Koordination des Mehrgenerationenhauses

Eschborn (ew). Die coronabedingten Kontaktbeschränkungen betreffen alle Bevölkerungsgruppen und stellen die verschiedenen Arbeitsfelder im Evangelischen Dekanat Kronberg vor neue Herausforderungen. Im Gespräch berichtet Beate Baum-Dill, Koordinatorin des Mehrgenerationenhauses in Eschborn, wie generationenübergreifende Arbeit für alle Kulturen im Sinne eines Mehrgenerationenhauses derzeit möglich ist. Sie erzählt, welche Angebote im Lockdown noch gemacht werden können und wie es ihr gemeinsam mit ihren Kolleginnen Anja Mahne, Seniorenreferentin, und Christine Elcacho-Behnke, Familienreferentin der Kirchengemeinde Eschborn, sowie ehrenamtlichen Mitarbeitenden gelingt, mit den Menschen im Kontakt zu bleiben. Das Mehrgenerationenhaus Eschborn ist ein Bundesprogramm in Trägerschaft des Dekanats Kronberg und wird gemeinsam mit der Evangelischen Kirchengemeinde Eschborn umgesetzt.

„Den Kontakt zu den Menschen zu halten, das machen die Kolleginnen und die einzelnen Mitarbeiter jeder für seinen Bereich und ganz unterschiedlich. Digital oder per Telefon und Brief bei den Menschen, die man nicht digital erreichen kann. Mit Gesprächsangeboten für Einzelne oder auch der Vernetzung innerhalb der verschiedenen Gruppen“, erzählt Beate Baum-Dill. „Die interkulturelle Familiengruppe trifft sich zum Beispiel wöchentlich per Zoom. Mit Kindern zusammen für eine begrenzte Zeit. Inhaltliche Arbeit ist auf diesem Weg nicht so möglich wie gewohnt. Aber wichtig ist einfach, sich auf diese Weise mal wieder zu sehen und im Kontakt zu bleiben. Und alle freuen sich über das Angebot.“ Im Familienbereich wurden im zweiten Lockdown unter anderem kleine Videos verschickt, zum Beispiel mit Bastel- oder Beschäftigungsideen, und auch die Möglichkeit, sich Basteltüten abzuholen, wurde gut angenommen. „Damit wollten wir zeigen: Wir sind noch da. Im Vergleich zum ersten Lockdown merken wir jetzt, dass die Familien mehr nach Beschäftigungsideen mit Kindern fragen“, so Beate Baum-Dill. „Bei unseren Lerngruppen, wie etwa im Alphabetisierungsprojekt oder bei den Deutschkursen, haben die Kursleitungen in den Zeiten als Präsenztreffen noch möglich waren, alles technisch und inhaltlich so gut vorbereitet, dass der Unterricht jetzt problemlos online stattfinden kann“, berichtet sie.

Das „Café Vis-à-Vis“ im Mehrgenerationenhaus musste – wie andere gastronomische Einrichtungen auch – für den Publikumsverkehr schließen. Damit sei dieser lebendige Treffpunkt mitten in Eschborn weggefallen. Überhaupt gehe das „Kerngeschäft“ – die Begegnung der Generationen – kaum noch. „Vorrangig für alle Senioren, die vor dem Lockdown wöchentlich zum Seniorenmittagstisch ins Haus kamen, bietet das Café deshalb seit November einen Lieferdienst an. Dieses Angebot wird gerne genutzt und damit ist zumindest ein Minimalkontakt zwischen Jung und Alt vorhanden. Wir liefern aber nicht nur das Essen, sondern packen kleine Briefe mit Grüßen und Denksportaufgaben dazu“, erklärt Beate Baum-Dill. „Das »Café Sokrates« der Kirchengemeinde Eschborn konnte noch Einzelunterricht zum Umgang mit PC, Smartphones, Tablets und Internet anbieten – und viele Senioren haben das genutzt, um sich im digitalen Bereich fit zu machen und nehmen jetzt digitale Angebote wahr oder kommunizieren online mit der Familie oder untereinander.“

Neue Angebote, die kurz vor oder im ersten Lockdown geboten wurden, sind der Kultur-Treff oder das virtuelle, gemeinsame Kochen als Möglichkeiten der Begegnung. „Es ist relativ einfach, ein bereits vorhandenes Angebot ins Netz zu verlegen, wenn die Teilnehmenden über die nötige Technik verfügen. Aber ein neues Angebot mit einer neuen Zielgruppe zu etablieren, ist deutlich schwieriger“, erklärt sie. „Vor allem, wenn noch kein Zusammengehörigkeitsgefühl in der Gruppe entstehen konnte. Sich per Videokonferenz zu treffen und damit auch einen kleinen Einblick in die Privatsphäre zu geben, erfordert ja auch etwas Mut. Und es gibt auch Menschen, die diese Form der Kommunikation prinzipiell nicht möchten, einfach, weil sie kein Präsenztreffen ersetzen kann. In der Begegnungsarbeit ist es eben nicht so einfach, Angebote auf digital umzustellen, doch es kann eine Überbrückung sein, bis wir uns wieder »live« sehen können“.

Besonders schwer erreichbar seien natürlich auch die Personengruppen, die Probleme mit digitalen Zugängen hätten. „Das sind nicht nur ältere Menschen, sondern können auch junge Familien sein. Nicht alle sind voll digital ausgestattet.

Wenn Homeschooling für mehrere Kinder geleistet werden soll, aber vielleicht nur ein Handy vorhanden ist, ist die Teilhabe an zusätzlichen Online-Angeboten schwierig“, erzählt Baum-Dill. „Leider gibt es auch einige Gruppen oder Angebote, die sich durch den Lockdown komplett aufgelöst haben. Da wird Aufbau-Arbeit nötig sein.“ Wichtig sei es, bloß nicht den Mut zu verlieren. „Man gewinnt jetzt teilweise auch neue Leute dazu. Das ist uns zum Beispiel bei der Aktion des Gesichtsmasken-Nähens letztes Jahr gelungen. Da haben Menschen mitgemacht, die noch nie im Mehrgenerationenhaus waren und sich darauf freuen, es real kennenzulernen, wenn es wieder losgeht“, so Baum-Dill weiter. So langsam gehe nun der Blick in Richtung Neustart: „Um Begegnung und Beratung neu zu beleben, werden wir genau hinschauen, wo wir an Früheres anknüpfen können und wo wir vielleicht neue Ansätze brauchen, um Jung und Alt zu unterstützen und ein wieder attraktiver Treffpunkt zu werden.“

Beate Baum-Dill, Koordinatorin des Mehrgenerationenhauses.Foto: Ev. Dekanat Kronberg



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