„Die Hesselbachs“ sind unvergessen

Dank der fesselnden Vortragskunst van Nelsens taucht das Publikum mit Vergnügen ins „Hesselbachsche Universum“ ein.Foto: fch

Friedrichsdorf (fch). „Die Hesselbachs“ sind Kult. Und sie haben bis heute viele Fans. Dies, obwohl sie bereits seit 1949 im Hörfunk und seit 1960 im Fernsehen mit ihren Geschichten um die Familie und eine kleine Verlagsdruckerei „irgendwo im Hessischen“ zu hören und sehen sind. Dass die Geschichten über die typische Familie der 1950er und 1960er Jahre mit all ihren Sorgen, Nöten und kleinen Freuden auch nach 74 Jahren nichts von ihrer Aktualität verloren haben, zeigte sich erneut bei der Veranstaltung „Jo van Nelsen liest die Hesselbachs“ in Garniers Keller. Gespannt lauschten die Zuhörer im vollbesetzten Keller wie Jo van Nelsen, mit bürgerlichem Namen Jochen Bickert, die Protagonisten der Kult-Serie mit Stimme, Tonfall, Mimik und Gestik zum Leben erweckte. „Die Hesselbachs“ gehörten zu den Straßenfegern und Mammas Ausruf „Kall, mei Drobbe!“ ist unvergessen. Die Einschaltquote lag bei der dritten Folge „Das Techtelmechtel“ bei 94 Prozent.

Erfreut tauchten alle mit dem genialen fröhlich babbelnden Rezitator in das Hesselbachsche Universum ein. Ausgewählt für die Zeitreise hatte der gebürtige Bad Homburger von Autor und Hauptdarsteller Wolf Schmidt zwei Episoden. Es waren „Die Kündigung“, die erstmals 1949 im Hörfunk lief und „Die Spezialistin“. Beide sind in den nur noch antiquarisch erhältlichen Büchern „Babba“ und „Mamma“ von 1967 abgedruckt. „Der Sprachkünstler, Autor und Schauspieler Wolf Schmidt wäre vor drei Tagen 100 Jahre alt geworden“, erinnerte Schauspieler, Chansonsänger und Regisseur Jo van Nelsen. Gekonnt und mit sichtlichem Spaß schlüpfte er in alle Rollen und entfachte bei seinen Zuhörern das Kopfkino.

In der ersten Geschichte erlebte das Publikum mit, wie aus dem 54-jährigen „Babba“ sprich Karl Hesselbach, Prokurist des Druckereifachbetriebs Adolf Müller, einer der beiden neuen Inhaber und Mehrheitsanteilseigner wird. Zum Vergnügen der Zuhörer geht das bei den Hesselbachs nicht ohne Missverständnisse und Komplikationen über die Bühne. Mamma Hesselbach ist voll in ihrem Element und ihre Fantasie treibt skurrile Blüten. In der zweiten Episode wird Karl Hesselbach nicht nur mit der unbedarften Erbin Irene Müller (24) seines früheren Chefs konfrontiert, sondern auch mit deren neuer Generalbevollmächtigten und „Spezialistin“ Claudia Fleckenbusch (35). Diese stellt den Betrieb in kürzester Zeit auf den Kopf, während Mamma und Babba die Sonne Spaniens genießen. Es ist ein Vergnügen zu hören, wie der Babba die Bedrohung durch die Spezialistin abwehrt, diese kaltstellt und die Druckerei rettet. Mit anhaltendem Applaus bedankte sich das Publikum in Garniers Keller bei Jo van Nelsen für einen unvergessliche Lesung, die er mit schauspielerischen Qualitäten in einen vergnüglichen wie fesselnden Theaterabend verwandelte.



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