Die moderne Dorfpolizistin will Bürgern mehr Sicherheit geben

Katja Jokiel-Gondek hat als Schutzfrau vor Ort ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte der Bürger im Hochtaunuskreis. Foto: fch

Friedrichsdorf (fch). Stets ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte der Bürger in allen Sicherheits- und Ordnungsbelangen hat Katja Jokiel-Gondek. Die Polizeihauptkommissarin ist seit August 2018 als „Schutzfrau vor Ort“ in Friedrichsdorf und Oberursel sowie sechs weiteren Kommunen im Hochtaunuskreis, ausgenommen der Stadt Bad Homburg, im Einsatz. „Ich bin eine Art moderne Dorfpolizistin“, sagt Katja Jokiel-Gondek. Sie ist seit mehr als 30 Jahren bei der Polizei, seit 1991 im Bereich der Polizeidirektion Hochtaunus. Sie war allein 16 Jahre als Dienstgruppenleiterin in Usingen, Oberursel und Königstein im Einsatz. Sie verfügt über beste Ortskenntnisse und viele Kontakte. „Ich habe als Schutzfrau vor Ort zwei Anliegen. Erstens den Bürgern Sicherheit zu verschaffen und zweitens Informationen für die Polizei und andere Behörden zu erhalten.“ Der Schutzmann oder die Schutzfrau vor Ort sind Teil des Kommunalprogramms Sicherheitssiegel, kurz Kompass, dass der hessische Innenminister Peter Beuth (CDU) initiierte.

„Wo drückt der Schuh?“

Neben ihren Präsenzdiensten auf der Straße wirkt Katja Jokiel-Gondek in Gremien mit. Dazu gehören „Runde Tische“ oder die Mitarbeit in Präventionsräten. Sie nimmt an Ortsbeiratssitzungen, öffentlichen Veranstaltungen, Podiumsdiskussionen oder Infoabenden teil. Auf Einladung hält die Polizeihauptkommissarin Vorträge etwa in Jugend- oder Senioreneinrichtungen oder in Betrieben. Auch die Nachsorge von Kriminalitätsopfern gehört zu ihrem Aufgabenspektrum. Sie nimmt Kontakt zu den Opfern auf und bietet Hilfe an, um die Folgen der Straftat zu minimieren. „Ich komme ins Gespräch mit den Leuten, entwickele ein Gespür dafür, wo der Schuh drückt. Und kann dann gemeinsam mit der Stadt das Problem angehen“, sagt die Polizeihauptkommissarin.

Die monatliche Sprechstunde jeden dritten Donnerstag von 16.30 bis 18 Uhr in Friedrichsdorf nutzten bisher zehn Bürger zum vertraulichen Gespräch. Wiltraud „Traudel“ Herrmann hat ein Mobilitätsproblem. Seit Ende 2017 ist die Köppernerin Fahrerin eines Elektro-Rollstuhls. „Ich habe einen Behinderten-ausweis mit 100 Prozent und wünsche mir abgeflachte Bürgersteige auf der Brücke über den Erlenbach, vor dem Bürgerhaus, der Post und Lebensmittelmärkten. Oft habe ich als Rollstuhlfahrerin keine Möglichkeit von meiner Wohnung zum Einkaufsmarkt oder in Geschäfte zu kommen. Überall werde ich von hohen Stufen und Bürgersteigen sowie fehlenden Rampen ausgebremst. Selbst vor der Grundschule gibt es diese nicht.“ Sie fragt, was vor diesem Hintergrund die Inklusion Kindern im Rollstuhl nutze. Auch auf Bürgersteigen parkende Autos „ich komme dann nicht mehr durch und muss zurückfahren“, beeinträchtigen ihre Mobilität. Zur Schutzfrau vor Ort sagt die Achtzigjährige: „Ich begrüße es, dass man die Anliegen der Bürger aufgreift.“ Katja Jokiel-Gondek verspricht der Seniorin, ihr Anliegen an die zuständige Kommune weiterzuleiten sowie an den Regionalen Verkehrsdienst des Hochtaunuskreises für dessen in allen Kommunen stattfindende „Verkehrsschau“. „Nachrüstungen bei hohen Bürgersteigen sind Sache der Stadt.“ Falschparker sollte die Seniorin mit ihrem Handy fotografieren und das Beweisfoto mit Datum, Uhrzeit und Ort an die Kommune schicken. Zu den von vier weiteren Bürgern vorgetragenen Themen im Juli gehören illegale Autorennen rund um den Kreisel im Wohngebiet Linden-/Saalburgstraße. Dabei nähmen die mit Vollgas aus dem Kreisel herausfahrenden Rowdys keinerlei Rücksichtnahme auf querende Fußgänger oder Radfahrer. Vor allem auch die Landstraße zwischen Bad Homburg und Friedrichsdorf, zwischen dem Friedhof der Kurstadt und dem Kreisel, gehöre vor allem an Wochenenden zu den illegalen Rennstrecken.

Zu den der Schutzfrau vor Ort vorgetragenen Beschwerden gehören auch viele Nachbarschaftsstreitigkeiten, die Fälle fürs Schieds- oder verschiedene andere Ämter sind. „Oft sind die Bürger ratlos und wissen nicht, wen sie verständigen sollen.“ Ein anderer Bürger hatte im Rahmen eines Nachbarschaftsstreites eine Frage zur Videoüberwachung. „Es darf kein öffentlicher Verkehrsraum mit einer privaten Videokamera überwacht werden.“ Oft stellen die Bürger Fragen zum Waffenrecht, zu Messern und Pfefferspray, aber auch zur Kindeswohlgefährdung.

!Die „Schutzfrau vor Ort“ bietet in Friedrichsdorf an folgenden Terminen immer donnerstags eine Bürgersprechstunde an: 15. August, 19. September, 17. Oktober, 21. November und 19. Dezember jeweils von 16.30 Uhr bis 17.30 Uhr, im ersten Stock des Rathauses, im kleinen Sitzungssaal (Zimmer 107). Voranmeldungen sind nicht erforderlich.



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