50 Jahre Friedrichsdorf – wenn das kein Grund zum Feiern ist!

Friedrichsdorf (fw). Vor 50 Jahren wurde mit dem Fusionsvertrag, dem Zusammenschluss der zuvor selbständigen Gemeinden Friedrichsdorf, Burgholzhausen, Köppern und Seulberg, die Geburtsurkunde der neuen Stadt Friedrichsdorf unterzeichnet. An dieses Jubiläum soll mit einem Reigen an Aktionen erinnert werden. Ob kreative Kunst oder kniffelige Rätsel, ob historische Rückblicke oder Zukunftsvisionen – möglichst viele Friedrichsdorfer sind zum Mitmachen eingeladen. Der feierliche Festakt findet am Freitag, 15. Juli, statt und läutet gleich ein Festwochenende ein. Das Heimatmuseum Seulberg plant für den Sommer eine Sonderausstellung, zu der noch Exponate aus den 1970er Jahren gesucht werden. Eine Schlagerparty am Samstag, 16. Juli, führt zurück in die Zeit, als die vier unterschiedlichen Stadtteile zu einer gemeinsamen Stadt Friedrichsdorf zusammenwuchsen. Der folgende Sonntag lädt zu Kindertheater und Spielen ein. Aber schon pünktlich zum Stichtag werden die jüngsten Mitbürger bedacht. Eigens entworfen wurde im Stadtarchiv für Kinder ein Bastelbogen, der um das Stadtwappen kreist. Nur wenn alle vier Flügel komplett sind, dreht sich das Windrad – Symbol der erfolgreichen Fusion, der auch in Zukunft nicht die Puste ausgehen soll. Erstmals erscheint mit dem an Kindergärten und Schulen verteilten Bastelbögen zugleich das Motto des Jubiläumsjahres „Vier gewinnt!“ Wer denkt dabei nicht an das 1973 entwickelte Strategiespiel? Entsprechend wurde in Anlehnung an das Gesellschaftsspiel mit seinen runden Spielsteinen das Logo entwickelt. Ein Kreis – Symbol der Stadt – mit der Aufschrift „50 Jahre Friedrichsdorf“ wird von vier dynamisch wachsenden Segmenten umspielt. Sie stehen jeweils für die Stadtteile, deren Farbgebung auf der städtischen Internetseite www.friedrichsdorf.de basiert. Im äußeren blauen Ringfragment ist auch das positive Motto zu lesen. Dieses Geburtstagslogo wird nun das Festjahr der Fusion der „fantastischen Vier“ begleiten und die jeweiligen Aktionen zum Jubiläum kennzeichnen.

Stark war die Anziehung des Großraumes Frankfurt in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg, zumal in den Jahren des Wirtschaftswunders. Jährlich strömten 30 000 bis 40 000 Menschen in Stadt und Umland. Die Rede war inzwischen von einem „Groß-Frankfurt“. Einer drohenden Zersiedelung wollte eine Planungsgemeinschaft entgegenwirken. In diesem Sinne wurden auch Gemeindevertreter des Obertaunuskreises aktiv. In diesen Überlegungen schlug 1971 dann der FDP-Landtagsabgeordnete Uli Krüger ein „Groß-Bad Homburg“ vor, das auch die Gemeinden Friedrichsdorf, Köppern, Seulberg und Burgholzhausen umfassen sollte. Einhellig lehnte man hier diesen „Krüger-Plan“ ab. Denn man hegte seit einigen Monaten eigene Ideen. Warum sollte man sich nicht zu einer eigenen Stadt zusammenschließen? Und so brachte im Februar 1971 die Friedrichsdorfer SPD-Fraktion eine mögliche Fusion auf die Tagesordnung. Es folgte eine der hitzigsten Debatten in der Sitzung der Stadtverordnetenversammlung. Zwar war man sich über einen Zusammenschluss mit den Nachbargemeinden Köppern, Burgholzhausen und Seulberg einig, aber nicht zum vorgeschlagenen Termin – noch „im Jahre 1971“. Zuvor sollten noch wesentliche Aspekte geklärt werden, wie etwa die Auskreisung von Burgholzhausen, das bis dahin zum Kreis Friedberg gehörte.

Zwiebackhausen oder Keltenhain?

Noch eine weitere wichtige Frage war zu klären. Wie sollte nun die neue Stadt heißen? Viele Namen wurden ins Gespräch gebracht: Brendelsburg, Keltenhain, Waldstadt, Dollingen, Friedhausen, Philipp-Reis-Stadt, sogar Zwiebackhausen. Der Friedrichsdorfer Bürgermeister Walter Ziess wies mehrfach darauf hin, den Namen Friedrichsdorf zu übernehmen. Dabei hatte er weniger die Tradition und den Verweis auf den Stadtgründer Friedrich II. von Hessen-Homburg im Sinn. Wichtiger waren ihm die Interessen der Industrie, hätte ein Namenswechsel hohe Kosten zur Folge gehabt. Noch immer nannte sich die „Stadt der 100 Schlote“ stolz „Stadt des Zwiebacks“, dessen süßer Duft über der Hauptstraße lag. Lange stand „Friedrichsdorfer Zwieback“ für solch eine gute Qualität, dass es bereits früh zu Produktpiraterie gekommen war. Daher befürchteten die Zwiebackfabrikanten hohe Schäden, könnten sie nicht mehr behaupten, in Friedrichsdorf ansässig zu sein.

Am 14. März 1972 unterzeichneten die Bürgermeister und Ersten Beigeordneten der vier Gemeinden den „Vertrag über den Zusamenschluß der Stadt Friedrichsdorf und der Gemeinden Burgholzhausen, Köppern und Seulberg“. Als Datum wurde der 1. Juli 1972 fixiert. Da aber der Regierungspräsident in Darmstadt erst am 11. Juli den Vertragstext zugleich mit dem „Gesetz zur Neugliederung des Obertaunuskreises und des Landkreises Usingen“ genehmigte, wurde er erst zum 1. August 1972 wirksam. Darin heißt es: „Die neue Gemeinde trägt die Bezeichnung ‚Stadt‘ und führt den Namen Friedrichsdorf/Taunus“.

Am 14. März 1972 unterzeichnen die Bürgermeister der Stadt Friedrichsdorf (Walter Ziess mit Urkunde) und der Gemeinden Burgholzhausen (Dietmar Gritzka, r.), Köppern (Fritz Levermann, l.) und Seulberg (Wilfried Fey, Mitte) sowie die vier Ersten Beigeordneten den Fusionsvertrag. Foto: Archiv Stadt

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