Windräder für die Zimmerwand

Eschborn (JF). Knapp eine Woche nach der Verabschiedung des Bürgermeisters Mathias Geiger wurde Eschborns Erster Stadtrat Thomas Ebert feierlich in den Ruhestand entlassen.

Stadtverordnetenvorsteher Reinhard Birkert begrüßte dazu Vertreter aus dem Kreis und den Nachbargemeinden, die Eschborner Parlamentarier sowie Vertreter der Vereine und Organisationen.

Der berufliche und politische Werdegang von Ebert nahm nach dem Abitur mit einem BWL-Studium in Frankfurt und Berlin Fahrt auf. Ebert erweiterte sein Studium in Berlin um Wirtschaftspädagogik, schloss es 1976 als Diplomkaufmann und 1977 als Diplomhandelslehrer ab.

1997 wurde Ebert als Vertreter von Bündnis 90/Die Grünen in die Stadtverordnetenversammlung von Eschborn gewählt, von 2001 bis 2006 war er ehrenamtlicher Stadtrat, von 2006 bis 2011 Fraktionsvorsitzender. 2011 bis 2014 war Ebert hauptamtlicher, von 2014 bis 2020 Erster Stadtrat.

Als Gründezernent bis 2016 unterstützte er den Beitritt Eschborns zum Regionalpark, die Erweiterung des Arboretums, die Renaturierung des Westerbachs, das Anlegen von Blühstreifen und die Eröffnung des Parks an der Alten Mühle. Ein integriertes Klimaschutzkonzept wird erarbeitet, ein Förderprogramm zur energetischen Sanierung von Wohngebäuden aufgelegt. Schutzstreifen für den Radverkehr werden angelegt. Gemeinsam mit Kooperationspartnern wir eine Konzeption für die Südwestschule als Ganztagsschule erarbeitet.

„Zwei Bereiche möchte ich besonders erwähnen“, sagte Birkert und sprach über Eberts Einsatz für die Unterbringung von Flüchtlingen und die Förderangebote zur Integration. Ein Engagement, das Früchte getragen hat.

Humorvoll schloss Birkert: Da Ute Ebert weiter berufstätig ist, werde Thomas Ebert als „emanzipierter Grüner den Bereich Putzen, Staubsaugen, Waschen und Spülen übernehmen“ und ihn „im Sinne der Digitalisierung und der künstlichen Intelligenz neu gestalten“.

Die Kreisbeigeordnete Madlen Overdick erinnerte an ein Interview. 1997, als Stadtverordneter gewählt, sei sich Thomas Ebert nicht sicher gewesen, ob er genügend Frustrationstoleranz aufbringen könne. Doch er sei zu einer die Stadt „prägenden Persönlichkeit“ geworden, wie eine Zeitung 2011 schrieb. Das Thema Fair Trade habe er zur Chefsache gemacht. Als Dienstfahrzeug nutzte der Stadtrat zunächst ein E-Bike, später ein E-Auto. „Thomas Ebert ist ein fahrradfreundlicher Stadtrat, der weiß, wovon er spricht“, äußerte Overdick. Thomas Ebert und Mathias Geiger waren nicht immer einer Meinung: „Aber wir haben das Beste draus gemacht“, sagte Geiger und überreichte die Entlassungsurkunde. Als Geschenk erhielt der Erste Stadtrat ein Bild mit Windrädern.

Thomas Ebert bedankte sich bei allen, die ihn in den letzten Jahren begleitet haben. „Ende 2011 wurde ich Stadtrat. Ich wusste zwar sehr genau, was ich politisch umsetzen wollte, wie das alles verwaltungstechnisch sauber abzuarbeiten ist, musste ich auch erst lernen. Doch ich hatte immer sehr kompetente Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die mich von Anfang an unterstützt haben, auf die ich mich hundertprozentig verlassen konnte. Es ist meine Erfahrung: Wenn Sie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern klare Ziele setzen, ihre Sachkompetenz anerkennen, ihnen Verantwortung übertragen, ihnen Entscheidungsspielräume einräumen und als Dezernent nicht meinen, Sie wüssten selbst alles besser, dann erzielen Sie nicht nur hervorragende Ergebnisse, sondern auch eine hohe Mitarbeiterzufriedenheit.“ Ebert würdigte das Ehrenamt: „Ich habe großen Respekt vor ihrem Einsatz für die Menschen.“ Er ging zudem auf Beispiele gelungener Integration ein.

Für Politik habe er sich schon in der Schulzeit interessiert: „Ich finde es spannend, über Zusammenhänge nachzudenken und hinter die Kulissen zu schauen.“ Aber: „Man muss durchaus robust sein, ein breites Kreuz haben … man kann es nicht allen recht machen, man muss manchmal nein sagen und zwischen Einzel- und Gemeininteressen unterscheiden. Wenn man außerdem zur Ironie und zur Selbstironie fähig ist, entspannt das ungemein.“



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