Mahnwache am Landgrafenplatz

Friedrichsdorf (fw). Der Arbeitskreis Asyl Friedrichsdorf (AK Asyl) hatte für Februar zu einer Mahnwache aufgerufen, weil der rassistische Anschlag von Hanau sich zum ersten Mal jährte. Neun Menschen wurden dabei ermordet und fünf zum Teil schwer verletzt. Deshalb versammelten sich etwa 80 Menschen auf dem Landgrafenplatz. Kerzen wurden mitgebracht und entzündet. Die Namen der neun Opfer wurden verlesen und in einer Schweigeminute an die Opfer und ihre Angehörigen gedacht. „Wir müssen wachsam sein, denn wenn aus dem Schneeball eine Lawine wird, dann ist es zu spät“, betonte Lutz Kunze (AK Asyl) und rief dazu auf, wo immer es notwendig sei, etwas gegen Rassismus zu setzen.

Regine Trenkle-Freund (AK Asyl) ließ die Opferfamilien zu Wort kommen, die nicht nur den Verlust ihrer Liebsten zu verkraften hatten, sondern auch das, was anschließend geschehen ist: „Sie stellen immer noch viele Fragen an die Polizei und die Bundesregierung, decken Dinge auf, die vorher nicht aufgearbeitet wurden und fordern politische Konsequenzen. Darunter die Frage, wie es sein kann, dass ein polizeibekannter Mensch einen Waffenschein bekommen konnte, so wie heute mehr als 1200 bekannte Rechtsextremisten mit einem Waffenschein ausgestattet sind. Immer noch ist ungeklärt, warum während des Anschlags der Notruf der Polizei nicht funktionierte. Vielleicht könnten einige der Opfer noch leben, wenn der Notruf etwa von Vili Viorel Paun, der den Täter mit seinem Auto verfolgte und von ihm erschossen wurde, angenommen worden wäre“.

Die Opferfamilien würden lückenlose Aufklärung ihrer Fragen, Eingestehen von Fehlern und politische Konsequenzen fordern, sagt Trenkle-Freund, Entwaffnung aller bekannten Rassisten sei der erste wichtige Schritt. Denn Lippenbekenntnisse zur Humanität reichten nicht mehr aus. Nur wenn Konsequenzen gezogen würden, wäre ein neues Hanau zu verhindern.

Als Vertreterin der jungen Generation hielt Lena Lange, Schülersprecherin der Philipp-Reis-Schule, ein Plädoyer gegen Rassismus und Gewalt: „Wir alle tragen Verantwortung, dass so etwas wie in Hanau nicht noch einmal passiert. Wir müssen gemeinsam und Hand in Hand agieren, denn Rassismus tötet. In Schulen sollten die Kinder und Jugendlichen adäquat für das Thema Rassismus sensibilisiert werden. Rassismus ist im Alltag gegenwärtig und alltäglich, verbal und physisch. Wir dürfen niemals aufgeben, gegen Rassismus aufzustehen. Wir müssen erkennen, wie wertvoll und bereichernd die kulturelle Vielfalt ist“.



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