Nie wieder „Koppweh“ – außer „morsche“

Dass in seinem Kopf einiges durcheinander geht, ist dem Maddin anzusehen. Er ist im Forum voll in seinem Element.Foto: sth

Von Sebastian Theuner

Friedrichsdorf. In der menschlichen Denkzentrale passiert bekanntlich so allerhand. Die aberwitzigsten Gedanken tummeln sich dort und sorgen viel zu oft für schlaflose Nächte. Maddin Schneider gab im Forum Friedrichsdorf Tipps, wie einer solchen Qual am besten zu entkommen ist. Der Comedian hatte dabei ein echtes Heimspiel.

Aufgewachsen im Friedrichsdorfer Stadtteil Burgholzhausen, war der Auftritt im Forum Friedrichsdorf für Maddin Schneider freilich keiner wie jeder andere. Dort habe er als Knirps immerhin schon im Posaunenchor gespielt. Auf der Friedrichsdorfer Bühne fühlt sich Maddin – wen wundert’s – direkt heimisch. Auch wenn er gleich zu Beginn überrascht feststellt, dass unter den weiblichen Gästen im Publikum auch welche zugegen sind, die er noch nicht kennt. Nach kurzem Check, mit wie vielen seiner Besucher er den Heimatort teilt, widmet sich Maddin rasch seinem eigentlichen Hauptanliegen. „Denke macht Koppweh!“ heißt sein Programm, mit dem er seit einem Jahr auf Tour ist. Zutreffend ist der Inhalt des Titels gerade dann, wenn man so richtig einen an der Waffel hat. Maddin spricht in den gut zwei Stunden in Köppern aus Erfahrung.

Da ist zum Beispiel die Sache mit dem Fenster seines Wintergartens, dass „Mr. Aschebeschär“ dummerweise offengelassen hatte. Schon beginn es zu rattern im Oberstübchen – was da nicht alles passieren kann. Kaum auszumalen, sollte „e Vögelsche“ den Weg nach innen finden und sich auf das „Hebelsche“ des Toasters setzen. Im schlimmsten Fall wäre das „Vögelsche“ ein Bussard, oder – noch schlimmer – ein schwangerer Bussard. Was der wiegt! Am Ende wäre wohl der ganze Wintergarten abgebrannt.

Sein Gedanken Wirr-Warr gibt Maddin natürlich wie gewohnt in wunderbar übertriebenem Neuhessisch wieder. Aus dem breit gezogenen Mundwerk sprudelt das heillose Durcheinander seiner Gedankengänge nur so heraus. Das begeisterte Publikum bezieht er von Anfang an mit ein, einige „Opfer“ aus der ersten Reihe kennt Maddin schnell beim Namen.

Säbelzahntiger in Burgholzhausen

Denen und dem restlichen Publikum erklärt er, dass sich der Mensch ja grundsätzlich ganz schön viel Käse ausdenke. Treibt er das auf die Spitze, wird das Gedankenchaos immer größer und malt er sich irgendwann das schrecklichste Horrorszenario aus, habe er quasi den „Wörscht Käs‘“ vor Augen. Englische Bezeichnungen derart elegant und quasi eins zu eins ins hessische zu übersetzen, das kann wohl nur Maddin.

Sicher ist er sich jedenfalls, dass der Mensch seit jeher einen an der Waffel hat. Schon in der Steinzeit sei das so gewesen, damals, als durch Burgholzhausen noch die Säbelzahntiger streiften. Maddin lebt im hier und jetzt, und doch hat es ihn besonders schlimm erwischt. So schlimm, dass ihn die Gedanken bis tief in die Nacht verfolgen – und für einen fürchterlichen „gelber-Sack-Albtraum“ sorgen. Darin bekommt Maddin von seinem einstigen Mathelehrer eine verpasst, weil es der Verpackungsmüll noch immer nicht in den Container geschafft hat. So wie damals in der fünften Klasse, als Maddin die Hausaufgaben vergessen hatte.

Doch es sind nicht nur Kindheitstraumata, die ihn regelmäßig aus der Bahn werfen. Ein mindestens ebenso großer Anteil kommt Maddin’s weiblichen Bekanntschaften zu, wie er in der zweiten Hälfte des Abends verrät. Davon gibt’s – seiner Umtriebigkeit auf Dating-Onlineportalen sei Dank – nicht zu wenige. Blöd nur, dass das Prinzip der „Deppenresonanz“ bei Maddin so gar nicht funktionieren will. Statt Frauen vom Kaliber seinesgleichen anzuziehen, erwische er immer genau diejenigen, die letztlich so gar nicht zu ihm passen wollten. Das liegt daran, dass die Damen in der Nacht wahlweise am Schnarch-Syndrom, am Knirsch-Syndrom oder auch an beidem gleichzeitig leiden. Wie soll Maddin da nur zu Ruhe kommen? Und vor allem, wie bekommt er diese verflixten Gedanken und Sorgen endlich aus dem Kopf?

Zum Glück hat er ja noch seine Oma, auf deren Weisheiten Maddin sich stets verlassen kann. „Gude Morsche, liebe Sorsche, leckt mich am Arsch, bis morsche“, habe diese zu sagen gepflegt. Und da er seinem Publikum hilfreiche Strategien gegen „Koppweh“ mit auf den Weg geben will, wird der Satz sogleich gemeinsam eingeübt. „Nun habt ihr nie wieder Sorsche“, zeigt sich Maddin seinen Gästen gegenüber hocherfreut – „außer morsche!“



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