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Eschborn (MS). Sie sehen aus wie verbogenen Stahlträger und wirken trotzdem als ob sie schweben und tatsächlich sind sie doch leichter, als es ihr stählernes Äußeres vermuten lässt. „Spannung, Dynamik und Gleichgewicht“ ist daher ein sehr passender Titel für die diesjährige Sommerausstellung im Niederhöchstädter Skulpturenpark, die am vergangenen Samstag eröffnet wurde.
Rund 100 Besucherinnen und Besucher begrüßte Bürgermeister Adnan Shaikh dazu auf der Terrasse des Bürgerzentrums. Er erinnerte daran, dass es bereits die zehnte Sommerausstellung ist, die die Stadt Eschborn in den 15 Jahren des Bestehens des Skulpturenparks präsentiert.
Das Werk von Künstler Faxe Müller, der selbst auch anwesend war, erläuterte anschließend Ingrid Schloegl. Die abstrakten Körper erinnerten an Gewachsenes, wenn sie sich zu Schlingen, Schleifen und Voluten verbiegen. Angesichts des nicht leicht zu verarbeitenden Materials Corten-Stahl stellte sich Ingrid Schloegl auch die Frage, wer denn bei den Kunstwerken wohl das letzte Wort habe. Sie beantwortet sie am Ende ihres Vortrags auf verblüffend einfache Weise: Es seien die Betrachterinnen und Betrachter selbst, denn die Wirkung der Skulpturen verändert sich, je nach dem, von welcher Seite aus man sie betrachtet.
Und genau darin liegt der besondere Reiz der mächtigen Plastiken, die wie Papierschlingen aus rost-rotem Stahl in den Wiesen des Skulpturenparks liegen und gleichsam wie Rahmen für die Motive der Umgebung wirken. Ingrid Schloegl sprach vom Zusammenwirken des positiven und des negativen Raums.
Was die Botschaft der Werke angeht, so scheint es keine zu geben. Auch Faxe Müller verzichtet bewusst auf poetische Namen für die Plastiken, die auf inhaltliche Tiefe schließen lassen könnten. Er nennt seine Werke „Keilkörper“, addiert die Gradzahlen der Windungen und kommt so zu den Namen. „KK 443“ etwa heißt die große Skulptur gleich am Eingang des Parks. Kurz: Faxe Müllers Skulpturen wollen nicht belehren, sondern sind einfach nur schön und dekorativ.
Auch wenn das der eine oder andere Kritiker als kreative Schwäche auslegt, sind die Werke kunsthandwerklich auf höchstem Niveau. Die Illusion, dass tonnenschwere Stahlträger sich wie Papierstreifen verbiegen und verknoten lassen, gelingt perfekt. Die Elemente scheinen bisweilen zu schweben und man fragt sich unweigerlich, wie das möglich ist. Tatsächlich sind die Skulpturen aus relativ dünnem Stahlblech geformt und innen hohl. Doch Faxe Müller hat seine Werke so gekonnt gebogen und verschweist, dass sie aussehen, als seien sie aus einem einzigen massiven Stück Stahl geformt.
Es lohnt sich also, den Skulpturenpark einmal zu besuchen und die einzelnen stählernen Kunstwerke in Ruhe von allen Seiten zu betrachten. Möglich ist das bis zum 5. Oktober, wenn die Ausstellung mit einem Fest zum 15-jährigen Bestehen des Skulpturenparks schließt. Am 22. Mai, 12. Juni, 10. Juli, 31. Juli, 14. August, 28. August sowie am 18. und am 25. September gibt es zudem jeweils um 18 Uhr geführte Kunstführungen durch die Ausstellung. Am Donnerstag, 17. Juli, findet zudem ein Kunstgespräch mit Faxe Müller statt.
Faxe Müller aus Jossgrund im Spessart hat die Stahl-Skulpturen geschaffen, die zurzeit im Skulpturenpark in Niederhöchstadt zu sehen sind.Foto: Schlosser
Sowohl im positiven wie auch im negativen Raum machen die Skulpturen von Faxe Müller eine gute Figur. Rund 100 Besucherinnen und Besucher kamen am Samstagsnachmittag zur Eröffnung der diesjährigen Sommerausstellung nach Niederhöchstadt.Fotos: Schlosser
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