„Wie die Hugenotten nach Friedrichsdorf kamen“

Friedrichsdorf (fw). Friedrichsdorf ist eine der wichtigsten Kolonien französischer Glaubensflüchtlinge des 17. Jahrhunderts, die lange ihre besonderen Traditionen bewahrte. Dazu gehörte etwa der Gebrauch der französischen Sprache im Alltag, beim Gottesdienst und Magistrat bis ins späte 19. Jahrhundert. Viele Hinweise auf die Hugenotten sind auch heute noch im Stadtbild zu erkennen.

Dies bewog die elfte Klasse der Philipp-Reis-Schule (PRS) sich auf eine Entdeckungsreise zu den Spuren der ersten hugenottischen Kolonisten zu begeben. Ausgerüstet mit Block und Digitalkamera brach der Kurs unter Leitung des Geschichtslehrers Dr. Christian Mühling zu einer Exkursion auf, die über Recherchen in der eigenen Schulbibliothek, der Evangelischen Stadtkirche, dem Stadtarchiv bis hin ins Friedrichsdorfer Stadtmuseum führte.

Trotz Corona fortgesetzt

Dann kam die Coronakrise. Doch dank einer schon weit vorangeschrittenen Digitalisierung an der Philipp-Reis-Schule und dem anhaltenden Engagement der Schüler konnte die Arbeit an dem Forschungsprojekt fortgesetzt werden. Motivierend wirkte vor allem, dass sich der Geschichtsunterricht endlich einmal nicht aus einer Ansammlung schwer verständlicher Texte aus einer fremden Zeit zusammensetzte, sondern durch Expertenbefragungen und den Besuch historischer Lernorte greifbar wurde, wie zwei Schülerinnen im Anschluss an ihre Exkursion begeistert feststellten. Schnell kristallisierte sich deshalb im Kurs der Wunsch heraus, die eigenen Arbeitsergebnisse ebenso lebendig wie an den von ihnen besuchten historischen Lernorten einer breiteren Öffentlichkeit zu vermitteln. So beschlossen die Schüler museumspädagogische Anregungen im Friedrichsdorfer Philipp-Reis-Haus aufzugreifen und eine eigene Ausstellung für die Zeit nach der Coronakrise zu konzipieren. Hilfreich waren dabei Konzeption und Struktur des Programms „Leistung macht Schule“ (LemaS), das von Bund und Ländern getragen wird und in dem sich die Philipp-Reis-Schule engagiert. Das LemaS-Programm zielt – genau wie das Ausstellungsprojekt – auf die Förderung individueller Stärken der Schüler, die sich dort jeweils mit ihren eigenen Fähigkeiten und Interessen einbringen können. So bestand die Möglichkeit die Friedrichsdorfer Stadtgeschichte durch künstlerische Illustrationen, fotografische Dokumentation, Expertenbefragungen, Internetrecherchen, sowie die Auswertung von Archiv- und Bibliotheksbeständen erlebbar zu machen. Präsentiert werden in chronologischer Reihenfolge zehn Plakatwände und eine Übersetzung der Friedrichsdorfer Privilegien von 1687. Darüber hinaus hat eine Schülerin ihre Interpretation der Aufnahme der hugenottischen Flüchtlinge durch Landgraf Friedrich II. von Hessen-Homburg in einem eigenen Gemälde herausgearbeitet. Ergänzt werden diese Schülerprodukte durch Leihgaben des Philipp-Reis-Hauses und Ergebnisse der lokalgeschichtlichen Forschung.

Die Ausstellung bietet so ein reichhaltiges Bild über die Entstehung Friedrichsdorfs, das auch repräsentativ für die Entstehung anderer hugenottischer Gemeinden in Deutschland ist. Aus diesem Grund eröffnet das in Bad Karlshafen beheimatete „Deutsche Hugenottenmuseum“ am 1. Juli die Sonderausstellung „Wie die Hugenotten nach Friedrichsdorf kamen?“ Sie wird dort bis zum 31. Oktober zu sehen sein. Weitere Infos sowie Öffnungszeiten und Eintrittspreise finden sich im Internet unter www.hugenottenmuseum.de.

Beteiligte Schüler der PRS waren unter anderem: Maximilian Barnick, Amelie Dahlinger, Valentina de Silvio, Carolin Gerlich, Yousef Hasan, Helena Hohn, Jonathan Höser, Sören Isermann, Jona Karioth, Joshua Kölm, Youjin Lee, Luca Malura, Jérôme Nepper, Anika Parvez, Konrad Klemens Retzlaff, Anika Rosenberger, Marcel Santayanont, Richard Schiedewitz, Nick Schiemann, Jana Schletz, Mike Siemens, Sebastian Solka, Sara Stipic und Lilli Zimmermann.



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