Eschborner im deutsch-französischen Krieg

Eschborn (es). Aus dem Museum in Eschborn berichtet Gerhard Raiss, Stadtarchivar und Museumsleiter:

Vor 150 Jahren, am 18. Juli 1870, begann der deutsch-französische Krieg. Eschborn gehörte damals zum Preußischen Staat, der in diesem Krieg federführend war. Alle deutschen Staaten des Norddeutschen Bundes und die deutschen Südstaaten, das „Deutsche Reich“ gab es zu der Zeit noch nicht, schlossen sich Preußen an und stellten Truppenkontingente zur Verfügung.

Auch aus Eschborn mussten damals achtzehn wehrfähige Männer einrücken und am Kriegsgeschehen teilnehmen. Zwei von ihnen sind dabei gefallen, Nikolaus Gunzelmann, geboren am 2. April 1844, kam gleich am 6. August 1870, am ersten Tag der Kämpfe um Wörth (im Unterelsass) ums Leben. Er war einer der ersten Gefallenen in diesem Krieg und hinterließ eine Witwe und eine Tochter Anna Elisabeth Magdalene (geb. 1869). Allein die Schlacht bei Wörth kostete mehr als 10 000 deutsche und 8000 Franzosen das Leben, mehr als 9000 Franzosen gerieten in deutsche Gefangenschaft. Es war ein für Deutschland teuer erkaufter Sieg.

Johann Friedrich Jakob Nickel, geboren am 27. September 1845, war der zweite Eschborner Gefallene. Auch er kam 1870 ums Leben, allerdings bei Versailles, wie berichtet wird. Von keinem der beiden Gefallenen ist ihre

Grablage bekannt.

Der Krieg 1870/71 wurde von Deutschland gewonnen. Der französische Kaiser Napoleon III. wurde gefangen genommen und in Kassel interniert.

Der Krieg forderte in Deutschland über 45000 Tote, 139 000 Franzosen verloren in dem Krieg ihr Leben. Elsass-Lothringen wurde dem Deutschen Reich einverleibt. Am Ende des Krieges rief Bismarck im Spiegelsaal des Versailler Schlosses am 18. Januar 1871 das Deutsche Reich aus und proklamierte den Preußischen König Wilhelm I. zum Deutschen Kaiser.

In Eschborn fand am Kriegsende 1871 im Zentrum des „alten Ortes“ im Hof des damaligen Rathauses (heute Vereinshaus, Hauptstraße 14) eine große Siegesfeier statt, bei der zur Erinnerung an den denkwürdigen Tag eine Linde, die Kaiser- oder Siegeslinde, gepflanzt wurde, die noch bis im Jahr 1984 dort stand, ehe sie altersbedingt niedergelegt werden musste.

Eine weitere Erinnerung an den Krieg 1870/71 ist an der Ecke des Eschborner Friedhofes zu sehen, das Kriegerdenkmal, das der damalige „Militär-Verein Siegeslust“ am 29. Juli 1888 errichten ließ. Es stand zuerst direkt vor der evangelischen Kirche an der Hauptstraße, wurde aber in den 1950er Jahren von dort auf den Friedhof verbannt. Auf dem gelben Sandsteinobelisken sind Reliefs der deutschen Kaiser Wilhelm I und Friedrich III sowie einige Namen von früheren Kriegsteilnehmern des deutsch-französischen Krieges 1870/71 eingelassen. Außerdem wurde das Denkmal „Den Gefallenen zum Andenken“ und „Den Lebenden zur Erinnerung“ gewidmet, wie die Inschriften besagen. Ein preußischer Adler, der das Denkmal krönte, wurde 1918, am Ende des Ersten Weltkrieges, von der französischen Besatzung abgeschossen.

So hat auch das damals (1870) nur 650 Einwohner zählende Dorf seine bleibende Erinnerung an den Krieg von 1870/71 erhalten.

Eine Erinnerung an den Krieg 1870/71 ist an der Ecke des Eschborner Friedhofes zu sehen: das Kriegerdenkmal. Foto: Gerhard Raiss



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