Was im Leben von Maike wirklich zählt

Maike Spengler genießt Natur und Freiheit mit ihrem Motorrad „Waltraud“, einer Aprilia Pegaso 650, Baujahr 1998, im Kühtai in den Stubaier Alpen in Tirol. Fotos: Privat

Friedrichsdorf (fch). „I have a dream“, sagte am 28. August 1963 der amerikanische Baptistenpastor und Bürgerrechtler Martin Luther King vor über 250 000 Menschen in seiner berühmtesten Ansprache in Washington D.C. Sein Traum waren gleiche Rechte von Schwarzen und Weißen. Nicht weniger visionär ist der Traum von Maike Spengler aus Friedrichsdorf.

Maike Spengler (29) aus Friedrichsdorf hat ein Zukunftsbild: „Ich stelle mir eine Welt in Frieden vor. Eine Welt, in der die Menschen die Erde nicht ausrauben und wir alle achtsam mit ihr umgehen. Eine Welt, in der alle Menschen friedlich leben und das eine Menschenleben nicht weniger wert ist als das andere. Es mag utopisch klingen, aber ich werde meine Hoffnung niemals aufgeben und jeden Tag nutzen, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Denn die Veränderung, die wir in der Welt sehen wollen, fängt immer bei uns selbst an.“ Diesen Traum verknüpft sie immer, wenn es geht, mit ihrer Leidenschaft dem Reisen. Ihre Wurzeln hat die Weltenbummlerin im Main-Taunus-Kreis und im Vortaunus „Geboren bin ich in Flörsheim am Main.“ Ihre Kindheit verlebte sie in Kelkheim, in Hattersheim, Wicker bei Flörsheim und erneut in Kelkheim. Einen Zwischenstopp legte sie im Wetteraukreis, in Düdelsheim bei Büdingen, ein. „Ich bin Umzugsexpertin, da ich bereits um die zehn Mal umgezogen bin“, erklärt die 29-Jährige.

Nach ihrem Fachabitur in Wirtschaft und Verwaltung an der Konrad-Adenauer-Schule in Kriftel, schloss sich eine kaufmännische Ausbildung bei der Fraport AG in Frankfurt an. Auf dem Frankfurter Flughafen war sie anschließend zweieinhalb Jahre im Bereich Personalmarketing der Fraport AG tätig. Dann packte sie das Fernweh. „Mit 23 bin ich trotz guter Anstellung bei Fraport nach Australien gereist. Aus den geplanten drei Monaten wurden drei Jahre.“ Ihre erste Weltreise dauerte von 2015 bis 2018. Durch diese Reise mit Jobs auf einer Bananenplantage, Schaffarm, der Molkerei einer Kuhfarm und in anderen Betrieben und ihren dort gemachten Erfahrungen seien ihre Augen, viel mehr noch ihr Herz geöffnet worden, berichtet sie: „Ich habe mich in dieser Zeit wieder gefunden, ohne zu wissen, dass ich mich verloren hatte.“ Die junge Frau erkannte, dass sie mit ihrem Verhalten mitverantwortlich ist für den Zustand der Erde: „Nur wenn unsere Umwelt in Takt ist, können wir Menschen auf der Erde leben.“ Ihr Interesse an der Natur und den Einflüssen der Menschen auf sie wuchs. „Wer achtsam mit sich selbst umgeht, der wird auch achtsam mit seiner Umwelt umgehen. Eines geht ohne das andere nicht.“

Lebenszeit sinnvoll investieren

Nach drei Jahren in Australien führte ihr Weg sie in den Hochtaunuskreis. Dieses Mal nach Friedrichsdorf. „Ich bin wegen meines Jobs, als Teamassistentin im Bereich der Unternehmenskooperationen bei World Vision nach Seulberg gezogen. Ihren Job bei der Kinderhilfsorganisation wählte sie bewusst aus, da sie „ihre wertvolle (Lebens-) Zeit einem Arbeitgeber schenken wollte, der durch sein Wirken eine bessere Welt schafft“. Im von Wäldern und Wiesen umgebenen Friedrichsdorf „hat es mir besonders gut gefallen.“ Sie war viel in der Natur unterwegs, entdeckte bei ihren Spaziergängen überall Müll, den sie entfernte. Den von ihr im Frühjahr 2020 organisierte Müllsammel-Spaziergang in den Wäldern in und um Friedrichsdorf musste sie aufgrund der Pandemie absagen. Sie engagierte sich sozial, kaufte mehrere Monate lang für zwei ihrer älteren Nachbarn ein.

Da ihre Anstellung bei World Vision eine zeitlich begrenzte Elternvertretung war, suchte und fand sie eine neue Herausforderung. Am 1. Oktober 2020 stieg sie auf ihr 22 Jahre altes Motorrad „Waltraud“, das sie nach ihrer verstorbenen, geliebten Oma benannt hat, und verließ die Hugenottenstadt in Richtung Alpen. Motorradfahren hatte sie auf ihrer ersten Weltreise vor drei Jahren auf einer Kuhfarm gelernt. Ein örtliches Ziel für ihre zweite große Reise hat sie nicht. „Ich habe keinen Plan. Losgelöst von Kontrolle, Zeit und Erwartungen werde ich mich treiben lassen. Sehen, wohin das Leben mich senden wird. Länder, Menschen und Kulturen kennenlernen, innere Grenzen sprengen und Mut in die Welt tragen, dies ist mein Ziel. Den Winter habe ich bei einer Familie in Völs, bei Innsbruck in Tirol, in den Bergen verbracht. Dort führe ich den Haushalt gegen Logis und Verpflegung.“ Mitte April startet sie erneut Waltraud, um von Österreich aus nach Italien zu reisen. Zumindest ist dies derzeit ihr Plan. Wichtig ist Maike Spengler, vor allem eins: So viele Menschen wie möglich „für unsere wundervolle Natur zu sensibilisieren“. Seit kurzem hat sie Kontakt zur Umweltorganisation „Rettet den Regenwald“. Mit dieser will sie künftig zusammenarbeiten. Und ihren Traum Wirklichkeit werden lassen.

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