgeliehen werden. „Das ist zwar manchmal ärgerlich, schont aber das Portemonnaie, da keine Säumnisgebühren anfallen können“, erläutert Monigatti.

Brockhaus, Munzinger Archiv und Freegal:

Über die genannten Medien hinaus ermöglicht die Stadtbibliothek ihren Nutzern auch den Zugriff auf die umfangreichen Inhalte der Brockhaus Online Nachschlagewerke und das damit verbundene online-Schülertraining, welches für die Fächer Deutsch, Französisch, Englisch. Latein und Mathematik verfügbar ist. Hier können Schüler der Klassen 5-10 nach eigenem Tempo und ohne Stress lernen – direktes Feedback inklusive. Neben dem Zugriff auf die Biographien und Länderinformationen aus dem Munzinger Archiv, dessen Inhalte ebenfalls zum Onleihe-Bestand gehören, steht den Nutzern auch der Musik-Streaming-Dienst Freegal zur Verfügung. Das Musikportal ermöglicht den Hörern kostenfrei einen werbefreien Zugriff auf nahezu eine Million Musikalben mit fast 15 Millionen Songs.

Sicher ist nicht jede Leseratte von der Idee begeistert, Bücher in Zukunft online zu lesen, denn viele Menschen lieben die besondere Haptik der Bücher und das leise Rascheln der Seiten beim Umblättern. Sie können sich nur schwer vorstellen, mit einem „Reader“ oder Smartphone in der Sofaecke zu sitzen und gemütlich zu lesen. Glücklicherweise ist diese Entscheidung auch jedem selbst überlassen. Schön ist es aber, wenn der Benutzer die Wahl hat und selbst entscheiden kann, ob er mehrere Bücher in den Koffer packt oder doch den „Reader“ mitnimmt und sich am Urlaubsort – oder wo auch immer – entscheidet, was er denn gerne lesen möchte. Vielleicht könnte es in Kürze auch ganz angenehm sein, bequem von zuhause aus ein gutes Buch ausleihen zu können, ohne das Haus dazu verlassen zu müssen – man weiß ja nie!



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