Die Jugend auf der Suche nach dem Glück

So sieht Vorfreude aus: Leitung Claudia Schünemann (2. v. l. vorne) und ihr Team sowie die an der Ferien-Freizeit teilnehmenden Jugendlichen kurz vor dem Start in die „Erste Friedrichsdorfer Event-Woche“ der städtischen Jugendpflege. Foto: fch

Friedrichsdorf (fch). „Willst du immer weiter schweifen? Sieh’, das Gute liegt so nah. Lerne nur das Glück ergreifen: Denn das Glück ist immer da.“ Auf den Spuren dieser von Goethe in seinem Vierzeiler „Erinnerung“ formulierten Erkenntnis radeln derzeit 17 Jugendliche aus Friedrichsdorf.

Dem Glück hinterher radeln, oder auch einfach nur glücklich losstrampeln. Das machen derzeit 17 Teenager aus der Hugenottenstadt. Sie gehören zu den Teilnehmern der „Ersten Friedrichsdorfer Event-Woche“. Ihre Ferienpläne, mit der städtischen Jugendpflege nach Borkum zu reisen, durchkreuzte das Corona-Virus. Das Organisationsteam unter Leitung von Claudia Schünemann beschloss „Wir sagen nicht ab“ und plante um. Unter Vorgabe der Kriterien „nah, einfach und spontan“ wurde ein buntes Programm in der Region geplant. Wohin die Reise für die Mädchen und Jungen geht, wussten diese beim Start vor dem Schützenhaus im Sportpark Friedrichsdorf noch nicht. Nur eins war klar: Viele waren aufgeregt, alle neugierig und jeder wollte in der kommenden Woche Spaß haben.

Bevor es los ging, informierten die Betreuer Claudia, Stefan, Elias und Alex die Teilnehmer in einer kurzen Einweisung über Radfahr-, Gruppen- und Coronaregeln. Unter den aufmerksamen Zuhörern war Emilia de Paola. Die 13-Jährige nimmt zum ersten Mal an einer Freizeit der Jugendpflege teil. „Sechs Freunde von mir sind dabei. Sie haben mich gefragt, ob ich nicht auch mitfahren will“, berichtet die Maria-Ward-Schülerin. Die künftige Achtklässlerin fährt jeden Tag mit dem Fahrrad von Friedrichsdorf nach Bad Homburg in die Schule und hofft, dadurch über ausreichend Kondition zu verfügen. Mit dabei sind auch die gleichaltrigen Philipp-Reis-Schülerinnen Hannah Ridder und Sherin El Malwany. Das Trio kennt sich seit dem Kindergarten. Drei weitere Mädchen aus der Gruppe gehören seit der fünften Klasse zur unternehmungslustigen Clique. Diese war bereits zwei Mal auf Abenteuerfreizeiten in der Fränkischen Schweiz.

Der Presse hat Claudia Schünemann vorab verraten, wo die jungen Leute in der Nähe ihr Glück entsprechend der nicht ortsgebundenen Goethe’schen Seins-Sichtweise finden können. „Die Jugendlichen ahnen vom Programm nichts, zumindest die ersten Tage werden überraschend sein“, sagt die Jugendbüromitarbeiterin. Coronagerecht gereist wird mit dem Fahrrad, der Taunusbahn und dem Reisebus. Zu den Eventstandorten der Reisenden gehören Wehrheim, Bad Homburg, Frankfurt und Großkrotzenburg.

Coole Locations, coole Aktionen

Nachdem die Reisenden am Friedrichsdorfer Sportpark ihre Räder bestiegen hatten, führte die Route sie zur Bad Homburger Jugendherberge. Von dort ging es mit der Taunusbahn weiter nach Wehrheim. „Auf dem Hof Keller, kurz vor Obernhain, warteten Spiele, Zeit zum Chillen und das Topinambur-Labyrinth auf die Teenager“, kündigte Reiseleiterin Schünemann an. Der erste Abend klang gemütlich in Bad Homburg aus. Am Sonntag wurde die Nachbarstadt mit dem Fahrrad erkundet. Dort führte die Strecke durch die landgräfliche Gartenlandschaft zum Hirschgarten. Auf dem Programm standen Minigolf und Spiele im Wald. Kräfte getankt werden konnten mit einem Essen in der Stadt und bei anschließender Entspannung im Kurpark. Am Montag ging es weiter Richtung Frankfurt. Erster Stopp in Goethes Geburtsstadt war der Lohrberg. Von Frankfurts höchster Erhebung schweiften die Blicke der Jugendlichen beim Chillen in die Mainebene und die Skyline. Gegen Abend reisten sie weiter Richtung Sachsenhausen zur Jugendherberge. „Angesagt ist das „Chill-Out“ am Hafenpark mit der über dem Main versinkenden Sonne“, erklärte Schünemann. Der Dienstagvormittag stand ganz im Zeichen einer Stadtrallye. Zu den zu lösenden Fragen gehörten: „Was ist Wurstgulasch, und wo gibt’s das?“, „Wie lautet der Zweitname des Frankfurter Oberbürgermeisters?“ und „Was ist der Briggegiggel und wozu gibt’s den?“ Am Nachmittag schlenderte die Gruppe in den Stadtwald. Zu den Zielen gehörten die Waldspielplätze im Frankfurter Süden. Gegessen wurde am niedergebrannten Goetheturm. Am Mittwoch wurde weitergeradelt an die Nidda. Baden am Niddastrand war in Frankfurt Nied angesagt. Von dort trieb es die Truppe Nidda flussaufwärts Richtung Friedrichsdorf.

Dort dürfen alle eine Nacht zuhause im eigenen Bett schlafen. Die letzten beiden Tage sind mit Blick auf das ursprüngliche Reiseziel Borkum, dem Wasser gewidmet. Ziel ist das Strandbad in Großkrotzenburg. Hier stehen Ruhe, Sonne satt, Baden, Strandolympiade, Bocciaturnier und Limbo-Dance auf dem Programm.

Die Eltern freuten sich am Start mit den Jugendlichen für das vor diesen liegende „analoge“ Gruppenerlebnis, dass die Parallelwelt im Internet zumindest für eine Woche in den Hintergrund drängt. Schon Johann Wolfgang von Goethe hat erkannt, dass man sein Glück in der Ferne wie in der Nähe finden kann. Zu finden ist es an jedem Ort, in jedem Ding, in sich selbst und in der inneren Haltung zum Leben.

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