Die Freiheit der Kunst genießen

Friedrichsdorf (fch). Das Leben schreibt noch immer die spannendsten Geschichten und hält viele Wendungen und Überraschungen bereit. Dass Huiza Müller-Lim einmal in Deutschland leben und arbeiten würde, hätte sie als Kind dem Reich der Märchen zugeordnet.

Die 1953 im südkoreanischen Suwon geborene Künstlerin, kam als 20-Jährige nach Deutschland – im Jahr 1973. „Zu Hause hatte ich keine Chance, Kunst zu studieren.“ In Trier besucht sie 1990 die Europäische Akademie für Bildende Kunst und ist ein Jahr später als Gaststudentin an der Universität Mainz immatrikuliert. Anschließend lernt sie zwei Jahre lang am Abendgymnasium in Neu-Isenburg, um mit dem deutschen Abitur in den Händen ihren Traum, Kunst zu studieren, an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt zu realisieren.

Sie studiert Kunstgeschichte und Kunstpädagogik mit Schwerpunkt Grafik bei Professor Schütz. „In Deutschland habe ich erstmals eine andere Kultur und Freiheit kennengelernt. Hier durfte man über Politiker reden und sie auch kritisieren. Das war in Südkorea nicht so. Mein Bruder wurde bei einer Demonstration zusammengeschlagen.“ Bei ihren Besuchen in der alten Heimat 48 Jahre später bemerkt sie immer wieder, wie stark sich Südkorea verändert hat. Seit 1996 gibt Huiza Müller-Lim ihr Können als Dozentin an der Volkshochschule (VHS) Bad Homburg, seit 2001 an der VHS-Hochtaunus und in der Kunstwerkstatt in Königstein und seit 2006 als freischaffende Künstlerin und Kunstpädagogin in ihrem eigenen Atelier am Houiller Platz weiter. Seit 14 Jahren ist Huiza Müller-Lim Mitglied im Bundesverband bildender Künstler (BBK) Frankfurt.

Ihre künstlerische Laufbahn begann sie als Zeichnerin. „Zeichnen bildet für mich die Grundlage des Malens. Zeichnen ist für Maler die beste Schule, um sehen zu lernen. Wer Zeichnen kann, hat mehr Sicherheit und eine bessere Bildkomposition.“ Von Beginn an spielt in ihren Kohle- und Aktzeichnungen die Auseinandersetzung mit dem menschlichen Körper eine Hauptrolle.

Beide Kulturen verknüpft

Seit Mitte der 1990er-Jahre liegt ihr Schwerpunkt mehr auf der Malerei. Sie malt vor allem mit Öl-, aber auch mit Aquarell- und Acrylfarben. Ihre Themen sind Figur und Raum, Menschen und abstrakte Landschaften, Menschen und Natur im Grenzbereich von Abstraktion in der Fläche. Sie liebt es, in ihren Bildern beide Kulturen, die deutsche und die koreanische, miteinander zu verknüpfen. Dabei spielt sie gekonnt mit Grenzen und Grenzüberschreitungen, Licht und Schatten, Schärfe und Unschärfe.

In ihren ausdrucksstarken, die Fantasie des Betrachters anregenden Bildern verbindet sie Elemente der Fotografie mit denen der Malerei. „Teilweise fließen in meine Landschaftsbilder Kindheitserinnerungen ein. Ich verarbeite aber auch Eindrücke von meinem Besuchen bei meiner Tochter in Melbourne oder meinem Sohn in Bremen. Mein Lebenszentrum ist Friedrichsdorf“, sagt die Künstlerin. „Hier lebe und arbeite ich, habe meine Freunde, meine Kunden und viele Schüler, die regelmäßig meine Mal- und Zeichenkurse für Anfänger und Fortgeschrittene besuchen.“ Stolz ist sie darauf, dass ihre Kursteilnehmer sie auch während der Corona-Pandemie unterstützen, denn die Kosten für ihre Atelier laufen weiter. „Einige von ihnen kommen seit 15 Jahren zu mir. Es sind Freundschaften entstanden, wir besuchen gemeinsam Ausstellungen und Museen und feiern zusammen.“ Sie unterstützt ihre Schüler bei der Umsetzung ihrer Vorstellungen, unter Berücksichtigung der Vorkenntnisse und Fertigkeiten. Sie bringt den Kursteilnehmern die Grundlagen der Malerei bei, lernt sie zu sehen, macht sie mit Perspektive, Proportionen, Licht und Schatten sowie den Materialien vertraut.

Die Kunstpädagogin hilft ihren Schülern, ihren eigenen Stil zu entwickeln und Techniken zu verfeinern. Kursteilnehmer von ihr stellen ihre Bilder inzweischen in Einzel- und Gruppenausstellungen aus wie zum Beispiel Kuno Allershausen, der gerade in der Englischen Kirche Arbeiten unter dem Motto „Champagnerluft und Malerei“ zeigt. Sie freut sich, wenn Kunstliebhaber, zu denen auch der Vermieter ihres Ateliers gehört, unverbindlich bei ihr vorbeischauen, um Neues zu entdecken. „Ich arbeite auch in der Coronakrise weiter. Es sind neue Bilder wie die Serie ‚Kokons‘ entstanden.“ Abbildungen von Kokons in der Natur haben sie inspiriert. „Sie haben mich zur einfachen Form der Kreise geführt. Ich nutze das kleine Format, schichte immer wieder Farben übereinander bis sich eine räumliche Struktur bildet.“

Im Oktober 2021 plant Huiza Müller-Lim dort selbst eine Ausstellung. Seit 1996 präsentiert sie ihre Arbeiten in zahlreichen Ausstellungen in Friedrichsdorf, Bad Homburg, Frankfurt und auch in Korea.

Huiza Müller-Lim gibt in ihrem Atelier umgeben von ihren Werken Mal- und Zeichenkurse. Foto: fch

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