ORT: Eschborner Spitzen

Lasst es einfach sein!

von Mathias Schlosser

Nein, Künstler sind sie wirklich nicht, die unbekannten Sprayer, die zurzeit alle möglichen Verkehrsschilder, Mauern und Unterführungen mit mehr oder minder politischen Botschaften bemalen. Es fällt ihnen ja sogar schwer, einen Davidstern oder ein Hakenkreuz halbwegs korrekt darzustellen. Mit echten, subversiven Streetart-Künstlern hat das praktisch nichts zu tun.

Es ist eher ein skurriler Dialog mit dem politischen Gegner, der das Fleckchen Wand nebenan besprüht hat und dem man irgendwie widersprechen will. Das Ergebnis sind dann Unterführungen, die aussehen wie die Oberarme eines tätowierten Bundesliga-Fußballers.

Besonders mutig ist es übrigens auch nicht im Schutze der Nacht zur Sprühfarbe zu greifen. Da wir ja nicht in einem Überwachungsstaat leben – den sich rechte, linke und islamistische Extremisten ja vielleicht herbeisehnen – ist die Gefahr erwischt zu werden äußerst gering. Da ist jeder Rentner, der seine stockkonservativen Ansichten mit vollem Namen in einem Leserbrief artikuliert, deutlich mutiger als die Möchtegern-Demagogen mit der Spraydose.

Die einzige Wirkung die sie haben ist, dass am nächsten Tag zwei Bauhofmitarbeiter zum Überpinsel ausrücken müssen. Welch ein politischer Erfolg. Ganz gleich ob Antifa, Nazis oder Israel-Feinde: Lasst es einfach sein!

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