„Worldwide“ – die Junge Kantoreibegeistert mit einer musikalischen Reise um die Welt

Bad Soden/Neuenhain (es) – Schon das Platznehmen an den rund 60 geschmückten Tischen im Neuenhainer Bürgerhaus war ein Event. Jeder Tisch für etwa acht Personen war einem Land unserer Welt zugeteilt und entsprechend mit einem Länderhinweis und passenden Servietten geschmückt. „Worldwide“ war das Motto der Jungen Kantorei Bad Soden, die am vergangenen Wochendende ihre Neujahrsrevue mit zwei Konzerten präsentierte.

Um Punkt 16 Uhr waren am Sonntagnachmittag – das andere Konzert fand am Samstagabend statt – alle Tische besetzt. Häppchen, Getränke sollten die musikalische Flugreise schmackhaft machen. Das war zwar sehr lecker, aber eigentlich nicht nötig, denn was den Zuhörerinnen und Zuhörern an diesem Nachmittag musikalisch geboten wurde, gehörte schon zum vollen Genuss.

Erste Begeisterung kam bereits auf, als zur fetzigen Melodie der Muppetsshow „It’s time to play the music …“ ein nicht abreißender Gang zur Bühne von etwa 80 jungen Leute und ihrer Chorleiter erfolgte und gleich der erste Song „It’s show time“ die Fangemeinde zum Klatschen mitriss.

Was dann folgte an musikalischen Beiträgen in unterschiedlichsten Formationen waren großartige Leistungen. Drei Chöre unterschiedlicher Altersgruppen, Zugehörigkeit und Erfahrungen nahmen die Anwesenden mit auf eine Reise rund um die Welt: die „Junior Kantorei“ – die Altersgruppe der Sängerinnen und Sänger ist hier die sechste bis acht Klasse –, die „JuKa“ – hier singen Teenager Alter von 14 bis 18 Jahren – und „JuVokal“ mit Erwachsenen zwischen 18 und 40 Jahren. Das zweistündige Programm – dazu eine frenetisch geforderte Zugabe listete 22 Beiträge auf.

Das Publikum tobte

Schon die Aufstellung der jüngsten Sänger und Sängerinnen von Juniors und JuKa beim Song „California Dreaming“ von „The Mamas and the Papas“ zeigte erste choreographische Herausforderungen. Man sang sich in zwei Blöcken zu. Choreographische Besonderheiten, die das Gesungene durch Gesten unterstrichen, wurden in vielen Songs angewendet. Klatschen, Reiben, Stampfen, Schnipsen, Winken – alles musste mit Text und Klang harmonieren. Wie selbstverständlich wurden alle Lieder auswendig gesungen und das in der jeweiligen Landessprache der Komposition, sodass die Körper sich im Rhythmus frei bewegen konnten. Köstlich die Nummer „Westerland“, ein Song der Band „Die Ärzte“, gesungen von JuVokal mit Sommerhüten, Sonnenbrillen, liegend und stehend, die Gesichter teilweise durch Illustrierte verdeckt, gelangweilte Gesten am Strand. Das Publikum tobte vor Begeisterung.

Ausgezeichnet waren auch die vielen Solopartien. Einfallsreich einstudiert erklangen bekannte Lieder: etwa aus Mozarts „Cosi fan Tutte“ mit entzückendem, verzauberndem Mädchengesang (Lisa); „Tanz mit mir“ (Elena) – es erinnerte interpretatorisch an die Seeräuberjenny aus der Dreigroschenoper –, „Ich war noch niemals in New York“ von Udo Jürgens (Mark), “Back to Black“ von Amy Winehouse (Philipp) – leidenschaftlich und ausdrucksstark –, zart und berührend das „Everything matters“ (Lara und Annika). Zu hören war auch ein Klaviersolo aus der japanischen Welt (dargeboten von Ksawery), um leider nur Einige zu nennen.

Großartig einstudiert

Hier müssen die beiden Chorleiter und der Pianist besonders gefeiert werden. Eine großartige Einstudierleistung setzt dieser Auftritt aller Chöre und Solistinnen und Solisten voraus. Man spürte die Aufmerksamkeit, die den Chorleitern Tobias Landsiedel und David Frank in jedem Song zukam und wie freudig und mitreißend der „Lieblingspianist“ Dirk Menger jeden Beitrag begleitete. Das Zusammenwirken perfekt. Gekonnt auflockernd führte der langjährige Chorsänger Marvin Fechner als Conférencier durchs Programm.

2009 hatte Tobias Landsiedel den Verein Junge Kantorei mit damals sieben Mitgliedern gegründet. Heute sind es 200. Jahr um Jahr erweiterte sich die Arbeit mit Kindern und Heranwachsenden – heute gibt es fünf Chöre. „Die Coronazeit hat leider dazu geführt, dass gerade die mittlere Altersgruppe der Zweit- bis Fünftklässler starken Schwund erlitt“, so Tobias Landsiedel. Dem soll nun mit der zusätzlichen Chorleiterin Tina Stephan jeden Mittwochnachmittag mit neuem Schwung entgegengetreten werden.

Hierzu und auch für die bereits bestehenden Chöre möchte Tobias Landsiedel kräftig um neue Kinder und Jugendliche werben. Wer dieses fulminante Konzert, die Begeisterung und das Können aller Beteiligten auf dieser musikalischen Weltreise erlebt hat, muss zustimmen, dass wohl kaum eine Gemeinschaft für Kinder und Jugendliche mehr für das Leben bietet als das Singen in einem Chor, und hier unter fachlich kompetenter Anleitung.

Alle Informationen dazu gibt es auf der Homepage des Vereins unter www.jungekantorei-badsoden.de

Foto: Esther Schaller

Die Chöre der Jungen Kantorei Bad Soden hatten im zwei Auftritten im Bürgerhaus Neuenhain ein umjubultes Heimspiel.

Foto: Marcel Felde/Junge Kantorei

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