Schockanruf: Vorsicht vor falschen Polizeibeamten!

Oberkommissarin Nicole Meier von der polizeilichen Beratungsstelle der Polizeidirektion Hochtaunus klärt in einem circa einstündigen Vortrag über „Schockanrufe“ und Trickbetrug auf. Foto: Rübner

Friedrichsdorf (jbr). Um die Themen Schock anrufe, Enkeltrick und falsche Polizisten ging es bei den Landfrauen Burgholzhausen, die Oberkommissarin Nicole Meier von der polizeilichen Beratungsstelle der Polizeidirektion Hochtaunus als Vortragsrednerin hatten gewinnen können. Zahlreiche Interessierte hatten sich im Vereinshaus Alte Schule eingefunden, um sich neues Wissen anzueignen, das sie auch künftig vor Trickbetrügern schützt. „Es ist ein aktuelles Thema, das in keiner Weise an Brisanz verliert“, sagte Doris Steingrube, die die Informationsveranstaltung mitinitiiert hatte. Auch Polizistin Meier stellte schon zu Beginn des Vortrags klar, dass auch jüngere Menschen nicht vor professionellen Betrügern sicher sein können.

„Ich komme von der Polizei und muss mal überprüfen, ob Sie Ihren Schmuck gut versteckt haben.“ Mit diesem Satz leitete die Oberkommissarin, die ihren Vortrag nicht nur sehr informativ, sondern auch unterhaltsam gestaltete, ihre Schilderungen bezüglich falscher Polizisten ein. Auch wenn man mit solchen meist am Telefon konfrontiert werde, sollte man dennoch in der Lage sein, einen richtigen von einem falschen Polizeibeamten im Falle des persönlichen Kontakts zu unterscheiden. Hierfür reichte Nicole Meier ihren Dienstausweis herum, der außer einem Lichtbild, einer Liste mit Befugnissen des Beamten und einem Ausstellungs- sowie Ablaufdatum auch die Dienstnummer in Druck- und Blindenschrift enthält. Denn die Uniform reiche als Erkennungsmerkmal nicht aus, da gerade Beamte der Kriminalpolizei häufig in Zivil gekleidet seien, so Meier. Außerdem sei es mittlerweile leicht, das typische, blaue Hemd der Ordnungshüter im Internet zu bekommen.

„Mama, ich brauche Hilfe!“

Heutzutage, so erläuterte die Polizistin, sei der klassische „Enkeltrick“ beinahe von der Bildfläche verschwunden. Meist käme es zu sogenannten „Schockanrufen“, die stets nach einem ähnlichen Muster abliefen. Eine vermeintliche Tochter schreie kurz etwas wie „Mama, ich brauche Hilfe!“ ins Telefon. Dann übernimmt direkt ein angeblicher Polizeibeamter den Hörer und erklärt dem vom Geschrei der falschen Angehörigen geschockten Opfer, die Tochter habe jemanden mit dem Auto zu Tode gefahren und wandere nun ins Gefängnis, wenn nicht eine (oftmals fünf- oder sechsstellige) Kaution hinterlegt werde. „In Deutschland gibt es keine Freilassung von Straftätern auf Kaution. Diese gibt es nur im Fernsehen“, fügte Nicole Meier hinzu. Viele, wenn sie nicht gerade kinderlos sind und daher sofort verstehen, dass etwas an diesem Anruf nicht stimmt, treiben dann die Kautionssumme auf, um sie an einem Übergabeort den Betrügern auszuhändigen. Damit es realistischer wirkt, finden solche Übergaben oft vor einem Gerichtsgebäude statt, so Meier. Die Polizei ermahne regelmäßig Bankfilialen, noch einmal nachzufragen, wenn Personen außer der Reihe hohe Geldbeträge abheben wollen, um gegebenenfalls den Betrug aufzudecken. „Aber einige haben auch so viel Geld zu Hause, dass sie nicht erst zur Bank fahren müssen, um etwas abzuheben. So fällt für uns als Polizei eine der wenigen Kontrollinstanzen weg“, bedauerte die Rednerin. Wichtig für die Ordnungsbehörde ist, dass Trickbetrugsversuche gemeldet werden.

Andere Maschen, wie zu Coronazeiten der angebliche Erwerb eines teuren Medikaments, das ein Angehöriger dringend benötigt, funktionieren ähnlich, so die Expertin. Immer sei das Ziel der Betrüger, ihre Opfer durch einen Schock zu verwirren und sie emotional an ihre Belastungsgrenze zu bringen, um sie zu verunsichern. Den Trick mit dem falschen Microsoft-Mitarbeiter, der auf die Daten der Nutzer aus ist, kannten die Zuhörer bei der Präventionsveranstaltung und berichteten von ihren Erfahrungen.

Zum Thema Einbruch hatten die Besucher einige Fragen. Kommissarin Meier konnte hier beruhigen: Bei den meisten Einbrüchen komme es weder zu Vandalismus noch zu Körperverletzung. Da dramatisiere das Fernsehen oft. Generell sei der Hochtaunuskreis nur „gemäßigt kriminell“. So gab es in Friedrichsdorf im vergangenen Jahr insgesamt 867 erfasste Straftaten, davon vor allem Sachbeschädigungen und Köperverletzungen. Hiervon konnte die Polizei etwa 60 Prozent aufklären, ließ sich auf der von Nicole Meier mitgebrachten Statistik erkennen.



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