Ein Park für die Bürger und die Natur

Doris Staab, stellvertretende Bauamtsleiterin, mit dem Plan zur Neugestaltung des Parks an der BleicheFoto:bmi

Von Bettina Müller-Ifland

 

Früher wurde der Park an der Bleiche schon vielfältig genutzt, darauf verweist auch sein Name. Zu Zeiten der florierenden Friedrichsdorfer Strumpfproduktion Mitte des 18. Jahrhunderts wurden hier auf den Wiesen die zunächst noch unansehlich graubeigen Strümpfe durch natürliche Einflüsse gebleicht, bis sie das begehrte reine Weiß aufwiesen. In späteren Jahren wurde das Areal zum Volkspark, im Sommer 1962 erblühten sogar Rosen auf der ehemaligen Bleiche. Mittlerweile hat der Park viel von seiner Attraktivität eingebüsst, Efeu überwuchert das kleine Wäldchen und breitet sich unkontrolliert aus. Die Wege sind teilweise in einem so schlechten Zustand, dass sie zu Stolperfallen werden und der Rehlingsbach ist verlandet.

Doch dem Park soll laut Beschluss der Stadt nun neues Leben eingehaucht werden, wie die stellvertretende Leiterin des Garten- und Tiefbauamtes Doris Staab berichtete. Dabei soll sowohl dem Schutz der Natur wie auch den Bedürfnissen der Bürger Rechnung getragen werden. Ein nicht ganz einfacher Spagat, der jedoch mit dem neuen Konzept unterschiedlicher Nutzungsbereiche erfüllt werden kann. So wird beispielsweise die Artenvielfalt unterstützt durch geschickte Auswahl einer Bepflanzung, die gut für die Insekten ist und die Einrichtung eines Blühstreifens in den Randbereichen, die kaum betreten werden. Außerdem wird der Rehlingsbach wieder offen gelegt, hier können dann Pflanzen siedeln, die eine feuchtere Umgebung bevorzugen. Daneben wird es Bereiche geben mit Holzliegen und Bänken, die sich als Erholungsraum für Anwohner und Mittagspäusler eignen.

Auch eine Fläche für Bürgerinitiativen, die hier „Urban Gardening“ betreiben möchten, kann eingerichtet werden. Eine Fläche von etwa 500 Quadratmeter steht nach bisheriger Planung dafür zur Verfügung, sie ist zur Ecke Dr.-Friedrich-Neiß-Straße und Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße hin gelegen. Bei Bedarf kann diese Fläche auch noch erweitert werden. Entscheidend ist, dass hier Bürger Interesse bekunden, sich in Eigenregie zu einer Initiative zusammenfinden und dann mit der Stadt ins Gespräch kommen oder auch direkt mit Doris Staab Kontakt aufnehmen. Mit fachlicher Expertise könne eine Bürgerinitiative zunächst unterstützt werden, erläuterte Staab, insgesamt aber wolle die Stadt die Gestaltung dieses Bereiches ganz in die Hand der Bürger legen.

Lieber natürlich als übergestaltet

Das ist bei der gesamten Gestattung des Parks einer der Leitsätze: Der Park soll nicht übergestaltet und überreguliert werden, sondern der Natur soll in weiten Bereichen ihr Lauf gelassen werden. Ein wichtiger Punkt ist allerdings die Neugestaltung der Wege, die sich bisher in einem beklagenswerten Zustand befanden. Hier wird Abhilfe geschaffen, indem ein Weg etwas verlegt wird, er wird in einem sanften Bogen um einem Baum herumgeführt, dessen Wurzeln bisher die Wegoberfläche zerstörten. Ansonsten werden die bisherigen Wege, die oft aus Trampelfaden hervorgingen und bereits eine sinnvolle Anordnung bilden, erneuert. Da der Park in einigen Bereichen recht steil ist und viele Wegbeläge hier weggeschwemmt werden könnten, werden diese Wege mit einem farbigen, beispielsweise in Sand-Tönen gehaltenem Asphalt gestaltet, der sich gut in die Natur einfügt. Eine weitere Aufgabe sieht Staab darin, die alten Gehölzbestände auszulichten und zur Verkehrssicherung abgestorbene Teile zu entfernen. Auch das alles überwuchernde Efeu muss zurückgestutzt werden. Dann jedoch darf das „Wäldchen“ sich ganz natürlich weiterentwickeln, das passt zur Maxime des Bauamtes, den Park nicht übermäßig umzugestalten, sondern der natürlichen Entwicklung Raum zu geben.

Die ersten Ideen zur Umgestaltung gab es bereits 2008, doch das damalige Konzept wurde aufgrund der hohen Kosten nicht realisiert. Mittlerweile aber ist eine Neugestaltung des Areals unumgänglich, allein der marode Zustand vieler Wegabschnitte mit Unebenheiten und Stolperfallen bedingt dies. Nach dem neuen Konzept ergeben sich als investive Kosten ein Betrag von etwa 200 000 Euro und für die laufende Unterhaltung müssen jährlich etwa 100 000 Euro veranschlagt werden. Begonnen wird mit den Maßnahmen zur Sanierung der Gehwege und der Baumpflege noch in diesem Winter. Die gesamte Parkgestaltung soll 2023 abgeschlossen sein. Dann wird vermutlich auch der auf dem Gelände der ehemaligen Rollschuhbahn neu errichtete Kindergarten fertig sein, so dass dann der Park mit vielfältigem neuem Leben erfüllt werden wird.



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