Eschborn (ew). „Muss ich ins Gefängnis, wenn ich Schulden habe?“ Thomas Bruckmann von der Schuldnerberatungsstelle des Main-Taunus-Kreises (MTK) kennt typische Fragestellungen älterer Mitbürger.
Während der offenen Sprechstunde der Schuldnerberatung in Eschborn – ohne Terminvereinbarung – steht Rechtsassessor Thomas Bruckmann von der idh-Schuldnerberatung MTK für Ratsuchende aller Altersklassen aus dem MTK kostenfrei zur Verfügung.
Die offenen Sprechstunden finden statt: dienstags, 9.30 bis 11.30 Uhr, im Kreishaus in Hofheim (barrierefrei), dienstags, 15.30 bis 16.30 Uhr, in der Christ-König-Kirchengemeinde Eschborn, Hauptstraße 52 (barrierefrei und donnerstags, 16 bis 18 Uhr, im Büro der idh in Hofheim, Hauptstraße 42. Informationen im Internet auch unter: www.idh-schuldnerberatung-mtk.de.
Sind Einkommen und Vermögen bei Senioren, insbesondere bei knapper Kasse, eher Tabuthema? Gerade das Thema Verschuldung ist leider generationenübergreifend noch ein Tabuthema. Sich mit seinen finanziellen Sorgen zu offenbaren, ist oft schon innerhalb der Familie oder gegenüber befreundeten Personen sehr schambehaftet und wird daher zumeist vermieden. Wenn es sich dann sogar um eine fremde Person in einer Beratungsstelle handelt, ist das für viele ein großes Hemmnis. Wir von der idh Schuldnerberatung versuchen allerdings, den Menschen diese Ängste zu nehmen. Die idh-Schuldnerberatung zeigt, dass sie keinerlei moralische Bewertung vornimmt und die individuellen Nöte jedes Einzen sehr ernst nimmt.
Wann und wieso geraten ältere Mitbürger überhaupt in eine Schuldensituation? Die Gründe für eine Verschuldungssituation im Alter sind vielfältig, hängen aber oft mit den demographischen Umbrüchen zusammen. So beginnen die Probleme häufig kurz nach dem Tod des Partners oder bei Eintritt in den Ruhestand, wenn sich das Einkommen merklich reduziert. Eventuell schon bestehende Schulden, die bislang aus den laufenden Einnahmen mehr oder minder bedient werden konnten, wachsen nun weiter an, da mit Beginn der Rentenzahlungen auf einmal nicht mehr genügend Mittel vorhanden sind.
Werden in langjährigen Ehen die Finanzen gemeinsam verwaltet, wissen beide Partner Bescheid?
Dies ist individuell sicher unterschiedlich, doch es kommt nicht selten vor, dass einer von beiden sich um alles gekümmert. So gibt es zahlreiche Fälle, in denen Menschen nach dem Tod des Partners anfänglich sehr unsicher in finanziellen Fragen ist und schnell an Selbständigkeit gewinnt – aber erst dann von vorhandenen Schulden erfährt und lernen muss, damit umzugehen.
Welche Fehler machen ältere Mitmenschen, die bereits Schulden haben, ihrer Erfahrung nach häufig?
Gerade Senioren sind im Umgang mit Geldforderungen häufig zutiefst verunsichert, bekommen Existenzängste und wollen nichts „falsch“ machen. So hört Bruckmann zum Beispiel oft Fragen wie „Muss ich unter Umständen ins Gefängnis, wenn ich nicht bezahlen kann?“. Teilweise fehlt es auch an einer sinnvollen Priorisierung von offenen Forderungen, denn wichtig ist natürlich, dass man vorrangig seine Miete und Energierechnungen bezahlt, um die Wohnung nicht zu verlieren.
Immer wieder kommt es auch vor, dass eingehende Rechnungen zunächst einfach weggelegt werden – vermutlich in der Hoffnung, dass der Gläubiger nicht mehr darauf zurückkommt. Wenn dieser dann aber Inkassounternehmen einschaltet und Mahnschreiben ins Haus flattern, sind viele Menschen bereit, den Forderungen schnell nachzukommen. So lässt man sich aus lauter Angst vor drastischen Konsequenzen zur Zahlung von Kleinstraten überreden, weil mit dem Gerichtsvollzieher oder gar mit einem Haftbefehl gedroht wird.
Wie sieht Ihre Beratung ganz konkret aus?
Neben den offenen Sprechstunden finden vereinbarte Beratungstermine in der Regel im Büro in Hofheim statt. Manchmal hilft es ja schon, einfach zuzuhören und zu beruhigen. Helfen kann die idh zum Beispiel auch, indem sie aufzeigt, welche Versicherungen, Mitgliedschaften oder Abonnements gekündigt werden können. „Was kann ich tun, wenn mein Konto gepfändet wird?“ ist eine der Fragen, die sie häufig hört. Die idh versucht jedenfalls immer, zusammen mit den Kunden eine individuell passende Lösung zu entwickeln. Daher wünscht sich die idh-Schuldnerberatung, dass sich dieses (für Personen aus dem MTK immer kostenlose) Angebot auch in anderen Beratungseinrichtungen sowie in Behörden herumspricht und gerade ältere Menschen den Weg zu ihr finden, bevor deren finanzielle Lage eskaliert.