Unterstützungssystem für die heimische Kulturlandschaft

Eschborn (ew). Der Obst- und Gartenbauverein Niederhöchstadt (OGV) bemüht sich seit etwa 30 Jahren intensiv, die heimische Kulturlandschaft und die damit verbundene Obstbaukultur zu erhalten, zu pflegen und weiterzuentwickeln. Damit verbunden war auch immer, die Schönheit der Kulturlandschaft erlebbar zu machen und die Notwendigkeit der Schutz- und Pflegebedürftigkeit dieses Ökosystems den Bürgern zu vermitteln.

Die freizeitliche Nutzung der Kulturlandschaft – durch Spaziergänger, Wanderer und Radfahrer – wurde immer mit bedacht. Aber auch die notwendigen Regeln für den Erhalt dieses lokalen Ökosystems sind Teil des Schutzkonzeptes.

Gerade in der Coronakrise haben deutlich mehr Menschen die Möglichkeit genutzt, die hiesige Kulturlandschaft in Niederhöchstadt zu genießen.

„An einem Samstag habe ich einmal am Feld- rand oberhalb der Westerbach-Sportanlage die Menschen befragt, woher sie kommen“, so Ehrenvorsitzender Reinhard Birkert. „Aus Frankfurt, Bad Soden, Steinbach, Kronberg, Schwalbach“, waren die Antworten. Auf die Frage „Warum?“ kam die Antwort: „Weil es hier so schön ist. Die vielen Obstbäume, die Blühwiesen – hier ist alles sehr gepflegt. Auch die klaren Regeln im Rahmen der Brut- und Setzzeit wurden lobend erwähnt. So etwas würde es in ihren Gemeinden in der Deutlichkeit nicht geben.

Im Gegensatz zu städtischen Parkanlagen leisten diese Arbeit die Besitzer und Nutzer der Grundstücke. Der Obst- und Gartenbauverein leistet durch seine Obstwiese und seinen Lehr- und Lerngarten einen erheblichen Beitrag zur Erhaltung der Kulturlandschaft.

Aber diese Landschaft dient nicht nur dem Obstbau, sondern auch dem Erhalt der Tier- und Pflanzenarten. Viele Insekten- und Vogelarten finden hier ihren Lebensraum. Fasane, Rehe und Feldhühner, aber auch der Fuchs und der Dachs finden hier mittlerweile ihre Heimat. Das war vor vielen Jahren in diesem Umfang nicht der Fall.

Die Erhaltung dieser besonderen Kulturlandschaft im Westerbachtal mit seiner Obstbaukultur geht nur in Kooperation mit vielen Partnern. Mit finanzieller Hilfe der Stadt Eschborn wurden mehrere hundert neue hochstämmige Obstbäume und etwa 2000 neue Obstbäume als Halbstamm oder an die Bürgerschaft verkauft. Mit dieser Aktion wurden Bürger motiviert, selbst aktiv zu werden und sich für den Obstbau, für die Erzeugung gesunder Nahrungsmittel und für den Erhalt der Lebensgrundlagen zu engagieren.

„Das dürfte eine der größten und nachhaltigsten ökologischen Aktivitäten in den letzten 20 Jahren sein“, so Reinhard Birkert. „Vielfältige Akteure arbeiten an der ökologischen Aufwertung unserer Kulturlandschaft. Zum Schutz und zur Nahrungsversorgung unserer Sing- und Raubvögel haben wir ein zeitlich abgestimmtes Konzept für die Mulchmahd unserer Obstwiesen“, setzt das Vorstandsmitglied fort.

Birkert berichtet weiter: „Es ist schön zu beobachten, dass sich vor zwei Wochen ein Bienenvolk in ein Stammloch eines Apfelbaums ‚eingemietet‘ hat. Wenn man mäht, kommen Bussarde und Singvögel und holen sich ihre Nahrung.“

Klimawandel als Herausforderung

Die letzten drei Jahre waren sehr trocken. Darunter haben die Obstbäume sehr gelitten. Nicht nur der Rindenbrand verbreitete sich schnell, sondern auch der Gesundheitszustand der Obstbäume im Allgemeinen. „Je nach der Obstart und der Qualität des Bodens sind viele Äste abgestorben. Der Fruchtertrag war teilweise gering, weil der Baum die Früchte nicht entwickeln und versorgen konnte“, so Birkert. Der Obstbau hat eine besonders hohe Anforderung an eine optimale Wasser- und Nährstoffversorgung. Wassermangel führt nicht nur zum Ertragsausfall, sondern bewirkt auch einen „schleichenden Tod“ der Obstbäume. Besonders bei nicht so guter Bodenqualität und fehlenden Wasseradern.

Bedeutung der Obstwiesen

Die Obstwiesen bringen Kühlung, schützen uns vor starken Windensind, sind wichtig für die Nahrungsversorgung, erhalten die Boden- und Wasserqualität, produzieren Sauerstoff, bilden den Lebensraum für Fauna und Wildtiere, schaffen die Grundlage für eine regionale Kreislaufwirtschaft und reinigen unsere Luft.

„Der Aufbau effizienter Bewässerungssysteme und Wasserspeicher in der Stadt und in der Region ist dringend notwendig. Daran sollten die Obst- und Gartenbauvereine, die Naturschutzverbände und die politischen Entscheidungsträger gemeinsam arbeiten. Ohne diese Perspektive wird es unsere Kulturlandschaft in einigen Jahren so nicht mehr geben. Für unsere Kulturlandschaft tragen wir alle Verantwortung“, resümiert der Ehrenvorsitzende Birkert.



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