Wenn Agenten aus dem Nähkästchen singen

Sie sind immer bereit, alles zu geben: Die „Agenten“ von „Six Pack“ Markus Lohmüller, Bernd Esser, Johannes Betz, Chris Strobler und Lars Kienle (v. r.). Nur Markus Burucker hält sich hier verborgen, vielleicht aus gutem Grund, wie die Show noch zeigen wird. Foto: bmi

Von Bettina Müller-Ifland

Friedrichsdorf. Sie präsentierten ausgezeichneten A-Cappella-Gesang mit herrlich schrägem Comedy-Einschlag. Das war nicht nur große Oper wie bei „Margots“ (alias Bernd Essers) Auftritt als Operndiva, sondern insgesamt eine derart vergnügliche Show, dass im Forum Friedrichsdorf das Publikum absolut begeistert war.

Der Kalte Krieg ist vorbei. Die Geheimagenten stehen vor dem Nichts. Die sechs „Agenten“ von „Six Pack“ reihen sich ein in die endlose Schlange vor der Geheimarbeitsagentur, die Lage ist trostlos. Doch dann taucht sie auf, die ultimative Bedrohung, der „böse Wicht“, der die Weltherrschaft an sich reißen will.

Soweit die Vorerzählung, dann startet die Show und endlich kann „Six Pack“ mit seinen herausragenden Spezialisten wie den Agenten „Null Null Nix“ oder „Triple Null“ zum Welt- retten in bester James-Bond-Manier antreten. Zünftig gekleidet mit Trenchcoat und schwarzem Smoking, tauchen sie zunächst ab mit den „Beatles“ in „Octopussys Garden“, singen und blödeln sich dann durch den Abend, immer auf der Suche nach dem „bösen Wicht“, bis dieser sich schließlich höhnisch als ganz anderer als gedacht zu erkennen gibt.

Bis dahin unterhielten sie das Publikum mit jedem nur erdenklichen Kalauer aus der Agentenwelt und großartiger A-Cappella-Comedy. Aber zunächst einmal suchten sie den Informanten, der ihnen den entscheidenden Hinweis auf die Identität des bösen Wichts geben soll. Zu „Sugar Baby Love“ übersahen sie ihn gekonnt so lange, bis er sich im Hintergrund mit der roten Rose fast „totgewinkt“ hatte, ehe er endlich mitteilen durfte, dass der Hinweis „hier im Saal!“ versteckt sei. Das Publikum wurde in die Suche einbezogen, schließlich fand sich unter einen Stuhl in der ersten Reihe die geheime Notiz geklebt. Der mit äußerster Spannung erwartete Hinweis – entpuppte sich leider nur als Margots Einkaufsliste für Erich: „Zwei Kilo Kartoffeln, einen Lauch, einen Rettich....“.

Auf der Fährte des „bösen Wichts“

Weiterhin also ganz auf sich gestellt, folgten sie der Spur des „bösen Wichts“ nach Amerika zur Freiheitsstatue, alias Bernd Esser, ausgerüstet mit Gummi-Fackel und Plastik-Strahlenkranz. Dazu hielt er ein Donald-Duck-Comic in der Hand, das ihm die neugierigen Kollegen sofort entwanden, um nachzusehen, was denn darin geschrieben steht. Es entpuppte sich als „Donalds Anleitung zum Mauerbau“. Zum Abgesang stimmten sie „Bobby Brown Goes Down“ an und verabschiedeten sich fähnchenschwenkend von Amerika, schließlich war der schurkische Wicht schon weitergezogen und trieb sein Unwesen in Europa mit Grexit, Frexit, Niedersäxit und Pontifexit. Da allerdings hatte der Wicht eine Schlappe erlitten, der Pontifex trat keineswegs aus, daher war der Wicht nach England entwichen, um dort als neuer Albtraum zu wirken. Also war es Zeit für das Agenten-Pack, seine Bemühungen zu intensivieren. So wurde allen Agenten des „MI-Six“ ein Sondertraining „Observierung“ verordnet. Schön ordentlich hinter sichtlich durchlöcherten Zeitungen verbargen sich alle bis auf den Agenten mit dem Klarnamen Markus Lohmüller, der Obst servierte. Dass Agenten noch zu vielem mehr fähig sind, gestanden Chris Strobler und Lars Kienle. Freimütig gab der eine zu, er habe sich gestern erst verhört – aber er habe natürlich nicht gestanden. Der andere dagegen entdeckte sogar einen Spion. Wo? In der Haustür. Außerdem ist natürlich klar, dass wir alle abgehört werden, ständig. Beim Arzt, erst neulich, und bestürzender Weise sogar schon als Kind.

Aufgerüttelt von diesen ungeheuerlichen Wahrheiten blieb dem Publikum nichts anderes übrig, als das Sextett mit jederzeit bereitwilligem engagierten Mitklatschen zu unterstützen bis hin zum Mit-Tanzen und zu guter Letzt auch noch mit donnerndem Applaus zu belohnen. Ganz zu Recht, denn diese Show war nicht nur sehenswert dank vollem Kör- pereinsatz bis hin zu verführerischen Hüftschwüngen, sondern bot absolut hörenswerte „A-Cappella-Comedy“ mit zahlreichen wohlbekannten Songs, die sich „Six Pack“ auf ganz unverwechselbare Weise zu eigen machte. Zu guter Letzt lüftete der hochgewachsene Markus Burucker sogar noch ein Geheimnis: Er gestand Johannes Betz und seinen vier Agenten-Kollegen, dass sie sich nur vertan hätten. Es gebe gar keinen „bösen Wicht“, sondern einen „Bösewicht“ – und der sei er.



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