In der Fantasie ausleben, was beschäftigt

Jurastudentin Vanessa Schweitzer (23) hat es auch mit ihrer Kurzgeschichte „Mia“ unter die OVAG-Preisträger geschafft. Foto: fch

Friedrichsdorf (fch). Die Friedrichsdorferin Vanessa Schweitzer studiert in Heidelberg Jura mit dem Schwerpunkt „IPR – Internationales Privatrecht“. Die 23-Jährige befindet sich gerade mitten im Examen. Und schreibt nebenbei an einer neuen Kurzgeschichte.

Das Schreiben hilft der Studentin Vanessa Schweitzer, die in Friedrichsdorf beheimatet ist, den Examensstress zu verarbeiten. Sie studiert Jura mit Schwerpunkt Internationales Privatrecht, und die junge Frau aus Burgholzhausen schreibt Kurzgeschichten und zwar mit Erfolg. Seit 2017 hat sie mit ihren Kurzgeschichten am Jugendliteraturwettbewerb der Oberhessischen Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft mbH OVAG teilgenommen und gehörte stets zu den Preisträgern. Dies gelang ihr auch mit ihrer 2019 beim Literaturforum Hessen-Thüringen eingereichten Horror-Geschichte „Am Faden“. Die Autorin berichtet: „Mit der knapp fünfseitigen Kurzgeschichte „Am Faden“ gehörte ich zu den 14 mit einem dritten Preis ausgezeichneten Nachwuchsautoren.“ Teilgenommen hatten am jährlich ausgelobten Schreibwettbewerb mehr als 500 junge Autoren zwischen 16 und 25 Jahren. Die sechsköpfige Jury wählte 30 Preisträger aus, davon 21 aus Hessen, zu denen Vanessa Schweitzer gehörte. Die prämieten Texte wurden in der Anthologie „Nagelprobe“ veröffentlicht. Von den 30 Preisträgern wurden 16 zu einem Schreibworkshop eingeladen und zehn mit einem Förderpreis in Höhe von 800 Euro belohnt.

In „Am Faden“ entführt die Autorin ihre Leser auf einen Jahrmarkt, wo ein Marionettenspieler seine Künste zeigt. Dort sind die beiden 13 Jahre jungen, unternehmungslustigen Freunde Tom und Max unterwegs. Der Ausgang der Geschichte ist so offen wie mysteriös. Er lässt Raum für gewiefte Ermittler.

„2017 habe ich erstmals eine Kurzgeschichte mit dem Titel „Der erste Schnee“ beim OVAG-Jugendliteraturwettbewerb eingereicht“, informiert die Studentin. In der leisen, anrührenden Geschichte berichtet sie von der Arbeitslosigkeit eines Mannes, die dieser aus Scham zu Hause verschweigt. Er verbringt seine Tage in einem Park in der Nähe seines ehemaligen Arbeitsplatzes. Mit „Der erste Schnee“ schaffte es Vanessa Schweitzer auf Anhieb unter die 25 Preisträger.

Alptraum literarisch verarbeitet

Die Geschichten wurden nicht nur im Buch „Gesammelte Werke“ veröffentlicht, sondern Vanessa hatte auch die Teilnahme an einen viertägigen Workshop mit Lektoren und Autoren in Bad Kissingen gewonnen. „Da werden alle Geschichten in kleinen Gruppen besprochen und bearbeitet. Das macht viel Spaß und hat mir nach meiner ersten Einsendung sehr geholfen“, sagt sie.

Einen Albtraum für alle Eltern literarisch verarbeitet hat Vanessa Schweitzer in ihrer Kurzgeschichte „Mia“. Da versucht eine verzweifelte Mutter ihren Schmerz über den Tod ihrer kleinen Tochter mit Alkohol und Tabletten zu betäuben. Die Mutter legt nach wie vor für die Grundschülerin ein Gedeck mit auf und besucht immer wieder Orte wie den Spielplatz, an denen sie oft mit Mia war. Geschrieben hat die 23-Jährige die vier Seiten lange Geschichte 2018 innerhalb von zwei Wochen. „Die Idee zu Mia hatte ich als ich mir eine schlaflose Frau vorstellte, die nachts am Tisch sitzt und in ihrem Laptop etwas sucht.“ Der Geschichte vorangestellt hat sie als Zitat die Zeile „Still, we‘ re just fragments of a great collide“ (Trotzdem sind wir nur Fragmente eines großen Zusammenstoßes) aus dem Song „Molecules“ der Gruppe Atlas Genius.

Im vergangenen Sommer reichte Vanessa Schweitzer bei der OVAG-Jury die Geschichte „Mein Nachbar links neben mir“ ein. Protagonisten sind eine mit den Examensvorbereitungen beschäftigte Studentin und ihr „Nachbar links von ihr“. Beide hören gern Musik, aber unterschiedliche Stilrichtungen. Auf sieben Seiten breitet die Schreiberin die beklemmende Anonymität und Sprachlosigkeit zwischen den heutigen Menschen aus. Keiner sagt mehr, was er denkt oder fühlt, Floskeln ersetzen echte Kommunikation.

Vanessa Schweitzer hat 2014 ihr Abitur am Kaiserin-Friedrich-Gymnasium mit den Schwerpunkten Mathe und Physik bestanden. „Deutsch hat mir auch immer viel Spaß gemacht“, betont sie. An Kurzgeschichten findet sie: „Ist das Gute, dass man ausprobieren kann, was einen gerade beschäftigt.“. Zu ihren Hobbys gehören neben dem Schreiben von spannenden Geschichten, Musik, vor allem Elektro-Pop und Indie House, und der Besuch von Konzerten. Fit hält sich die junge Autorin mit Joggen. „Ich komme regelmäßig von Heidelberg nach Friedrichsdorf, plane später einmal wieder hierher zurückzuziehen.“



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