Planung, Sanierung, Baubeginn ...

Von Tatjana Lenz

Eschborn. Das vergangene Jahr hat Bürgermeister Adnan Shaikh unter Corona-Bedingungen begonnen und auch beendet. „Das ist schon fast so etwas wie ein neues Normal, obwohl ich lieber wieder zu dem vorherigen Normal zurückkehren möchte“, sagt er im Gespräch mit dieser Zeitung.

Das Normal im Rathaus hat sich für den Verwaltungschef eingependelt zwischen Digitalität, Präsenz, Abstand und Maske mit nahezu täglichen Änderungen. Rückblickend sei Eschborn aber ganz gut durch die Pandemie gekommen, auch wenn sich das ein oder andere Projekt dadurch verzögert hat. Freuen kann er sich zunächst darauf, dass er in wenigen Tagen nicht mehr alleine ist, sondern mit der neuen hauptamtlichen Ersten Stadträtin, Bärbel Grade von den Grünen, im Rathaus zusammenarbeitet. „Darauf freue ich mich“, sagt er. Zumal die Zusammenarbeit in der Koalition bislang auch sehr gut und geräuschlos funktioniert habe. Vor allem erhoffe er sich in der Zusammenarbeit mit Grade einen noch mal etwas anderen Blickwinkel auf verschiedene Dinge, die auch in diesem Jahr für die Eschborner auf der Agenda stehen.

Umbau des Wiesenbads

Und das sind nicht gerade wenige Projekte, mit denen sich die Verwaltung auch in 2022 intensiv befassen muss. Da wäre das Voranbringen wichtiger Bauprojekte, wie zum Beispiel der Umbau des Wiesenbads. „Da freuen wir uns schon auf die neue 50-Meter-Bahn“, sagt Shaikh. Dass Kinder schwimmen lernen, ist dem Bürgermeister eine ganz persönliche Herzensangelegenheit. „Ertrinken ist bei Kindern die Todesursache Nummer eins“, sagt er. Deshalb sei es wichtig, dass Kinder schwimmen lernen, und das Wiesenbad gebe dazu Gelegenheit. Das habe in 2021 schon ganz gut funktioniert. Da hätten rund 400 Kinder das erste Abzeichen, das Seepferdchen oder aber das Bronze-Abzeichen nach bestandener Prüfung bekommen. Doch nicht nur das neue Becken, auch die neuen Umkleidekabinen sind aus Sicht des Bürgermeisters längst fällig.

Dass Eschborn an der Verbesserung seiner Infrastruktur arbeite, ist kein Geheimnis. Schon lange ist der 1,4 Kilometer lange Radwegeausbau von Niederhöchstadt nach Steinbach im Gespräch. Im ersten Quartal sollen die Bauarbeiten beginnen und bis Ende des Jahres abgeschlossen sein. Ausbauen möchte die Stadt auch den Radverleih, um so die Menschen dazu zu bewegen, vom Auto auf das Zweirad umzusteigen. Entsprechende Verleihstationen soll es dann auch in der Innenstadt geben.

Nahmobilität im Fokus

Auf den Baubeginn für die Modernisierung der beiden Bahnhöfe in Eschborn Mitte und Niederhöchstadt braucht die Stadt in diesem Jahr noch immer nicht zu hoffen, „aber es wäre gut, wenn wir die Pläne bekommen würden, denn dann können wir das Areal drumherum planen“, sagt Shaikh. Die Hoffnung sei, mit der Erneuerung der Bahnhöfe würde auch die Verkehrswende in der Stadt vorangetrieben werden, so dass mehr Menschen die Bahn nutzen. Doch angesichts dessen, dass die Bahnhöfe derzeit nicht barrierefrei seien, gestalte sich dieses Unterfangen derzeit noch schwierig. Dennoch möchte die Stadt ihrerseits etwas beitragen und die Areale, die nicht für die Baustelleneinrichtung oder -arbeiten gebraucht werden, bereits vorher aufwerten. Das könne aber nur geschehen, wenn die Bahn Pläne zur Verfügung stellt.

Barrierefreiheit ist auch das Stichwort für den Bürgermeister, wenn es um eher kleinere Projekte wie zum Beispiel die Lesbarkeit von Straßennamen geht. Ein gutes Beispiel dafür habe die Stadt Wedel initiiert, in dem die Straßennamen in etwa 1,50 Meter Höhe noch einmal angebracht sind und für Menschen im Rollstuhl, aber auch Sehbehinderte, gut zu ertasten und zu sehen sind. „Dazu soll in diesem Jahr in einem Quartier ein Pilotprojekt starten.“ Welches das ist, stehe aber noch nicht fest.

Für dieses Quartal erwartet Shaikh den genehmigten Bauantrag für die Sanierung der Alten Mühle, die sich schon seit 2017 im Besitz der Stadt befindet und neben vielen anderen Dingen ein „Erbstück“ seiner Vorgänger ist. Finanzielle Zuschüsse vom Main-Taunus-Kreis gab es bereits im vergangenen Jahr, und nachdem noch an Planänderungen zu den Themen Abstand und Lärmemission nachgelegt wurde, hofft Shaikh nun, dass es in diesem Jahr endlich los geht mit der Sanierung.

Auf den Baubeginn des Rathausanbaus und den Abriss der Stadthalle werden die Bürger trotz des neuen und in 2021 beendeten Architektenwettbewerbs noch ein Weilchen warten müssen. „Dazu soll es erst noch ein oder zwei Bürgerwerkstätten geben“, stellt der Bürgermeister in Aussicht. Diese sollen sich in dem ein oder anderen Bereich um die Feinabstimmung kümmern. Ob, angesichts der explodierenden Baukosten und Schwierigkeiten bei der Materialbeschaffung, sich die einst beschlossene Investitionsobergrenze von 75 Millionen Euro halten lässt, bleibt bis zu diesem Zeitpunkt aber fraglich.

Sicher scheint hingegen, dass Eschborn als Gewerbestandort attraktiv ist, obgleich die Deutsche Bank bereits ihr Areal verkauft hat. Bis zu 400 Millionen Euro sollen vom Käufer in den Standort investiert werden, was wiederum aus Sicht Shaikhs für die Stadt und vor allem sprudelnde Gewerbesteuereinnahmen spricht. Finanzielle Sorgen müssen sich die Eschborner also aller Voraussicht nach auch in 2022 nicht machen, sondern lediglich, wie sie das Geld investieren.

Ziel: Ehrenamtliche reaktivieren

Für den Bürger wird es spannend, wenn es um das Thema Nachverdichtung im Wohnbereich geht. „Das kann nur mit Augenmaß und Verstand gehen“, ist der Rathauschef überzeugt. Das wiederum wird die Politik im Zuge der Neuauflage des Regionalen Flächennutzungsplanes beschäftigen. Der Plan weist für die Städte die möglichen Bau- und Naturschutzflächen aus und ist ein Wegweiser dafür, wo Städte sich erweitern oder innerörtlich nachverdichten können.

Drei Bebauungspläne hat die Stadt schon beackert, unter anderem auch den Neubau der Obdachlosenunterkunft. Mit dem Umzug des Obdachlosenheims in das neu gebaute Haus und der anschließenden Sanierung des alten Hauses will die Stadt in diesem Jahr beginnen und etwas mehr Entspannung in die menschlich eher angespannte Lage bringen.

Neben den harten Fakten wird es aber auch um die Frage des Zusammenlebens in der Stadt gehen. So werde es sicherlich gegen Ende der Pandemie eine der großen gesellschaftlichen Aufgaben sein, all jene wieder zurück ins Ehrenamt zu holen, die ihr Engagement auf Grund der Ansteckungsgefahr reduziert oder aufgegeben haben. „Aber auch sie brauchen wir“, ist Shaikh überzeugt.

Bürgermeister Adnan Shaikh hat für dieses Jahr jede Menge Projekte im Blick und auf der Agenda stehen. Foto: Tatjana Lenz

Weitere Artikelbilder



X