„Lese-Oma“ braucht Unterstützung

„Lese-Oma“ Irmtraud Wiesner und der Papagei „Käpt’n Kork“ sind die Lieblinge vieler Kinder in Friedrichsdorf. Foto: fch

Friedrichsdorf (fch). Viele Kinder in Friedrichsdorf und in Bad Homburg kennen Irmtraud Wiesner als ihre „Lese-Oma“. Seit fünf Jahren liest sie Kindern in Friedrichsdorfer und Bad Homburger Grundschulen vor. Ende 2022 feierte sie mit ihren Zuhörern ihren fünften Geburtstag als „Lese-Oma“. Zu ihnen gehören etwa montags bis zu 15 Vier- und Fünfjährige in der evangelischen Kita „Unterm Regenbogen“ in Köppern. Mit ihnen taucht die 74-Jährige beim Mittagskreis in die fantasievolle Welt der Literatur ein. Mit Kinderbuchklassikern wie „Die kleine Raupe Nimmersatt“ oder die lustigen Geschichten von „Pettersson und seinem Kater Findus“ begeistert sie immer wieder aufs Neue ihre gespannten Zuhörer. Damit alle genau sehen können, was gerade vorgelesen wird, stellt Irmtraud Wiesner das jeweilige Buch in ihrem Tischtheater auf. Dadurch können die Kinder nicht nur mit den Ohren, sondern auch den Augen verfolgen, worum es in der Geschichte geht und sehen wie etwa der Schwede Petterson und sein Kater Findus aussehen. Das Vorlesen macht allen großen Spaß und die Vorleserin selbst hat in ihren Lesestunden bereits viele neue Bilderbücher und Geschichten kennengelernt. Nach dem Vorlesen finden oft noch angeregte Gespräche zur Geschichte statt. Die Vorlesestunden seit Juli 2017 mit der ehrenamtlichen „Lese-Oma“ sind bei den Mädchen und Jungen sehr gefragt, wie Kita-Leiterin Sabine Kersting von der Kita „Unterm Regenbogen“ versichert. Genauso beliebt wie die Vorlesestunden mit Irmtraud Wiesner sind ihre Besuche zusammen mit dem Plüschpapagei „Käpt’n Kork“. Mit ihm zusammen gibt die Vorleserin Kindern einen Einblick in den Alltag behinderter Menschen. Themen sind unter anderem Barrierefreiheit, Blindheit, Taubheit oder Alter. Alle diese Themen lässt Irmtraud Wiesner in eine Geschichte, die vom kleinen Ben und seiner Großtante Irma handelt, die ihren Papagei suchen, einfließen. Nach dem Vorlesen können die Kinder mit einer Binde vor den Augen testen, wie es ist nichts zu sehen. Oder sie erfahren wie es ist nichts zu hören oder nicht laufen zu können. Sie lernen ebenfalls, wie Betroffenen Hilfe angeboten werden kann und wie dies, falls dieser es möchte, durchgeführt wird. Auch Malen und Basteln gehört zum Besuchsprogramm. Bei „Käpt’n Kork“ handelt es sich um ein Pilotprojekt des VdK-Verbandes Hessen-Thüringen. „Mein Ziel ist es, die Kinder zum Nachdenken zu bringen und ihre Empathie für ihre Mitmenschen zu wecken.“ Zum Abschied erhält jedes Kind von Irmtraud Wiesner noch einen Rohling für einen Papagei, den es ganz nach seinen Vorstellungen fertigstellen kann. Vor Corona war Irmtraud Wiesner regelmäßig in zehn Kitas und einer Bad Homburger Grundschule im Einsatz. Jetzt will die 74-Jährige ihr Engagement verringern. „Wir haben beim VDK seit Corona einen Schwund an Ehrenamtlichen. Ich bin derzeit nur noch allein mit „Käpt’n Kork“ unterwegs. Das ist anstrengend, weil ich auf den ÖPNV angewiesen bin, um von Köppern aus zu den Kitas und Schulen zu kommen. Ich habe immer viel Gepäck in Form von Requisiten und Rohlingen dabei.“ Und sie wird deshalb nur noch einige Einrichtungen besuchen, die sie von ihrem Wohnort aus mit dem ÖPNV gut erreichen kann. Neue ehrenamtliche Kollegen wären sehr willkommen.



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