Friedrichsdorf (fw). Auch virtuell funktioniert das Frauenfrühstück, zu dem die evangelische Gemeinde Friedrichsdorf normalerweise ins Haus der lebendigen Steine einlädt. Die Macherinnen der Frühstücks- und Talkrunde, Elke Krey, Petra Gwosdz und Elke Peterle, hatten jetzt in den digitalen Raum eingeladen. Als Referentin konnten sie Yvonne Dettmar gewinnen, die über das Thema Fasten gesprochen hat. Dettmar arbeitet als Bildungsreferentin im Evangelischen Dekanat Hochtaunus und beschäftigt sich schon länger mit dem Thema Fasten. Sie bietet seit vielen Jahren gemeinsam mit Klinikseelsorgerin Margit Bonnet eine Fastengruppe in der Kapelle der Hochtaunuskliniken (dieses Jahr auch im virtuellen Raum) an. „Mich hat das Motto der Fastenaktion der Evangelischen Kirche in Deutschland angesprochen“, sagt sie.
„Sieben Wochen Ohne“
Die Aktion, die seit 1983 die Überschrift „Sieben Wochen Ohne“ trägt, ruft dazu auf, in den Wochen vor Ostern „Routinen zu hinterfragen, Kraft zu schöpfen und neue Orientierung im Leben zu finden. Menschen, egal welchen Alters, werden dazu animiert, diese Wochen zum Innehalten zu nutzen und den Blick auf den Alltag zu verändern. „In diesem Jahr lautet das Motto der Aktion „Spielraum! Sieben Wochen ohne Blockaden“. Dieses Thema hat mich sofort gepackt“, berichtet Dettmar. „Ich bin dabei, zu entdecken, welche Blockaden ich in meinem Alltag habe, wo und wie sie sich im Lauf der Zeit verändern und wo sich Spielräume auftun“. Und es gehe um das Hinterfragen von Regeln und das Nutzen des Spielraums innerhalb von Grenzen. „Das ist alles sehr spannend“, meint sie.
Als roter Faden dienen ihr die Inspirationen, die es von der evangelischen Kirche zu der siebenwöchigen Fastenaktion gibt, wie beispielsweise den Tageskalender. Auch auf der Internetseite der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau gebe es Materialien. „Zudem gibt es zu jedem Wochentag eine ausgewählte Bibelstelle mit einer Auslegung des Theologen und Publizisten Martin Vorländer“, informiert die Referentin, die auch einen Einblick in die Geschichte des Fastens gibt. „Früher, im zweiten Jahrhundert, fasteten die Menschen am Karfreitag und am Karsamstag“, erzählt sie. „Das nannte man Trauerfasten. Die Menschen fasteten im Gedenken an das Sterben und den Tod Jesu.“ Später wurden aus diesen zwei Tagen die Karwoche. „Vom 4. Jahrhundert an gab es die 40-tägige Fastenzeit“, führt sie aus. „Sie diente einerseits als Bußzeit für Sünder und andererseits als Vorbereitungszeit für diejenigen, die in der der Osternacht getauft werden wollten.“
Eine große Bedeutung kommt dabei der Zahl 40 zu. „Sie ist in der Bibel eine besonders wichtige Zahl“, betont Dettmar und nennt als Beispiele einige Stellen in der Bibel, in denen die 40 vorkommt. „Im Neuen Testament bleibt Jesus 40 Tage zur Einkehr in der Wüste“, erklärt sie, auch im Alten Testament wimmelt es nur so vor der 40: „Die Sintflut dauert 40 Tage. Das Volk Israel geht 40 Jahre durch Wüste. 40 Tage und Nächte ist Moses auf dem Berg Sinai.“ Übrigens: Früher war nicht nur die Zeit vor Ostern, sondern auch die Zeit vor Weihnachten Fastenzeit. „Daher rührt noch heute der Brauch, am Martinstag eine Gans zu essen“, verrät Dettmar. „Denn danach begann die sechswöchige Fastenzeit.“